Frauen

"Spielerinnen waren in katastrophalem Zustand"

Bundestrainerin Silvia Neid nach der Niederlage gegen England

"Spielerinnen waren in katastrophalem Zustand"

Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: Silvia Neid und Nadine Angerer.

Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: Silvia Neid und Nadine Angerer. picture alliance

"Ich finde gut, dass sich Trainer, sprich Colin Bell (Trainer des 1. FFC Frankfurt, d. Red.), Gedanken machen. Nur muss man halt auch dafür sorgen, dass sich Spielerinnen weiterentwickeln, zum Beispiel im Spielaufbau oder, oder, oder", so Neid, die zudem anmerkte, dass sie zur Vorbereitung auf das Turnier nur zehn Tage Zeit gehabt habe. Und diese Vorbereitung hätte eher einer Regeneration geähnelt: "Die Spielerinnen waren in einem katastrophalen Zustand, als sie zu uns kamen. Wir mussten erst einmal schauen, dass wir alle Blessuren hinkriegen und so behandeln, dass die Spielerinnen auf dem Platz stehen und wir einigermaßen trainieren konnten. Dann sind wir nach Kanada gefahren." Angesichts dieser Voraussetzungen könne man froh sein, dass das deutsche Team so weit gekommen sei.

Die offensichtlichste Schwachstelle des DFB-Teams war, das sieht auch Neid so, die schlechte Chancenauswertung. Nach dem klaren Erfolg gegen Schweden (4:1) im Achtelfinale war kein Tor aus dem Spiel heraus mehr gelungen. Und das trotz zahlreicher guter Gelegenheiten, auch gegen England. Selbst nach dem kassierten Elfmetertor (108.) hatte Deutschland noch durch Bianca Schmidt mit einem Kopfball aus vier Metern die große Chance zum Ausgleich (116.).

Bis in die Schlussphase der regulären Spielzeit hatte England, das zuvor in 20 Länderspielen keinen einzigen Sieg gegen die DFB-Auswahl einfahren konnte, offensichtlich großen Respekt vor den deutschen Spielerinnen. Erst ab der 70. Minute kamen die Britinnen gefährlich vor den Kasten der scheidenden Torhüterin Nadine Angerer: So kam Jill Scott bei einer Hereingabe von Karen Carney einen Schritt zu spät. Danach geriet die deutsche Abwehr schließlich auch in der Verlängerung noch einige Male unter Druck. "Sie haben den Sieg unbedingt gewollt. Sie waren so zweikampfstark, so clever, auch in ihrem Verhalten. Das war wirklich gut", sagte Neid.

"Wir haben alles gegeben, gefightet und gut gearbeitet gegen den Ball. Wir haben uns auch sehr gute Chancen herausgespielt. Nur wenn du keine Tore machst, kannst du ganz schlecht ein Spiel gewinnen", so Neid und ergänzte. "Das ist bitter, aber das ist die Realität." Die Misere in der Chancenauswertung habe mit dem Viertelfinale gegen Frankreich begonnen. "Da war es sehr schwer, weil wir nicht gut im Spiel nach vorne waren. Da hat es eigentlich begonnen. Man kann festhalten: Je besser der Gegner wurde, desto schwerer haben wir uns getan. Im Zweikampfverhalten waren Frankreich, die USA sowieso und England von der Robustheit gegen den Ball einen Tick besser als wir."

sam/dpa