Polens Nationaltrainer Adam Nawalka sah nach dem 5:4-Sieg i.E. im Achtelfinale gegen die Schweiz keinen Anlass, seine Startelf zu verändern.
Sein Gegenüber Fernando Santos, der Coach Portugals, tauschte nach dem 1:0-Sieg n.V. über Kroatien zweimal: Eliseu ersetzte den angeschlagenen Neu-Dortmunder Guerreiro als Linksverteidiger, Neu-Bayer Renato Sanches gab sein EM-Startelfdebüt anstelle von André Gomes.
100 Sekunden! Lewandowski schlägt zu
Die Erlösung: Erstmals in diesem Kalenderjahr und nach 566 Minuten traf Robert Lewandowski (li.)für Polen. getty images
Ehe sich die Iberer versahen, hatten die Bialo-Czerwoni bereits das schnellste Tor dieser EM-Endrunde erzielt: Nach exakt 100 Sekunden gelang Lewandowski sein erster Treffer für sein Land in diesem Kalenderjahr. Cedric hatte einen Piszczek-Diagonalball unterlaufen, Grosicki mustergültig auf den am Fünfmeterraum lauernden Torjäger geflankt - 1:0 (2.). Einzig der Russe Dmitri Kirichenko war 2004 gegen Griechenland noch schneller, er traf nach 68 Sekunden.
Die Polen gewannen in der Anfangsphase das Gros der Zweikämpfe, Portugal war ob der forschen Gangart von Nawalkas Team beeindruckt. Die Osteuropäer trugen ihre Angriffe zumeist über den linken Flügel aus, dort hatte Cedric große Probleme mit dem flinken Grosicki. Es ergaben sich weitere Gelegenheiten für Milik aus der zweiten Reihe (15.) und Lewandowski aus halbrechter Position (17.).
Portugal kommt auf - Renato Sanches gleicht aus
Nach rund 25 Minuten schwamm sich Portugal frei, Polen wurde passiver. Ronaldo gab einen ersten Schuss aus der Distanz ab, bereitete Fabianski aber keine Schwierigkeiten (28.). Wenig später durften sich die Bialo-Czerwoni glücklich schätzen, dass der deutsche Referee Dr. Felix Brych nach einem Tackling von Pazdan an CR7 nicht auf den Punkt zeigte (30.). Der Ausgleich deutete sich mehr und mehr an - und fiel nach gut einer halben Stunde: Renato Sanches zog von der Strafraumkante halbhoch ab, Krychowiak fälschte entscheidend ab - 1:1 (33.).
Der Ausgleich war ein Weckruf für Polen, das nun wieder zulegte, vor der Pause aber nicht mehr zwingend wurde.
Portugiesische Jubeltraube: Die Selecao feiert Renato Sanches, den Torschützen zum 1:1. picture alliance
Das Viertelfinale im Überblick
Polen aktiver - Portugal wartet ab
Nach dem Seitenwechsel im Stade Vélodrome zeichneten sich die taktischen Muster beider Teams recht schnell wieder ab. Polen war aktiver, die Selecao beschränkte sich darauf, nach Fehlern des Gegners zügig den Vorwärtsgang einzulegen und mit wenigen Stationen vor das polnische Tor zu gelangen.
Nawalkas Team tat sich entgegen der Anfangsphase der ersten 45 Minuten schwer, die Defensive um Pepe in Verlegenheit zu bringen. Und Portugal wurde ebenso selten zwingend. Die Folge: wenige Chancen, wenig Unterhaltung. Lewandowskis Kopfball (49.) war ebenso harmlos wie Ronaldos Schuss ans Außennetz (56.). Weitaus gefährlicher waren Cedrics Distanzschuss, der denkbar knapp am Torwinkel vorbeirauschte (64.), und Miliks Direktabnahme im Fünfmeterraum, die Rui Patricio entschärfte (68.).
Jedrzejczyk im Glück, CR7 im Pech
Unglücksrabe: Nur Jakub Blaszczykowski traf für Polen nicht vom Punkt. Getty Images
In der Schlussphase stellten die Polen die Bemühungen beinahe ein, sie scheuten das Risiko - und hätten zweimal beinahe den K.o.-Schlag kassiert: Jedrzejczyk grätschte das Rund in höchster Not um Zentimeter am eigenen Tor vorbei (81.), Ronaldo trat völlig freistehend vor Fabianski ein Luftloch (86.). Es ging in die Verlängerung.
In dieser ergriffen die Portugiesen die Initiative und waren bemüht, ein Elfmeterschießen zu umgehen. Ronaldo wurde jedoch in aussichtsreicher Position erneut nicht Herr des Balls (92.), kurz darauf nickte Nani aus elf Metern vorbei (98.). Auf der anderen Seite verzog Milik aus der Distanz (100.). In der zweiten Hälfte der Extrazeit passierte nichts mehr, es ging ins Elfmeterschießen.
Zunächst verwandelten drei Schützen auf jeder Seite sicher, dann brachte Nani Portugal mit 4:3 in Führung. Blaszczykowskis Schuss fischte Rui Patricio aus dem Eck, Quaresma konnte für die Entscheidung sorgen - und behielt die Nerven, traf zum 5:3 und machte das Halbfinale für sein Team perfekt. Dort wartet in Lyon am 6. Juli (21 Uhr) der Sieger der Partie zwischen Wales und Belgien.