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Höwedes ist "kein Roberto Carlos", Klose "kann leider noch"

Flick: "Wir haben einen Plan gegen Messi"

Höwedes ist "kein Roberto Carlos", Klose "kann leider noch"

Gut gelaunt im Campo Bahia: Miro Klose und Benedikt Höwedes bei der Pressekonferenz am Donnerstag.

Gut gelaunt im Campo Bahia: Miro Klose und Benedikt Höwedes bei der Pressekonferenz am Donnerstag. picture alliance

Regenerieren war gestern die Devise, Regenerieren ist sie auch heute: Der deutschen Mannschaft steckt das Spiel gegen Brasilien noch in den Knochen, auch wenn der historische 7:1-Erfolg mehr als klar ausfiel. So steht - auch für den zuletzt angeschlagenen Mats Hummels (Sehnenreizung) - lediglich individuelles Training auf dem Programm, ehe am Freitag die Zügel angezogen werden.

Am Sonntag ist schließlich der große Tag: Endspiel, Maracana, Argentinien mit Messi - der Höhepunkt. Die Mannschaft sei "richtig heiß auf dieses Spiel", sagte Flick. "Die Stimmung ist gut, aber auch konzentriert und fokussiert. Wir freuen uns auf diesen starken Gegner, der defensivstark ist und mit Messi einen herausragenden Spieler in der Offensive hat." Die Kreise des argentinischen Superstars einzudämmen, wird eine der Hauptaufgaben der deutschen Mannschaft sein - das gilt speziell für Linksverteidiger Höwedes. "Er ist natürlich ein fantastischer, außergewöhnlicher Spieler", sagte der Schalker. "Wir müssen ihn im Kollektiv schlagen, dann wird auch ein Spieler solcher Qualität nicht zum Zuge kommen. Dazu will natürlich auch ich einen Beitrag leisten." Auch Stürmer Klose würdigte Messi als "fantastischen Spieler, der Spiele im Alleingang entscheiden kann".

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Flick verrät den Plan gegen Messi nicht

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Dass auch ein viermaliger Weltfußballer unter Kontrolle zu bekommen ist, bewies die deutsche Mannschaft beim letzten großen Duell im Viertelfinale 2010 - 4:0 gewann die Löw-Elf, Messi machte kaum einen Stich (kicker-Note 5). Auch den Niederländern gelang es im Halbfinale vorzüglich, den "Floh" an die Leine zu legen. "Wir haben gesehen, wie die Holländer Messi in Schach gehalten haben, aber wir haben selbst oft genug gegen Argentinien gespielt", sagte Flick. "Wir haben mit Sicherheit auch einen Plan. Doch den", so der nach der WM scheidende Co-Trainer, "den werde ich nicht verraten."

Doch nur Messi auszuschalten, wird natürlich nicht reichen. Deutschland muss selbst ein Tor erzielen, womöglich über die neue Stärke: Standardsituationen. Gegen Brasilien brachte eine Ecke das DFB-Team auf die Siegerstraße, gegen die nicht allzu hochgewachsenen Argentinier könnten ruhende Bälle erneut ein probates Mittel sein. "Da steckt wirklich viel Arbeit dahinter", sagte Klose. Mehr mochte er aber nicht verraten. "Wir haben uns auch in dem Punkt ein bisschen was vorgenommen, das soll auch eine Waffe sein." Wie intensiv Standards trainiert werden, ließ Höwedes im wahrsten Sinne durchblicken. Sein Veilchen unter dem Auge rühre aus dem Standardtraining, erklärte der 26-Jährige.

Ich bin kein Roberto Carlos.

Benedikt Höwedes

Höwedes und Klose - sie haben bei dieser WM ihre eigenen kleinen Geschichten geschrieben. Der Schalker wurde als einer der Schwachpunkte der Mannschaft ausgemacht, kaum einer traute ihm die für ihn selbst ungewohnte Rolle auf der linken Abwehrseite zu. Selbst Ex-Trainer Felix Magath mischte sich unter die Kritiker. Doch Höwedes macht sich keinen Kopf, frei nach dem Motto: Zum einen Ohr rein, zum anderen raus. "Den Schwachpunkt muss mir mal jemand erklären. Ich bin kein Roberto Carlos, der großartige Flanken schlägt, aber defensiv erfülle ich immer meine Aufgabe, das hat mir auch der Bundestrainer immer bestätigt." Ihm sei egal, ob ihn Kritiker, Experten oder Ex-Trainer als Schwachstelle ausmachen, "das ist für mich sekundär." Höwedes sei vielmehr die Meinung des Trainers wichtig gewesen. "Jeder weiß doch, dass ich ein gelernter Innenverteiger bin. Aber wenn ich nur Fehler gemacht hätte, würden wir wohl auch nicht im Finale stehen und ich hätte nicht jedes Spiel gemacht", wehrte sich Höwedes.

Kloses "beschissenes Gefühl"

Auch Klose sprach so manch einer die Qualität ab. Zu alt, zu langsam, zu verletzungsanfällig, so lauteten die gängigen Vorurteile. Inzwischen ist er WM-Rekordtorschütze und strebt dem absoluten Karrierehöhepunkt entgegen. Ein Spiel lässt ihm aber bis heute offenbar keine Ruhe. "Ich weiß, wie beschissen sich das anfühlt, wenn man ein Finale verliert", sagte er rückblickend auf die Niederlage bei der WM 2002 gegen Brasilien, um sogleich hinterherzuschieben: "Wir sind einfach dran! Für mich zählt nur, dass wir das Ding in die Höhe stemmen."

Ich kann leider noch.

Miro Klose auf die Frage, ob er nach dem Finale seine Karriere beenden werde.

Locker genug wirkt Klose für diese schwierige Aufgabe. Beinahe auf alle Fragen hatte er eine kecke Antwort parat. Egal, ob sein Römer Mannschaftskollege bei Argentinien, Lucas Biglia, zur Sprache kam ("Ist doch schön für Lazio, dass ein Weltmeister zurückkommt"), ob es über sein erstes Interview bei der Nationalelf im Jahr 2000 ging ("Sie können die Frage direkt abbrechen") oder ob er seine Karriere in der Nationalmannschaft nach der WM fortsetzen werde: "Die Entscheidung fälle ich nach dem Endspiel sicherlich spontan. Aber ich kann leider noch, ich schleppe meinen Kadaver noch etwas herum."

Auch zu seinem Torrekord hatte er noch etwas Launiges zu sagen. "Ronaldo hat mich ja damals im 15er Klub begrüßt", sagte Klose mit einem Schmunzeln. "Jetzt schicke ich mir selbst eine Message. 'Willkommen, Miro Klose, im 16er Klub. Es sind alle herzlich eingeladen.'"