Champions League

Der historische Abend der Roma gegen Barcelona: Das Schicksal kann so schön sein

Der historische Abend der Roma gegen Barcelona

Das Schicksal kann so schön sein

Herz und Leidenschaft: Daniele De Rossi ist alles, was den Fußball ausmacht.

Herz und Leidenschaft: Daniele De Rossi ist alles, was den Fußball ausmacht. picture-alliance

Wie gut muss sich gerade ein Fan des FC Liverpool fühlen? Und wie zufrieden ist ein jener von Borussia Dortmund zumindest bis zum Sonntag wieder mit der Fußball-Welt?

Immer dann, wenn man glaubt, der Fußball wendet sich immer weiter von seinen Fans ab, da zeigen zwei Mannschaften, was ihn doch so groß macht.

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Philippe Coutinho verließ Liverpool , um mit Barcelona die Champions League zu gewinnen. Ousmane Dembelé erzwang seinen Wechsel nach Katalonien , weil er nicht mehr warten konnte. Zusammen haben beide fast 300 Millionen Euro gekostet, gespielt haben sie im Champions-League-Viertelfinale fünf Minuten. Coutinho durfte wegen der UEFA nicht, Dembelé wegen Valverde. Als alles verloren schien, warf ihn der Trainer am Dienstagabend kurz vor Schluss nochmal rein, geholfen hat es nichts.

Das Beste an Roms Sensation: Sie war so verdient

Es sind die Geschichten wie die der Roma, die die Romantik des Spiels am Leben halten. Da können noch so viele Millionen fließen, noch so viele Weltmeisterschaften nach Katar wandern. Wenn zwei der drei teuersten Spieler der Welt - der teuerste schaute wohl irgendwo in Brasilien zu - dabei zusehen müssen, wie die Kollegen einen 4:1-Vorsprung aus dem Hinspiel vergeigen, da fühlt es sich schon irgendwie gerecht an.

Und das Beste an dieser schönen Geschichte: Es war hochverdient. Über 90 Minuten spielte im Stadio Olimpico nur die Roma, beherrschte ein offensiv wie defensiv desolates Barcelona nach Belieben. Das 3:0 war am Ende fast noch zu niedrig, alleine Marc-André ter Stegen stemmte sich gegen das drohende Aus.

Das Drehbuch, wer immer es geschrieben hat, könnte sarkastischer fast nicht sein. Kapitel eins: Ausgerechnet das Team, das im Vorjahr gegen Paris das größte Rückspiel-Comeback der Fußballgeschichte geschrieben hat , ergab sich in Rom seinem Schicksal, war ganz offensichtlich zu selbstsicher. Und sorgte so dafür, dass die Roma nun ebenfalls in den Annalen der Champions-League-Historie zu finden ist.

Manolas und De Rossi, wer hat sich das ausgedacht?

Kapitel zwei: Ausgerechnet die beiden Spieler, die im Hinspiel mit Eigentoren für eine vermeintlich aussichtlose Position gesorgt hatten, trafen im Rückspiel ins richtige Tor. Kapitän Daniele De Rossi übernahm die Verantwortung beim Elfmeter zum 2:0, Abwehrmann Kostas Manolas köpfte eine Ecke zum entscheidenden 3:0 ein. Wer danach in das Gesicht des Griechen geschaut hat, der hat gesehen, was den Fußball ausmacht. Das Schicksal kann eben manchmal sehr schön sein.

Die Pointe von Roma-Präsident James Pallotta verwandelte das romantische Drama später fast schon in eine Komödie. Dieser milliardenschwere amerikanische Unternehmer schmiss sich in der Nacht vor den Augen der feiernden Fans in den Brunnen am Piazza del Popolo. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Roma wegen dieses Besitzers keinesfalls auf Sparkurs läuft, aber dass ein sonst so distanzierter "Unternehmer" sich so nahbar zeigte, passte schon sehr gut ins Bild.

Geld ist nicht das Wichtigste.

Edin Dzeko zum abgelehnten Angebot von Chelsea

Vermutlich lassen sich unzählige Geschichten erzählen, die das Geschehene schön umschreiben, aber einer der Hauptdarsteller brachte es ziemlich treffend auf den Punkt. Edin Dzeko war im Winter fast schon weg, hatte dem Vernehmen nach ein abenteuerlich gutes Angebot vom FC Chelsea vorliegen, entschied sich letztlich aber dagegen. Jetzt mal ehrlich, wollte ein Reporter vom 1:0-Torschützen wissen, wie viel Geld war es denn? "Lass uns nicht darüber reden", lachte Dzeko. "Geld ist nicht das Wichtigste."

Der teuerste, der zweitteuerste und der drittteuerste Spieler der Welt sind mal wieder vorzeitig raus, während die letzten Romantiker wie De Rossi oder Francesco Totti, der stets augenzwinkernd sagt, jede seiner Freundinnen, aber niemals die Roma betrogen zu haben, gerade wahrscheinlich etwas Nachdurst verspüren.

Lieber Leidenschaft als Sicherheit: De Rossi ist alles, was den Fußball ausmacht

34 ist De Rossi jetzt, er wisse, dass nach dem Eigentor im Hinspiel viele Leute an ihm gezweifelt hatten. "Aber ich schmeiße mich lieber mit Leidenschaft rein und riskiere ein Eigentor, anstatt einfach nur sicher zu spielen. Ich muss kämpfen und alles für diese Spieler und diesen Verein geben."

Natürlich sind die Giallorossi im kommenden Halbfinale erneut das Freilos, das die katalanische Presse nach der Viertelfinal-Auslosung so lachhaft vernommen hatte. Wer weiß, was die Autoren so im Kopf haben für das nächste Kapitel. Das Vorwort gehört nochmal Dzeko: "Das Beste kommt erst noch."

mkr