Es lief die 72. Minute beim Stand von 2:1 für Real, als sich Zidane dafür entschied, den erst kürzlich von einer zweimonatigen Verletzungspause zurückgekehrten Ronaldo ein wenig zu schonen. Der Portugiese blickte ungläubig zur Seitenlinie, dann auf die Anzeigetafel. Bedient stapfte er in Richtung Lucas Vazquez, Zidane verwehrte CR7 nicht den Handschlag, würdigte den Franzosen allerdings keines Blickes. Ein Real-Verantwortlicher, der auf Ronaldo zuging, musste sich einige Sprüche gefallen lassen. An der Bank angekommen, feuerte der 31-Jährige stocksauer sein Tape zur Seite.
"Ich dachte einfach, es wäre der Moment, um Cristiano ein bisschen früher herauszunehmen. Ich weiß, dass er immer spielen will, aber ich muss an den Spieler denken und für mich galt es, ihn sich ausruhen zu lassen und an die Champions League zu denken", begründete Zidane anschließend. Real aber kassierte in der 85. Minute noch das 2:2 durch Sergio Araujo, wieder ließen die Blancos also zwei Punkte liegen.
Spielersteckbrief Cristiano Ronaldo
Spielersteckbrief Asensio
Spielersteckbrief Vazquez
La Liga - 6. Spieltag
Trainersteckbrief Zidane
Asensio: "...Cristiano schon gar nicht"
Ronaldo hatte damit die Argumente, ihn vielleicht doch auf dem Platz zu lassen, auf seiner Seite. "Lass nie den Kopf hängen", twitterte Ronaldos Mutter mit einem Bild des angefressenen Offensivstars. Mitspieler Marco Asensio, der das 1:0 erzielt hatte und selbst nach 64 Minuten gegen Karim Benzema ausgetauscht wurde, zeigte Verständnis: "Niemandem gefällt es, ausgewechselt zu werden - Cristiano schon gar nicht."
Der Ärger von Ronaldo könnte aber auch daher rühren, dass er einen für seine Verhältnisse richtig schwachen Saisonstart hingelegt hat. Nur ein Tor in der Liga (dazu ein Treffer in der CL), zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Saison waren es fünf (2014/15 gar zehn!). Natürlich machte CR7 auch erst drei Spiele seit Saisonbeginn, doch richtig rund läuft es für ihn dennoch nicht.
Man darf kein Drama daraus machen.
Real-Angreifer Alvaro Morata nach dem 2:2
"Ich glaube nicht, dass es dem Team an Hunger mangelt, wir haben das Spiel von der ersten bis zur 90. Minute kontrolliert", stellte Zidane klar. Auch Angreifer Alvaro Morata wollte die wiederholte Punkteteilung nicht zu hoch hängen: "Wir haben noch nichts verloren, stehen in der Tabelle weiter oben. Man darf kein Drama daraus machen." Am Dienstag wartet mit Borussia Dortmund ein ganz anderes Kaliber, die Westfalen sind in blendender Verfassung und heiß auf die Königlichen . Das weiß auch Morata, der nach Schlusspfiff direkt den Fokus auf das BVB-Spiel legte: "Wir müssen weiter an uns arbeiten und ab jetzt die Champions League im Kopf haben." Dann dürfte auch Cristiano Ronaldo wieder über die volle Spieldauer auf dem Rasen stehen, sonst hängt der Haussegen wohl endgültig schief.
