Schuss ins Glück: Philipp Lahm trifft in der Endphase zum 3:2. dpa
Bundestrainer Joachim Löw setzte nach dem Motto "Never change a winning Team" auf die gleiche Elf, die sich im Viertelfinale mit 3:2 gegen Portugal durchsetzte.
Der türkische Coach, Fatih Terim, indes hatte mit zahlreichen Ausfällen zu kämpfen. Im Vergleich zum 3:1-Sieg i.E. gegen Kroatien konnte Nihat wegen einer Leistenverletzung nicht mitspielen. Zudem fehlten Emre Asik, Arda und Tuncay gelbgesperrt. Dafür kehrte der wieder spielberechtigte Mehmet Aurelio in die Anfangself zurück. Zudem rutschten Ayhan, Ugur und Semih ins Team. Der Türkei fehlten weiterhin Emre Belözoglu (Wadenverletzung), Servet (Innenbanddehnung), Emre Güngör (Muskelfaserris) und der etatmäßige Torhüter Volkan (Rotsperre).
Nach kurzer Anlaufzeit war es die Türkei, die besser ins Spiel kam. Vor allem über die rechte Seite sorgten die Terim-Schützlinge für viel Wirbel, konnte aber ihre Chancen zunächst nicht verwerten. Zuerst rettete Lehmann gegen Kazim (7.), eine Minute später behielt der deutsche Nationaltorwart gegen Hamit Altintop die Oberhand und in der 13. Minute musste die Latte für Deutschland aushelfen. Kazim hatte geschossen.
Die Löw-Schützlinge schienen von den kämpferisch starken Türken beeindruckt. In der Offensive gelang wenig Durchdachtes. Im Aufbau wurden die Bälle vertändelt und in der Defensive wurden Schwächen offenbart. Folglich fiel dann nach 22 Minuten der verdiente Führungstreffer für Türkiye: Sabri flankte von der rechten Seite. In der Mitte zog Kazim direkt ab, traf aber erneut die Latte. Doch der Abpraller landete beim völlig freien Ugur, der aus vier Metern einschob.
Der bis dato überraschten Bundesauswahl gelang dann aber doch mit dem ersten guten Spielzug der schmeichelhafte Ausgleich: Podolski vernaschte auf der linken Seite Sabri und flankte in die Mitte zu Schweinsteiger, der aus kurzer Distanz mit dem rechten Außenrist vollendete (26.).
Doch die Türkei ließ sich davon nicht verunsichern und spielte weiter gefällig nach vorne. Nur mit der Chancenverwertung musste die Terim-Elf hadern. So zwang Hamit Altintop mit einem gefährlichen Freistoß den falsch postierten Lehmann zu einer Parade (32.). Auf der anderen Seite leitete Hitzlsperger mit einem Traumpass auf Podolski eine große Möglichkeit ein, aber der Bayern-Stürmer verzog (34.). Das war's dann auch mit Offensivaktionen Seitens der DFB-Auswahl. Von da spielte nur noch die Türkei, die bis zur Pause gegen eine viel zu passiv agierende deutsche Mannschaft jedoch kein weiteres Tor nachlegen konnte.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs musste Bundestrainer Jogi Löw Rolfes rausnehmen. Der Leverkusener hatte sich kurz vor der Halbzeit eine Platzwunde zugezogen und konnte nicht mehr weiter machen. Für ihn kam Frings. An den Verhältnissen auf dem Feld änderte dies zunächst nichts. Die Türkei blieb am Drücker und kaufte der DFB-Elf gehörig den Schneid ab.
In der 52. Minute wurde es dann hektisch auf der deutschen Bank: Ursache hierfür war ein Foul von Sabri an Lahm an der Strafraumgrenze, das von Schiedsrichter Massimo Bussaca aus der Schweiz nicht geahndet wurde. Es war ein klares Foul, aber kein Elfmeter, da es außerhalb des Sechzehners passierte.
Türkischer Jubel: Ugur feiert seinen Treffer zum 1:0. dpa
Das Match wurde nun umkämpfter und hektischer. Beide Teams verlegten sich in dieser Phase aber ausschließlich auf den Kampf, so dass Einschussgelegenheiten ausblieben.
Elf Minuten vor dem Ende war es dann Klose, der für Jubel auf der deutschen Bank sorgte: Nach einer Lahm-Flanke von links setzte sich Klose im Strafraum gleich gegen zwei Verteidiger durch und erzielte per Kopf das glückliche 2:1. Dabei profitierte der Angreifer des FC Bayern von einem Schnitzer des herausgeeilten Türkei-Keepers Rüstü.
Fatih Terim setzte nun alles auf eine Karte: Mit Mevlüt und Gökdeniz brachte er frische Offensivkräfte. Die Türkei, die schon so oft in der Schlussphase Spiele drehen konnte, schaffte dann auch gegen die Löw-Elf den späten Ausgleich: Sabri vernaschte auf der rechten Seite Lahm und flankte dann flach auf den ersten Pfosten, wo Semih den Fuß vor Mertesacker an den Ball brachte und Lehmann aus kurzer Distanz überwand (86.).
Die Türken hatten wieder ein Comeback geschafft, doch nur drei Minuten später mussten sie wieder ein Gegentor hinnehmen. Lahm schaltete sich in den Angriff ein und wurde dann von Hitzlsperger schön in Szene gesetzt. Lahm bedankte sich, hämmerte den Ball ins linke obere Eck und brachte Deutschland damit ins Finale.
Dieses findet am kommenden Sonntag in Wien ab 20.45 Uhr statt. Wer der Gegner dann sein wird, entscheidet sich erst am Donnerstag im zweiten Semifinale, das am Donnerstag Spanien und Russland austragen.