Bundestrainer Joachim Löw brachte in seiner Startformation zum Auftakt der EM-Qualifikation elf WM-Fahrer. Aus der B-Elf, die im August ein 2:2 im Testspiel in Dänemark geholt hatte, kam kein einziger Spieler von Beginn an zum Einsatz. Badstuber lief in der Innenverteidigung anstelle des verletzten Arne Friedrich (Bandscheibenvorfall) auf, während Jansen den Part des Linksverteidigers übernahm.
Belgiens neuer Nationaltrainer Georges Leekens setzte im Vergleich zur 0:1-Testspielniederlage in Finnland auf sechs Neue: Alderweireld, Simons (1. FC Nürnberg), van Buyten (FC Bayern München), Fellaini, Dembelé und Lukaku erhielten den Vorzug vor van Damme, Lombaerts, Guillaume Gillet, Witsel, de Bruyne und Benteke. Keeper Bailly (Borussia Mönchengladbach) sowie der ehemalige Hamburger Kompany waren weitere aus der Bundesliga bekannte Gesichter, die von Beginn an aufliefen.
Dass sich Belgien etwas vorgenommen hatte, zeigten die "Roten Teufel" von Beginn an. Kein Zweikampf wurde gescheut, kein Ball verloren gegeben und kein Tempo war zu hoch. Die deutsche Elf, die von Beginn an um Ballbesitz bemüht war und ihre spielerische Überlegenheit ausspielen wollte, zeigte sich von dem imponierenden Auftritt des Gastgebers durchaus beeindruckt. Dennoch erspielte sich die DFB-Auswahl Feldvorteile, kam zunächst aber nicht zu klaren Möglichkeiten. Besser machten es da schon die Belgier, die jedoch mit ihrer Chancenverwertung hadern mussten. Fellaini schoss links vorbei (6.), Lukaku scheiterte an Neuer (9.), ehe Hazards Kopfball knapp links vorbeisegelte (16.).
zum Thema
Bis dahin gab es vom WM-Dritten kaum gefährliche Offensivaktionen, doch dann gab Özil ein erstes Ausrufezeichen ab (17.). Nur zwei Minuten später jagte der Madrilene den Ball nach wunderbarem Zuspiel von Müller aus 16 Metern drüber. Kurz darauf scheiterte Müller per Kopf an Belgiens Schlussmann Bailly (22.). Deutschland war mittlerweile im Spiel angekommen. Das Match hatte nun durchaus hohen Unterhaltungswert, beide Mannschaften überbrückten das Mittelfeld schnell. Weil es aber hüben wie drüben an Präzision beim finalen Pass fehlte, waren "Hochkaräter" Mangelware.
Belgien blieb trotzdem das gefälligere Team und brachte die deutsche Abwehr, die nicht immer allzu sattelfest wirkte, ein ums andere Mal in Bedrängnis. Bis auf einen fulminanten Fernschuss von Dembelé, den Neuer in der 41. Minute reflexartig parierte, passierte jedoch nichts mehr vor der Halbzeit.
Die Wende kommt nach dem Seitenwechsel
Harter Fight: Sami Khedira im Duell mit Marouane Fellaini. picture-alliance
Löw reagierte zum Seitenwechsel und brachte Westermann für Jansen, der zuvor mit Hazard und Lukaku seine Probleme gehabt hatte. Die deutsche Defensive stand nach Wiederanpfiff allerdings zunächst nicht im Fokus, das Geschehen spielte sich auf der anderen Seite ab. Zuerst rettete Bailly vor Klose (50.), ehe ein Lapsus von van Buyten den Gästen die Führung bescherte. Der 32-Jährige vertändelte den Ball im eigenen Sechzehner gegen Schweinsteiger, der gleich zu Müller passte. Dieser steckte in die Gasse zu Klose durch, der Bailly aus zwölf Metern keine Chance ließ (51.).
Belgien reagierte mit wütenden Angriffen. Vertonghens Schlenzer war für Neuer allerdings leichte Beute (55.), während van Buyten (61.) und Fellaini (62.) zu ungenau waren. Acht Minuten danach hatte Müller die Vorentscheidung auf dem Fuß, der 20-Jährige zog aber nach guter Vorarbeit von Lahm aus 14 Metern gegen Bailly den Kürzeren. Es blieb demnach spannend.
Leekens brachte mit Benteke und Defour frische Offensivkräfte, allerdings hatte sich Deutschland inzwischen gut aufgestellt und ließ vor allem in der Abwehr nichts mehr anbrennen. Der WM-Dritte begnügte sich mit Ergebnisverwaltung, was auch gelang. Die Gastgeber steckten zwar weiterhin nicht auf, hatten aber nichts mehr zuzusetzen und mussten sich daher trotz guter Leistung am Ende geschlagen geben.
Für die deutsche Mannschaft geht die Qualifikation bereits am kommenden Dienstag in Köln gegen Aserbaidschan weiter, Belgien muss dagegen die schwere Auswärtsreise in die Türkei antreten.