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"Verhaftet wofür? Nächste Frage"

Blatter beteuert Unschuld - Rückendeckung von Beckenbauer

"Verhaftet wofür? Nächste Frage"

Die Pressekonferenz abrupt beendet: Sepp Blatter gefiel nicht jede Frage der Journalisten.

Die Pressekonferenz abrupt beendet: Sepp Blatter gefiel nicht jede Frage der Journalisten. imago

Gering bis gar nicht vorhanden war das Interesse der Journalisten zu den Entscheidungen, die bei der Sitzung des Exekutivkomitees getroffen wurden, zumal in Sachen WM-Startplätze ohnehin alles beim Alten blieb . Vielmehr interessierte die Person Blatter, das Verhältnis FIFA/UEFA und natürlich der Skandal um die verhafteten sieben Top-Funktionäre wegen Korruptionsverdachts, darunter Blatters Ex-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. Sich selbst, so erklärte Blatter, sehe er nicht in Gefahr. "Wenn jemand Untersuchungen anstellt, dann hat er das gute Recht, diese anzustellen. Wenn es nach Völkerrecht getan wird, habe ich keine Sorgen, insbesondere nicht zu meiner Person." Blatter betonte erneut, es handle sich um Einzeltäter. "Ich war nicht beteiligt", sagte der 79-Jährige.

Unterstützung von Beckenbauer

Unterstützung erhielt er dabei von prominenter Seite. Franz Beckenbauer stützte Blatters "Einzeltäter-These" und gab dem 79-Jährigen Rückendeckung. "Es ist das System, nicht der Einzelne", sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern München am Samstag bei einem Sponsorentermin im Vorfeld des DFB-Pokalfinales in Berlin. Der Weltverband sei eine "Ansammlung von Funktionären", die auch ein FIFA-Chef unmöglich alle kennen könne. "Er wird nicht unbedingt wissen, wer die Leute sind, die in den Verbänden gewählt wurden - aus Samoa oder Virgin Islands oder sonst was", sagte das frühere FIFA-Exekutivkomitee-Mitglied.

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Die US-Justizbehörden schreiben in ihrer Anklageschrift gegen 14 Personen, dass im Zuge der Bewerbung Südafrikas für die WM 2010 ein hochrangiger FIFA-Funktionär angewiesen hätte, dass zehn Millionen Dollar von einem FIFA-Konto in der Schweiz auf ein US-Konto fließen. Das Geld landete auf Konten, die vom damaligen FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner kontrolliert worden sein sollen. "Ich nehme keine Stellung zu den Anklagen. Wenn das jetzt irgendwo untersucht wird, sollen die Untersuchungen abgeschlossen werden", sagte Blatter auf die Frage, ob er die Identität des FIFA-Funktionärs kenne. "Ich kann nur sagen, dass ich es nicht war." Auf eine Nachfrage, ob er selbst Sorge habe, verhaftet zu werden, antwortete er lapidar: "Verhaftet wofür? Nächste Frage."

FIFA und UEFA wollen sich "zusammenraufen"

Die kamen, und zwar zuhauf. Unter anderem auch zum Verhältnis zur UEFA. Der Großteil der Mitglieder hatte sich im Vorfeld klar hinter Blatters Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein gestellt. UEFA-Boss Michel Platini hatte Blatter persönlich zum Rücktritt aufgefordert und sogar mit einem WM-Boykott gedroht. Am Samstag sollen laut Darstellung des FIFA-Bosses bei der vorherigen Sitzung des Exekutivkomitees gleichwohl sachliche Töne geherrscht haben: "Ein UEFA-Vertreter", berichtete Blatter, "hat gesprochen und sagte: Wir müssen uns zusammenraufen, die UEFA gehört zur FIFA. Die UEFA braucht die FIFA - und die FIFA braucht die UEFA."

Doch am längeren Hebel sitzt nun einmal Blatter, der den Weltverband im Rücken hat. Eine Tatsache, an der die UEFA laut Beckenbauer selbst schuld ist. "Die UEFA hat ja noch nicht einmal einen eigenen Kandidaten vorzuweisen. Wenn ich etwas ändern will, dann muss ich eine Alternative anbieten", sagte er der "Thüringer Allgemeinen" (Samstag). "Es gab keinen Herausforderer. Man hat einen Asiaten unterstützt, der relativ unbekannt ist", meinte Beckenbauer über Blatters Gegenkandidat Prinz Ali bin al-Hussein.

Hat Frankreich für Blatter gestimmt?

In der Tat gab die UEFA kein gutes Bild ab, bisher blieb es bei folgenlosen Drohungen. Besonders bitter für die Europäer: Wie "L'Equipe" berichtet, hat ausgerechnet Platinis Landsmann Noël Le Graët, der Präsident des französischen Fußball-Verbandes FFF, bei der Präsidentschaftswahl für Blatter gestimmt. Neben Frankreich dürfte aus der UEFA mindestens auch Russland drei Jahre vor der WM-Endrunde im eigenen Land für Blatter votiert haben. Russlands Staatspräsident Wladimir Putin unterstützte Blatter in den Turbulenzen der vergangenen Tage vehement - sein Sportminister Witali Mutko ist in Personalunion auch Präsident des russischen Verbandes RFU.

In der Zukunft werden wir kommunikativer sein, aber für heute reicht es.

Sepp Blatter

Blatter hat es also auch der Passivität der UEFA zu verdanken, dass er es wieder einmal auf den Thron geschafft hat - auch wenn ihn viele dort nicht mehr sehen wollen. "Diejenigen, die verloren haben, können ja morgen wieder gewinnen. Das ist wie im Fußball auch", sagte Blatter auf der Pressekonferenz in Richtung seiner Kritiker. Die Journalisten hätten den FIFA-Präsidenten allzu gerne noch länger in die Mangel genommen. Doch relativ abrupt hatte er genug von den unbequemen Fragen. "In der Zukunft werden wir kommunikativer sein, aber für heute reicht es", erklärte er und erhob sich. Die zahlreichen "Mister Blatter"-Rufe, sie wurden vom 79-Jährigen schlicht ignoriert, als er den Raum verließ.

las/dpa