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Di Canio: "Ich unterstütze die Ideologie des Faschismus nicht"

Sunderland-Trainer distanziert sich mit Verspätung

Di Canio: "Ich unterstütze die Ideologie des Faschismus nicht"

Im Mittelpunkt - aber nicht aus sportlichen Gründen: Sunderlands neuer Trainer Paolo di Canio.

Im Mittelpunkt - aber nicht aus sportlichen Gründen: Sunderlands neuer Trainer Paolo di Canio. picture alliance

2005 hatte di Canio über sich gesagt, "ein Faschist, kein Rassist" zu sein. Entsprechend groß war seit dem Wochenende die Empörung, als bekannt wurde, dass der 44-jährige Italiener, der als Spieler mehrfach durch das Zeigen des Hitlergrußes aufgefallen war, Trainer in der Premier League wird. Vorstandsmitglied David Miliband reichte seinen Rücktritt ein, mehrere Fans kündigten an, ihre Dauerkarten zurückgeben zu wollen.

In einem ersten Statement am Ostermontag hatte di Canio zwar den Vorwurf, er sei ein Rassist, als "dumm und lächerlich" bezeichnet und erklärt, es tue ihm leid, "wenn ich jemanden verletzt haben sollte". Von seiner früheren Aussage, die inzwischen in ganz Fußball-Europa wieder Thema ist, nahm er darin jedoch keinen Abstand.

Trainersteckbrief di Canio
di Canio

di Canio Paolo

AFC Sunderland - Vereinsdaten
AFC Sunderland

Gründungsdatum

01.01.1879

Vereinsfarben

Rot-Weiß-Schwarz

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"Ich möchte nicht über Politik reden", hatte di Canio verlauten lassen und das bei seiner Vorstellung am Dienstag wiederholt: "Ich will nur über Fußball sprechen. Diese Geschichte muss aufhören." Die mehrfach gestellte Frage, ob er ein Faschist sei oder nicht, verärgerte ihn: "Das muss ich nicht beantworten."

Ich respektiere jeden.

Paolo di Canio

Am Mittwoch dann der Sinneswandel: Di Canio ließ via Sunderlands Website ein weiteres Statement veröffentlichen, in dem er sich nun doch von faschistischem Gedankengut distanzierte. "Ich bin nicht politisch, ich schreibe mich keiner Organisation zu, ich bin kein Rassist und ich unterstütze die Ideologie des Faschismus nicht. Ich respektiere jeden."

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Obwohl er nur noch über Fußball habe sprechen wollen, habe er sich zu der Klarstellung bewogen gefühlt, denn: "Ich bin tief verletzt wegen der Attacken auf den Fußballklub. Das ist ein historischer, stolzer und anständiger Klub, und es schmerzt, einige der bösartigen und persönlichen Anschuldigungen zu lesen und zu hören. Ich bin ein ehrlicher Mann, meine Werte und Prinzipien stammen von meiner Familie und aus meiner Erziehung."

Trotz des Zurückruderns bleibt ein Beigeschmack: Mehrfach hatte di Canio in den vergangenen Tagen die Chance, sich von jeglichen faschistischen Ansichten loszusagen. Seine erste Mitteilung war ein halbherziger Versuch, die Diskussionen verstummen zu lassen. Deutlicher wurde er erst mit viel Verspätung - zu einem Zeitpunkt, da auch international der Druck gestiegen war und nicht zuletzt der AFC Sunderland Schaden zu nehmen drohte.