kicker

Der Clásico der neuen Gesichter

Martino plagen Abwehrsorgen

Der Clásico der neuen Gesichter

Klassiker-Debütanten: Tata Martino und Neymar treffen auf Carlo Ancelotti und Gareth Bale.

Klassiker-Debütanten: Tata Martino und Neymar treffen auf Carlo Ancelotti und Gareth Bale. imago

Wer spielt? Wer fehlt?

Vor allem bei Barcelona eine schwer zu beantwortende Frage: Gerade in den Wochen mit Champions-League-Spielen lässt Trainer Tata Martino gerne rotieren. Der zuletzt an Oberschenkelproblemen laborierende Lionel Messi wirkte beim 1:1 beim AC Mailand über 90 Minuten mit und erzielte den Treffer für Barça. Martino sagt: "Es gibt keine Zweifel an seiner körperlichen Verfassung. Er hat seine Verletzung auskuriert." In den voraussichtlichen Aufstellungen der renommierten madrilenischen Zeitungen "Marca" und "As" fehlt der viermalige Weltfußballer allerdings. Cesc Fabregas wäre im 4-3-3-System der Ersatzmann in der Rolle der "falschen Neun".

La Liga - 10. Spieltag
mehr Infos
La Liga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
FC Barcelona FC Barcelona
28
2
Atletico Madrid Atletico Madrid
27
3
Real Madrid Real Madrid
22
La Liga - Torjäger 2013/14
Atletico Madrid Diego Costa
11
Real Madrid Cristiano Ronaldo
8
FC Barcelona Messi Lionel
8
FC Barcelona - Vereinsdaten
FC Barcelona

Gründungsdatum

29.11.1899

Vereinsfarben

Blau-Rot

mehr Infos
Real Madrid - Vereinsdaten
Real Madrid

Gründungsdatum

06.03.1902

Vereinsfarben

Weiß-Blau

mehr Infos

Über links darf Neymar ran. In 14 Pflichtspielen stand er zehn Mal in der Startelf, nur einmal wurde er nicht eingesetzt. Er erzielte drei Tore und bereitete sechs Treffer vor. Emotionale Spiele kennt der 21-Jährige zur Genüge. Der Clásico, sagte er in einem Gespräch auf der Internetseite des Klubs, sei natürlich etwas Besonderes. Aber wenn er es genauer bedenke, habe der ehemalige Santos-Stürmer in Brasilien ja gegen Palmeiras, Corinthians oder Sao Paulo bereits ähnliche Duelle erlebt. Definitiv Probleme hat Barcelona in der Innenverteidigung. Puyol und Mascherano sind noch nicht hundertprozentig fit, Piqué schlägt sich mit Oberschenkelproblemen herum. So könnte die Stunde von Marc Bartra schlagen. Dass der 22-Jährige dieser Aufgabe nicht unbedingt gewachsen sein muss, wissen Bayern-Fans nur allzu gut. In den Champions-League-Halbfinalspielen 2012/13 machte er bei beiden Spielen keine glückliche Figur (kicker-Noten 6 und 4,5).

zum Thema

Real Madrid muss auch im Klassiker auf den langzeitverletzten Xabi Alonso verzichten. Sergio Ramos und Pepe (Neymar: "Ich habe ihn studiert") bilden vor Keeper Diego Lopez die Innenverteidigung, Sami Khedira wird wohl gemeinsam mit Asier Illarramendi die Doppelsechs bilden. In Sachen Offensivformation wird's interessant. Die alles entscheidende Frage lautet: Spielt Millionen-Einkauf Gareth Bale? Und wenn ja, wo? Ob er auf dem linken Flügel ran darf, wird davon abhängen, ob Cristiano Ronaldo den Posten im Sturmzentrum von Karim Benzema übernimmt, der seit dem 17. September nicht mehr getroffen hat. Auf rechts wird Trainer Carlo Ancelotti wohl dem formstarken Angel die Maria das Vertrauen schenken.

Sollte Bale nicht ran dürfen, winkt Isco ein Platz in der Startelf. Der Waliser brennt aber natürlich auf einen Einsatz. Dafür sorgt schon allein die katalanische Presse. Das Blatt "Mundo Deportivo" aus Barcelona schrieb am Freitag, Bale sei wegen seiner ewigen Bandscheibenschmerzen für Ancelotti bisher "mehr Problem als Lösung". Seit der Waliser am vergangenen Wochenende beim 2:0 gegen den FC Malaga einen Elfmeter herausholte, verspottet ihn Kataloniens Presse als "piscinero" (Schwalbenkönig). Übrigens ein Ruf, der ihm auch in England schon nacheilte. Und was sagt Bale zum großen Spiel? "Ich fühle mich gut in Form", erklärte er gegenüber dem britischen TV-Sender Sky Sports, "und bereit für einen Einsatz von Beginn an." Sein erster Clásico, sagte Bale, werde "eine unglaubliche Erfahrung".

