DFB-Pokal

Vier Wechsel: Augenthaler war 1996 schon Vorreiter

Regelreform im DFB-Pokal greift erstmals im Achtelfinale

Vier Wechsel: Augenthaler war 1996 schon Vorreiter

Bester Dinge: Bayern-Trainer Klaus Augenthaler und Lothar Matthäus zum Saisonabschluss 1995/96.

Bester Dinge: Bayern-Trainer Klaus Augenthaler und Lothar Matthäus zum Saisonabschluss 1995/96. imago

Es könnte am Dienstag oder Mittwoch zu einem Novum in der deutschen Fußballgeschichte kommen. Geht eine Partie im Achtelfinale des DFB-Pokals in die Verlängerung, dürfen die Fußballlehrer erstmals einen vierten Spieler austauschen . "Wir sind froh, dass alle Vereine den sportlichen Nutzen dieser Regelung sehen. Wir haben die Belastung der Spieler im Blick und die Trainer haben nun eine Möglichkeit mehr, diese zu steuern", sagte Peter Frymuth, DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung, nach der Regeländerung.

Kurios: Vier Auswechslungen in einem Spiel hatte es bereits in der Bundesligasaison 1995/96 gegeben. Allerdings waren damals nur drei Wechsel erlaubt.

So titelte der kicker am 20. Mai 1996 kicker

Am 34. Spieltag musste Bayern-Teamchef Franz Beckenbauer wegen einer Nierenkolik passen, sein Vertreter Klaus Augenthaler, sechs Jahre zuvor unter Beckenbauer in Rom zum Weltmeister gekürt, wechselte gegen Fortuna Düsseldorf vier Spieler ein .

In der Pause entschloss er sich, ab der 46. Minute Alexander Zickler, Andreas Herzog und Marcel Witeczek für Dieter Frey, Mehmet Scholl und Emil Kostadinov zu bringen. Schon auf dem Weg zum Platz aber wurde Augenthaler informiert, dass Oliver Kahn wegen einer Schulterverletzung nicht weiterspielen kann. Schnell wurde Ersatzkeeper Michael Probst eingewechselt - aber keiner der anderen Neuen wieder vom Platz genommen.

Mit vier Neuen (von Schiedsrichter Lutz Wagner aus Hofheim unbemerkt) egalisierte der FC Bayern, drei Tage zuvor UEFA-Cup-Sieger geworden, den 0:2-Rückstand gegen Düsseldorf. Jürgen Klinsmann erzielte beide Treffer. Die Fortuna verzichtete wegen der Bedeutungslosigkeit des Duells auf einen Protest und so ging die Partie als bislang einziges Bundesligaspiel mit sieben Auswechslungen in die Bundesliga-Geschichte ein.

"Die Promillegrenze runterschrauben"

Aber warum hat Augenthaler in der Pause überhaupt den großen personellen Schnitt gemacht? "Ich wollte auch anderen Spielern die Möglichkeit geben, die Promillegrenze runterzuschrauben", erklärte Augenthaler nach den tagelangen intensiven Feierlichkeiten der Münchner nach dem UEFA-Cup-Triumph gegen Girondins Bordeaux .

Einer musste für das Ausnüchtern selbst sorgen. Während die Bayern also bereits mit zu viel frischem Personal auf dem Rasen agierten, lief sich Oliver Kreuzer neben dem Spielfeld zu Beginn der zweiten Hälfte weiter warm, rannte auf und ab. Fortune Jörn Schwinkendorf dachte, "ist der noch ganz dicht"? Kreuzer witzelte: "Ich wollte nur die 46 Weißbier vom Freitag rauslaufen."

"Da brauchst fast a Sekretärin"

Es war im Übrigen nach dem Wechselfehler in Frankfurt (15. April 1995) der zweite Fall mit Augenthalers Beteiligung. "Damals hatten wir zu viele Amateure auf dem Platz", so der Ur-Bayer Augenthaler 1996, "Wahnsinn, auf was man alles aufpassen muss. Amateure, Ausländer, neue Regeln, da brauchst fast a Sekretärin."

mas/tb/mp/kw

Wechselfehler in der Bundesliga