2. Bundesliga

Greuther Fürths Sportdirektor Rachid Azzouzi: "Heilsbringer wird es wohl nicht geben"

Fürths Sportdirektor sind die "Hände gebunden"

Azzouzi: "Heilsbringer wird es wohl nicht geben"

Will die SpVgg in der Spur halten: Sportdirektor Rachid Azzouzi.

Will die SpVgg in der Spur halten: Sportdirektor Rachid Azzouzi. imago

Nach fünf Jahren Pause kehrte Azzouzi unlängst wieder ins Frankenland zurück. Dort ersetzte er den glücklosen Ramazan Yildirim. Dass sein neuer Arbeitgeber zugleich sein alter geworden sei, war für ihn ein Akt rationaler Überlegungen: "Der Verein und ich haben uns weiterentwickelt. Im Sommer hatte ich Angebote von dem ein oder anderen Verein", plauderte der ehemalige Mittelfeldspieler im "Frankenfernsehen" aus dem Nähkästchen, "dem ich auch abgesagt habe. Mit dem 1. FC Kaiserslautern auch ein Verein, der einen großen Namen hat." Viel wichtiger als ein großer Name, und das konnten ihm die Pfälzer nicht bieten, sei für ihn aber "eine große Jobzufriedenheit, eine Aufgabe und vor allem auch Vertrauen innerhalb der Gremien" gewesen.

Azzouzi als Experte in Sachen Abstiegskampf

Der gebürtige Marokkaner Azzouzi, als Spieler und Manager fast 14 Jahre in Diensten des Kleeblatts, ist, und das hat er den Spielern seiner Mannschaft wohl voraus, die Situation, in der sich Fürth aktuell befindet, "schon gewohnt". In seinen Stationen als Sportdirektor des FC St. Pauli und von Fortuna Düsseldorf hatte er "schwierige Zeiten gehabt" und weiß, was nötig ist: "Wir brauchen einen langen Atem."

Unter seiner Führung gilt es künftig, das Janus-Gesicht, das das Kleeblatt in dieser Spielzeit viel zu häufig an den Tag gelegt hat, einzudämmen. Mit einem furiosen 4:0 über den FC St. Pauli feierte der 47-Jährige einen gelungenen Einstand, eine Woche später war die Euphorie mit einem 0:2 beim MSV Duisburg schon wieder stark getrübt. "Ich habe zwei Gesichter gesehen: Zum einen das Heimgesicht, wo man all das gezeigt hat, was man auch braucht: Aggressivität, Entschlossenheit, Zweikampfführung und gute Abschlüsse", so Azzouzi. Auswärts tritt die SpVgg jedoch ganz anders auf: "Zaghaft, ein bisschen ängstlich und auch nicht entschlossen genug." Die Folge: Platz 18 in der Auswärtstabelle mit mageren zwei Pünktchen aus neun Auftritten.

Wir haben in 16 Spielen 14 Zähler geholt. Das ist die Realität. Wir werden im Frühjahr nicht sagen: Wir sind gerettet!

Rachid Azzouzi über die aktuelle Situation

Doch nicht nur bei einem Blick auf die Auswärtstabelle könnte es den Anhängern der Franken ganz anders werden. Es sei unglaublich wichtig, "jedem zu verdeutlichen - falls er es noch nicht gemerkt hat -, wie ernst die Lage ist", wies Azzouzi auf die bedrohliche Situation hin. Zwar sei der Verein auch auf den Worst Case 'Abstieg' vorbereitet, schließlich "muss man als SpVgg Greuther Fürth die 3. Liga jedes Jahr ein wenig im Hinterkopf behalten", doch "am liebsten wollen wir so schnell wie möglich raus. Aber das ist kein Wunschkonzert. Wir haben in 16 Spielen 14 Zähler geholt. Das ist die Realität. Wir werden im Frühjahr nicht sagen: Wir sind gerettet!" Vielmehr sei es "ein Weg, ein Prozess. Wir müssen uns auf eine Zitterpartie bis zum 34. Spieltag einstellen. Wenn wir Pech haben, wird es sogar in die Relegation gehen."

Große Sprünge auf dem Transfermarkt sind nicht möglich

Die Frage, ob der aktuelle Fürther Kader überhaupt zweitligatauglich sei, beantwortete der Sportdirektor mit einem klaren "Ja". Viele Möglichkeiten, Spielermaterial im kommenden Transferfenster zu verpflichten, sieht der 37-malige marokkanische Nationalspieler jedoch nicht. "Im Winter ist es immer schwierig, Spieler zu holen, die einem direkt weiterhelfen." Zumal dem Kleeblatt in finanzieller Hinsicht "die Hände immer ein wenig gebunden" seien. Besonders unter dem Umstand, dass Fürth zum ersten Mal seit 2009 wieder rote Zahlen schreibt .

SpVgg Greuther Fürth

Haben aktuell nicht viel Grund zur Freude: Die Spieler der SpVgg Greuther Fürth. imago

Obwohl Azzouzi in 27 Jahren im Profifußball laut eigener Aussage ein recht eindrucksvolles Netzwerk aufgebaut hat, "nützt dieses einem aber nichts, wenn man nicht die Mittel oder auch die Attraktivität dazu hat". Dementsprechend, so ist er sich sicher, "wird es den Heilsbringer im Winter wohl nicht geben".

Forsche Worte vor der Winterpause

Vor der Winterpause hat Greuther Fürth noch zwei Partien zu absolvieren. Beide Spiele finden im heimischen Sportpark Ronhof statt. Am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker.de) ist der 1. FC Heidenheim zu Gast. "Eine kampfstarke und sehr zweikampfbetont" auftretende Truppe, die es aber, genauso wie eine Woche später den SV Darmstadt 98, zu besiegen gilt. "Wir haben die Überzeugung", preschte der 47-Jährige forsch voran, "dass wir im Ronhof jeden Gegner schlagen können." Damit diese Überzeugung weiter anhält, müssen diesen Worten auch Taten folgen: "Wir müssen schauen, dass wir unsere Punkte holen, damit wir den Platz zu den vorderen Plätzen nicht abreißen lassen."

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