EM

Hodgson bootet Ferdinand aus - Terry dabei

England: Carroll und Oxlade-Chamberlain dabei - Gerrard Kapitän

Hodgson bootet Ferdinand aus - Terry dabei

Ausgebootet: Der Konflikt mit John Terry kostete Rio Ferdinand (l.) wohl das EM-Ticket.

Ausgebootet: Der Konflikt mit John Terry kostete Rio Ferdinand (l.) wohl das EM-Ticket. imago

Zahlreiche Medien auf der Insel berichteten bereits am Mittwochmorgen übereinstimmend, dass Ferdinand von Hodgson am Dienstag darüber informiert worden sei, dass er nicht mit zur EM fährt. Rücken- und Wadenverletzungen hatten dem Verteidiger von Manchester United in den vergangenen drei Spielzeiten immer wieder zu schaffen gemacht. Die letzten zwölf Partien der Red Devils absolvierte der 33-Jährige, der in der Premier League diese Saison 30 Mal auflief, jedoch allesamt. Im Trikot der "Three Lions" lief Ferdinand zuletzt - und aller Voraussicht nach zum letzten Mal - beim 2:2 gegen die Schweiz im Juni vergangenen Jahres auf.

Rund um die "Three Lions"

Europameisterschaft - Vorrunde, 1. Spieltag
mehr Infos
Trainersteckbrief Hodgson
Hodgson

Hodgson Roy

Spielersteckbrief Ferdinand
Ferdinand

Ferdinand Rio

Spielersteckbrief Terry
Terry

Terry John

Spielersteckbrief Walker
Walker

Walker Kyle

Spielersteckbrief Rooney
Rooney

Rooney Wayne

Spielersteckbrief A. Carroll
A. Carroll

Carroll Andy

Spielersteckbrief Oxlade-Chamberlain
Oxlade-Chamberlain

Oxlade-Chamberlain Alex

Die Situation in seiner Innenverteidigung hatte beim neuen Coach für Magenschmerzen gesorgt. Ferdinands Verhältnis zu Abwehrkollege John Terry ist höchst angespannt: Der Chelsea-Kapitän soll Ferdinands Bruder Anton (Queens Park Rangers) rassistisch beleidigt haben und steht deshalb nach der EURO am 9. Juli vor Gericht. Terrys Absetzung als England-Kapitän durch den Verband hatte im Februar letztlich zum Rücktritt von Fabio Capello geführt. Daher war mit Hochspannung erwartet worden, wie sein Nachfolger Hodgson mit dem Konfliktpotenzial zwischen den beiden Innenverteidigern umgeht.

Offenbar kam der 64-Jährige zu dem Schluss, dass das Verhältnis zwischen den beiden Spielern nicht mehr zu kitten ist: was etwas überraschend Ferdinand - und nicht wie überwiegend spekuliert Terry - zum Verhängnis wird. Nachdem er den 82-maligen Nationalspieler über seinen Entschluss informiert hatte, fuhr Hodgson dem Vernehmen nach zum Trainingsgelände des FC Chelsea, wo er erstmals seit seiner Installierung ein Gespräch mit Terry und den anderen Nationalspielern der Blues führte.

"Meine Entscheidung für John Terry habe ich nach allein sportlichen Gesichtspunkten getroffen", erklärte Hodgson am Nachmittag: "Ich war mir im Klaren, dass einige Leute, die Augenbrauen hochziehen würden, aber ich werde mit dieser Entscheidung leben." Zum Thema Ferdinand sagte Hodgson: "Es war sehr hart, diesen Anruf tätigen zu müssen. Aber er basierte auf Fußball-Aspekten - nichts anderem." Dass die anwesenden Journalisten sich mit dieser Begründung nicht wirklich zufriedengeben wollte, zeigte die Tatsache, dass zu fast keinem anderen Thema Fragen gestellt wurden. Wie Hodgson bei der PK ebenfalls verkündete, wird Steven Gerrard sein neuer Kapitän.

Das Kapitel Rio Ferdinand und Europameisterschaften bleibt damit ein erfolgloses: 2000 berücksichtigte ihn der damalige Nationaltrainer Kevin Keegan nicht, das Turnier 2004 verpasste er wegen einer neunmonatigen Sperre nach verpasster Dopingprobe, 2008 scheiterte England in der Qualifikation - und nun die Absage von Hodgson.