Was sagen die Trainer?

Martino und Ancelotti

Kurzer Schlagabtausch: Barcelonas Tata Martino kritisierte den Bale-Transfer, Carlo Ancelotti schlug sofort zurück. imago

Sowohl Martino als auch Ancelotti sind waschechte Clásico-Frischlinge. Das Streitprinzip scheinen sie aber verstanden zu haben. "100 Millionen zeugen von einem Mangel an Respekt vor der Welt, in der wir leben", sagte Martino in Bezug auf den Bale-Transfer. Dass Barça selbst 60 Millionen für Neymar ausgegeben hatte, übersah er dabei großzügig. Und so schoss Ancelotti umgehend zurück. "Martino versteht noch nicht richtig, wie Europa funktioniert - und wie sein eigener Klub tickt." Zudem erklärte der Italiener, man habe schließlich mit den Verkäufen von Mesut Özil, Gonzalo Higuain und José Callejon selbst gut Kasse gemacht.

Martino ließ es dabei bewenden, hielt seitdem den Mund. "Ich bin ja schon einmal abgewatscht worden", sagte er. Grundsätzlich sei der Clásico ein "wichtiges Spiel, aber nicht entscheidend". Etwas forscher wirkt da schon Ancelotti. "Wir müssen gewinnen und dabei auch noch spektakulär spielen." Denn bisher, gibt er zu, "haben wir zwar meist gewonnen, aber nicht so schön gespielt." Ein wenig vermisst man in Spanien aber doch José Mourinho. Die "Marca" listete auf ihrer Internetseite am Freitag noch einmal dessen schönste Clasico-Skandälchen chronologisch auf.

Der Clásico ist für mich nicht wichtig. Ich werde mit meiner Familie zu Abend essen.

José Mourinho auf die Frage, ob er sich das Spiel anschauen werde.

Wie ist die Ausgangslage?

Am vergangenen Wochenende kam Barcelona bei CA Osasuna nicht über ein 0:0 hinaus - nichts wurde es also mit der Einstellung des Ligarekords von neun Auftaktsiegen in Folge (Real in der Saison 1968/69) . Die Königlichen gewannen indes gegen Malaga mit 2:0 und lieferten eine gute Leistung ab. "Wir waren gegen Malaga besser als zuletzt", fand auch Ancelotti. Drei Punkte beträgt damit nur noch der Vorsprung des Tabellenführers aus Katalonien. Für Martino kein Problem: "Mich stört es überhaupt nicht, dass Real wieder dran ist", behauptete er.

Wie lautet die Statistik?

Königlicher Jubel: Das letzte Aufeinandertreffen im März 2013 gewann Real mit 2:1.

Königlicher Jubel: Das letzte Aufeinandertreffen im März 2013 gewann Real mit 2:1. imago

Nach 257 Clásicos hat Barcelona 105 Siege vorzuweisen, während Real 94-mal gewann. Auch das Torverhältnis spricht für die Katalanen (445:422). In den Ligabegegnungen aber haben die Königlichen die Nase vorn. Von den 166 Partien in der Primera División gewannen die Hauptstädter 70, Barça ging 64-mal als Sieger vom Platz (Torverhältnis: 270:259 für Real). Barcelona konnte seit fünf Clásicos nicht mehr gewinnen.

Ebenfalls statistisch interessant: Das Duell zwischen Messi und Ronaldo. Wenn er Samstag trifft, wird Messi mit 19 Toren zum erfolgreichsten Clásico-Torjäger der Geschichte. Noch teilt sich der 26-Jährige die Ehre mit Landsmann und Real-Ehrenpräsident Alfredo Di Stéfano (87). Ronaldo kommt bisher auf zwölf Derby-Tore, acht davon in den vergangenen sechs Begegnungen. Er müsste dreimal jubeln, um den Klub-Rekord von Francisco Gento einzustellen, der mit elf Toren im Camp Nou besser als jeder andere Real-Mann ist.

Wer ist der Favorit?

Barcelona. Zum einen wegen des Heimvorteils, zum anderen wegen der konstanteren Form. Das sehen auch die Sportwettenanbieter so. bwin sieht die Mannschaft um Lionel Messi mit einer Sieg-Quote von 1,78:1 deutlich vorne. Für die Königlichen gibt es im Falles eines Erfolges das Vierfache des Einsatzes zurück. Ein Unentschieden wird von den Fachleuten als ebenso unwahrscheinlich eingeschätzt: Ein Euro Einsatz bringt 3,80 Euro ein.