Nach der 1:2-Derbypleite gegen Manchester City und dem 0:1 in Rotterdam in der Europa League schien ein Trip nach Watford für Manchester United genau richtig zu kommen: An der Vicarage Road hatten die Red Devils seit 1986 nicht verloren, zuletzt zudem elf Pflichtspiele in Folge gegen die Hornets gewonnen. José Mourinho wechselte im Vergleich zum Auftritt bei Feyenoord fünfmal, brachte dazu Youngster Rashford erstmals in der Liga von Anfang an.
Es war aber der Außenseiter, der zu ersten Chancen kam. Deeney verpasste nach Kopfball-Vorlage des früheren Bremers Prödl knapp (12.), Ighalo brachte es fertig, den Ball nach einem Fehler von de Gea unbedrängt am leeren Tor vorbeizuschießen (14.). United schien die Ordnung - vor allem in der Abwehr - komplett verloren zu haben.
Premier League - 5. Spieltag
Manchester United - Die letzten Spiele
FC Watford - Die letzten Spiele
Premier League - Tabelle
Pogba trifft die Latte, Capoue trifft schon wieder
Der Rekordmeister kam der Führung durch einen Distanzschuss von Pogba am nächsten, der an die Latte klatschte (33.). Sekunden später ging Watford auf der anderen Seite in Führung. Martial, der zuvor nach einem Zusammenprall mit Janmaat minutenlang am Kopf behandelt worden war, wurde von Britos am Sechzehnereck resolut vom Ball getrennt. Janmaat legte zurück zu Capoue, der seinen vierten Treffer im fünften Saisonspiel markierte (34.). Verdient. Martial musste direkt nach dem Gegentor vom Platz, schien benommen zu sein.
Viel Ballbesitz, wenig Ertrag - das hatte man bei ManUnited unter Louis van Gaal immer wieder gesehen. Doch genauso ideenlos präsentierte sich auch Mourinhos Team nach der Pause lange. Der Ausgleich durch Rashford fiel quasi aus dem Nichts (62.). Nun hing Watford allerdings in den Seilen: United schnürte die Hornets, bei denen die Kräfte nach couragiertem Auftritt zu schwinden schienen, in deren eigener Hälfte ein und drängte auf den zweiten Treffer. Einen Kopfball von Ibrahimovic parierte Watfords Torhüter Gomes sehenswert.
United drückt, Watford trifft: Mazzarris gutes Händchen mit Zuniga
Umso überraschender: Es war das Team von Walter Mazzarri, das erneut in Führung ging! Die Gäste-Defensive machte es Watford aber auch gar zu leicht. Mit einfachen Pässen hebelten Amrabat und Pereyra die United-Abwehr aus, der gerade erst eingewechselte Zuniga vollendete (83.). In der Nachspielzeit wurde der Kolumbianer im Strafraum von Fellaini gelegt, Deeney sorgte vom Elfmeterpunkt für den 3:1-Endstand. Der erste Heimsieg der Saison für Watford.
Matchwinner: Der eingewechselte Camilo Zuniga brachte Watford auf die Siegerstraße. imago
Der gute Saisonstart mit drei Liga-Erfolgen ist bei ManUnited damit endgültig vergessen, Ibrahimovic stürmte nach Schlusspfiff wutentbrannt in die Kabine. Auf Mourinho, der zuletzt im Februar 2002 (damals beim FC Porto) drei Pflichtspielpleiten in Serie kassiert hatte, kommt viel Arbeit zu. Vor allem die Abwehr muss dem Portugiesen Sorgen bereiten, auch die Mittelfeldformation mit zwei Sechsern funktioniert hinten und vorne (noch?) nicht. Nach der Partie machte der 53-Jährige drei entscheidende Faktoren aus: Die eigenen Unzulänglichkeiten, den Schiedsrichter (wegen des diskussionswürdigen Einsteigens gegen Martial vor dem 0:1, das nicht geahndet wurde) und fehlendes Glück.
Mourinho: Zu viel Negativität nach erster Niederlage
Gerät der Rekordmeister in eine Abwärtsspirale? "Wir sind sehr gut in die Saison gestartet. Ich habe das Gefühl, dass es einige der Spieler nach der ersten Niederlage schwer hatten, mit der Negativität umzugehen", meinte Mourinho und nannte den eingewechselten Young als positives Beispiel: "Seine Mentalität, seine Fröhlichkeit und das Selbstvertrauen, das er unserem Spiel gebracht hat - das ist etwas, das mehr Spieler haben müssen." Die nächste Chance für Wiedergutmachung: das Heimspiel gegen Meister Leicester City am kommenden Samstag (13.30 Uhr).
