DFB-Pokal

Watzke: "Wir müssen uns vom Titelwahn lösen"

BVB-Boss macht sich "nullkommanull Gedanken" um Hummels

Watzke: "Wir müssen uns vom Titelwahn lösen"

Der BVB schnuppert Berliner Luft bei ALBA: Boss Watzke, Trainer Tuchel, Kapitän Hummels.

Der BVB schnuppert Berliner Luft bei ALBA: Boss Watzke, Trainer Tuchel, Kapitän Hummels. imago

2012, 2013, 2014, 2015, 2016 - Borussia Dortmund hatte in den vergangenen fünf Jahren jeweils ein großes Finale nach dem 34. Bundesliga-Spieltag zu bestreiten. Nur einmal ging es positiv aus - 2012 wurden die Bayern mit 5:2 aus dem Berliner Olympiastadion gefegt. Nun droht der Niederlagen-Hattrick, Watzke bleibt dennoch gelassen. "Zum vierten Mal heißt der Gegner Bayern München, als Borussia Dortmund kannst du nicht davon ausgehen, dass du automatisch gewinnst."

Überhaupt sei von all diesen Finalspielen nur eines schlecht gewesen, "das gegen Wolfsburg", so Watzke über die 1:3-Pleite 2015 gegen den VfL, "aber dieses Spiel stand im Kontext einer problematischen Saison". Der 56-Jährige weist zudem darauf hin, dass man sich "vom Titelwahn lösen" müsse und meint damit konkret: "Heute muss man sich für eine Vize-Meisterschaft fast schon entschuldigen. Es gibt nur einen Sieger und 17 Verlierer in der Bundesliga, das ist mir zu krass." Auch wenn es nach dem Pokalfinale keinen neuen Briefkopf geben sollte, will sich Watzke die Saison nicht schlecht reden lassen. "Sollten wir mit fliegenden Fahnen gegen die Bayern verlieren, gegen die Nummer 1 der Bundesliga, wäre das kein Malus für uns."

Spielersteckbrief Hummels
Hummels

Hummels Mats

DFB-Pokal - Finale in Berlin
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Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

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BVB-Finalespiele 2012 bis 2016

Obwohl Watzke schon häufiger herausgestellt hat, dass er eher mit einer pessimistischen Haltung unterwegs ist, muss sollte sich der BVB nach dieser Spielzeit nicht klein machen. "Die Bayern wissen genau, mit wem sie es am Samstag zu tun bekommen. Sie wissen auch, dass wir sie an einem sehr guten Tag schlagen können. Niemand hat das so oft bewiesen wie wir. Wir gehen auch mit dem Selbstbewusstsein von 78 geholten Punkten in dieses Finale."

90 Minuten Brennglas für Hummels - Watzke: "Nullkommanull Gedanken"

Selbstredend wird es für Dortmunds Kapitän Mats Hummels nach seinem verkündeten Wechsel nach München kein Spiel wie jedes andere. Der 27-Jährige selbst spricht vom Duell mit dem Rekordmeister von "einer der größten Aufgaben im Weltfußball", für ihn persönlich dürften es mindestens 90 Minuten unter dem Brennglas werden. Jeder Pass, jeder Zweikampf, jede Regung dürfte seziert werden, doch Watzke macht sich um den scheidenden Leader "nullkommanull Gedanken". Denn: "Es ist sein fünftes Endspiel mit dem BVB, dazu kommt noch das WM-Finale 2014. Wer in Rio de Janeiro dem Druck gegen Argentinien standhält, der hält auch dem Druck in einem Pokalfinale stand", so Watzke, der Hummels in seinen achteinhalb Jahren beim BVB einen großen Reifeprozess bescheinigt. "Mats ist keine 22 mehr, er will den Pokal in die Höhe stemmen und damit seine Zeit bei Borussia Dortmund abrunden."

Wer in Rio de Janeiro dem Druck gegen Argentinien standhält, der hält auch dem Druck in einem Pokalfinale stand.

Hans-Joachim Watzke über Hummels' Druck im Finale

Die Frage, ob er Hummels auch einen Elfmeter schießen lassen würde , schiebt der BVB-Geschäftsführer in den Verantwortungsbereich von Trainer Thomas Tuchel, sagt aber auch: "Wer unsere Elfmeter schießt, ist von allen Problemen der Welt das kleinste."

Lesen Sie im großen kicker-Interview mit Hans-Joachim Watzke in der Donnerstagsausgabe zudem, was der BVB-Boss über die Personalien Gündogan, Götze, Dembelé und Mkhitaryan denkt. Wie er Dortmunds Status in Europa betrachtet und wie er das Verhältnis zum FC Bayern und speziell zu Ex-Präsident Uli Hoeneß beschreibt.

Thomas Hennecke/bst