Nationalelf

Angstgegner? Lahm will eine neue Ära begründen

Emotionale Rückkehr nach Mailand für Bierhoff

Angstgegner? Lahm will eine neue Ära begründen

Überholt Franz Beckenbauer: Philipp Lahm bestreitet sein 104. Länderspiel für Deutschland.

Überholt Franz Beckenbauer: Philipp Lahm bestreitet sein 104. Länderspiel für Deutschland. Getty Images

Italien sei taktisch sehr gut ausgebildet, lobt Lahm die Squadra Azzurra. Die Südeuropäer zögen ihr Spiel in aller Ruhe 90 Minuten, und wenn es sein muss auch 120 Minuten lang durch. Und das über Jahrzehnte hinweg. Das sei beeindruckend, davon könne man sicherlich etwas lernen, so Lahm, der aber sofort die Stärken des DFB-Teams hervorstrich. "Wir haben sehr viele spielstarke Akteure, die selbst gerne das Spiel machen", will sich der Kapitän nicht zu sehr nach dem Gegner richten.

"Wenn man die Geschichte anschaut, könnte man Italien schon als Angstgegner bezeichnen", so Lahm, wohl wissend, dass die DFB-Elf seit 18 Jahren nicht mehr gegen Italien gewonnen hat. "Wir müssen nun eine neue Geschichte aufbauen, so dass nicht mehr von Angstgegner gesprochen wird".

Trainersteckbrief Löw
Löw

Löw Joachim

Spielersteckbrief Lahm
Lahm

Lahm Philipp

Spielersteckbrief Neuer
Neuer

Neuer Manuel

Spielersteckbrief Weidenfeller
Weidenfeller

Weidenfeller Roman

Spielersteckbrief J. Boateng
J. Boateng

Boateng Jerome

Deutschland - Vereinsdaten
Deutschland

Gründungsdatum

28.01.1900

mehr Infos
Deutschland - Die letzten Spiele
Niederlande Niederlande (H)
2
:
1
Frankreich Frankreich (A)
0
:
2

Lahm sieht im Aufeinandertreffen mit Italien keine Revanche für das verlorene EM-Halbfinale gegen Italien. Auch das weltberühmte Foto des muskelbepackten Mario Balotelli nach dessen zweiten Treffer gegen Deutschland löst bei Lahm "gar nix" aus. "Es gibt auch Bilder, auf denen ich juble", so der Münchner.

Nichtsdestotrotz sei es eine bittere Niederlage gewesen, allerdings nicht wegen des Gegners, sondern weil es eben ein Halbfinale bei einer Europameisterschaft gewesen sei. Italien sei eine Top-Mannschaft, so Lahm, der sich allerdings optimistisch zeigt und von einem Erfolg des DFB-Teams ausgeht.

Bierhoff: "Leider darf ich nicht auflaufen"

Für Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff ist es eine emotionale Rückkehr nach Italien, wo er elf Jahre erfolgreich spielte. Vor allem an seine Zeit beim AC Milan erinnert sich Bierhoff gerne. "Leider darf ich nicht auflaufen", scherzte der Europameister von 1996 am Donnerstag auf der Pressekonferenz und hofft auf ein "interessantes, erfolgreiches Spiel für uns".

Zum Thema

Um erfolgreich zu sein, braucht es eine stabile Abwehr um Kapitän Lahm. In der Defensive drückte Löw zuletzt aber häufiger der Schuh. Der 53-Jährige ist deshalb auf die Lernfähigkeit in seinen Reihen gespannt. "Es ist ein Spiel, in dem wir uns beweisen können und einiges mitnehmen für die Zukunft", so Löw. "Extreme Wachsamkeit" fordert er von seinem Personal, "wichtig ist die Bereitschaft, auf alle Dinge richtig zu reagieren". Eine Botschaft vor allem auch gerichtet an die Innenverteidiger Jerome Boateng und Mats Hummels, die sich im EM-Halbfinale gegen Italien beim frühen 0:1 von Vorlagengeber Antonio Cassano hatten düpieren lassen. Aber auch an seinen Kapitän Philipp Lahm, der Mario Balotelli beim 0:2 hatte entwischen lassen. Dieses EM-Aus, so räumte Löw im Rückblick seiner bisherigen Amtszeit ein, sei der schwerste Moment gewesen neben dem verlorenen EM-Finale 2008.

Der Halbfinal-K.o. bei der EM 2012 ist noch allgegenwärtig, auch wenn Löw nicht von einer Revanche reden wollte: "Das Spiel kann man nicht rückgängig machen." Trotzdem geht es darum, einem noch tieferen Italien-Komplex vorzubeugen, wie der Münchner Boateng sagte: "Ein Sieg in einem Testspiel ist ein guter Anfang. Wenn wir uns in Brasilien wiedersehen sollten, könnten wir dafür sorgen, dass das mit dem Angstgegner endgültig gestrichen wird."

Bundestrainer Löw hat sich bereits festgelegt, dass seine Nummer eins Manuel Neuer in Italien sein 44. Länderspiel absolvieren wird. Ob der Coach dann vier Tage später im Wembleystadion Neuling Roman Weidenfeller (33) einsetzt, ließ er noch offen, deutete aber immerhin an, dass alle Spieler seines Kaders einen Einsatz bekommen sollen.

Bayern-Torhüter Neuer verspürt aber offenbar wenig Lust, seinem Dortmunder Konkurrenten Weidenfeller beim Klassiker in England den Vorzug zu lassen. "Als Profi spielt man gerne gegen solche Teams am liebsten selbst. Gerade im Hinblick auf die WM sind solche Spiele gegen attraktive Gegner viel wert, weil die in K.o.-Spielen auf uns treffen können. Dann hat man Erfahrung gesammelt", sagte der 27-Jährige im kicker-Interview. "Ich warte die Entscheidung des Trainers ab", sagte Neuer, der schon im Februar in Frankreich nur schweren Herzens René Adler Platz gemacht hatte.

Deutschland gegen Italien: "Jahrhundertspiel", Stiche ins Herz & die Erlösung

Die Bilanz der DFB-Elf gegen den viermaligen Weltmeister Italien ist ernüchternd. In einer langen Liste an Duellen finden sich die legendären WM-Halbfinals 1970 und 2006 sowie das bittere EM-Aus 2012. Balotellis Doppelschlag besiegelte das vorzeitige Ende des deutschen EM-Traums. 1923 stand man sich zum ersten Mal gegenüber. 31 Duelle gab es seitdem, 15-mal siegte die Squadra Azzurra, nur siebenmal Deutschland.