Rechtsverteidiger Walker fällt aus

Auch Angreifer Peter Crouch (Stoke City) und Verteidiger Micah Richards (Manchester City) soll Hodgson bereits am Dienstag die Nachricht ihrer Nicht-Berücksichtigung unterbreitet haben. Schlechte Neuigkeiten gab es im Gegenzug auch für den Nationaltrainer. Tottenhams Kyle Walker, von den Profis der Premier League zum "jungen Spieler des Jahres" gewählt, verpasst die EURO wegen eines beim 2:0 gegen Fulham am Wochenende erlittenen Zehenbruchs. Der 21-Jährige wäre Hodgsons erste Wahl als Rechtsverteidiger gewesen - umso überraschender daher die Absage an Richards, der auch auf dieser Position spielen kann. Unlängst hatte bereits Abwehrspieler Chris Smalling (Manchester United) das EM-Aus ereilt.

Auf der rechten Seite setzt Hodgson auf Liverpools Glen Johnson, der seine Qualitäten allerdings fast ausschließlich im Vorwärtsgang hat, und ManUnited-Talent Phil Jones, das sowohl rechts als auch im Zentrum verteidigen kann.

Rooneys Vertreter: Carroll, Defoe, Welbeck

Mit Spannung erwartet worden war auch die Sturmbesetzung. Wayne Rooney hatte sein Ticket sicher, verpasst jedoch die ersten beiden Partien gesperrt. Hodgsons Wahl fiel auf Jermain Defoe (Tottenham), Rooneys Vereinskollegen Danny Welbeck sowie den in Liverpool eigentlich schon zum Millionenflop abgestempelten Andy Carroll, der in den letzten Saisonspielen zumindest verbesserte Leistungen zeigte. Chelseas Daniel Sturridge ging leer aus.

Auch für das Mittelfeld wurde mit Stewart Downing ein Akteur des FC Liverpool nominiert, der seiner Form über weite Strecken der Saison meilenweit hinterherlief. Auf den Zug aufgesprungen ist auch Arsenals Flügelflitzer Alex Oxlade-Chamberlain. Der 18-Jährige hat bislang noch kein Länderspiel absolviert. Gleiches gilt für Schlussmann John Ruddy, der als dritter Torhüter mitfährt.

Andy Carroll und Alex Oxlade-Chamberlain

Dürfen sich über ihre EM-Nominierung freuen: Andy Carroll (l.) und Alex Oxlade-Chamberlain. imago

Für Verblüffung hatte Hodgson auf der Insel schon zu Wochenbeginn gesorgt, als er den ehemaligen Nationalspieler Gary Neville, zuletzt als TV-Analyst tätig, in seinen Trainerstab für das Turnier in Polen und der Ukraine berief.

Dort trifft England in der Gruppe D auf Frankreich, Schweden und Co-Gastgeber Ukraine. Zunächst steht am 26. Mai Hodgsons Debüt als Nationalcoach beim Test in Oslo gegen Norwegen an, ihre Generalprobe absolvieren die "Three Lions" am 2. Juni gegen Belgien in Wembley. Ein für kommende Woche geplantes Vorbereitungstrainingslager in Malaga sagte Hodgson ab.

Englands EM-Kader im Überblick

Tor: Joe Hart (Manchester City), Robert Green (West Ham United), John Ruddy (Norwich City)
Abwehr: Leighton Baines (FC Everton), Gary Cahill (FC Chelsea), Ashley Cole (FC Chelsea), Glen Johnson (FC Liverpool), Phil Jones (Manchester United), Joleon Lescott (Manchester City), John Terry (FC Chelsea)
Mittelfeld: Gareth Barry (Manchester City), Stewart Downing (FC Liverpool), Steven Gerrard (FC Liverpool), Frank Lampard (FC Chelsea), James Milner (Manchester City), Alex Oxlade-Chamberlain (FC Arsenal), Scott Parker (Tottenham Hotspur), Theo Walcott (FC Arsenal), Ashley Young (Manchester United)
Angriff: Andy Carroll (FC Liverpool), Jermain Defoe (Tottenham Hotspur), Wayne Rooney, Danny Welbeck (beide Manchester United)