Champions League

Faktor Loris Karius: Jetzt zweifelt der FC Liverpool wieder

Klopps Nummer eins muss neue Konkurrenz befürchten

Faktor Karius: Jetzt zweifelt Liverpool wieder

Er brauchte ein wenig - doch jetzt ist Loris Karius endgültig angekommen beim FC Liverpool.

Er brauchte ein wenig - doch jetzt ist Loris Karius endgültig angekommen beim FC Liverpool. imago

Typisch Klopp, typisch Liverpool, typisch Karius! So lautete grob gesagt das allgemeine Urteil über die Geschehnisse am 4. Dezember 2016 . Der FC Liverpool, damals Zweiter, führte in Bournemouth, damals Zwölfter, souverän mit 2:0 (22.) und 3:1 (64.) - und stand nach 95 Minuten doch als 3:4-Verlierer da, nachdem Torwart Loris Karius einen finalen Schuss der Gastgeber nicht hatte festhalten können. Dabei hatte ihn Trainer Jürgen Klopp erst gut einen Monat zuvor zu seiner neuen Nummer eins gemacht.

Es war wahrlich nicht der letzte bittere Nachmittag für Klopp, Liverpool und Karius, und doch scheint der letzte davon schon ganz schön lange her zu sein. Wilde Spiele bei Abstiegskandidaten? Hanebüchene Torwartpatzer? Heute Abend (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) spielt Liverpool bei Manchester City nach der 3:0-Show vor sechs Tagen um den Halbfinaleinzug in der Champions League , und im Tor steht der beste Keeper im laufenden Wettbewerb.

Er war "nicht gut genug", der "Flutschfinger" - alles passé

Karius, 24, verpasste noch keine Minute in dieser Königsklassensaison und blieb in sechs seiner neun Auftritte ohne Gegentor. Das toppt niemand. "Er ist mit dem Fuß stark, strahlt Ruhe aus und hat einige gute Paraden gezeigt", sagt etwa Mitspieler James Milner. Experten, die Karius einst als "nicht gut genug" oder "Flutschfinger" abstempelten, vergleichen ihn jetzt mit David de Gea und dessen Anfängen in England. Am Wochenende rettete er mit einer Flugeinlage das 0:0 im Derby beim FC Everton .

Das defensive Durcheinander, das Klopp seit seinem Amtsantritt und bis tief in die aktuelle Spielzeit begleitete, ist plötzlich passé, in den jüngsten zwölf Pflichtpartien spielte Liverpool achtmal zu Null. Das liegt an Klopp, der seine Spielidee in allen Facetten inzwischen noch tiefer verankert hat; an der verbesserten Abstimmung auf dem Rasen, auf dem jetzt wirklich alle leidenschaftlich und gezielt auch gegen den Ball mitarbeiten; an Rekordwintereinkauf Virgil van Dijk, mit dem sich die individuellen Patzer radikal minimiert haben.

Für ManCity durfte er im Etihad nie spielen: "Wenigstens darf ich jetzt!"

Und es liegt auch an Karius selbst, der sich stabilisiert hat, seit ihn Klopp Mitte Januar abermals zum Stammkeeper erklärt hatte . In seiner Debütsaison 2016/17 war er seinen Platz - Stichwort Bournemouth - schnell wieder losgeworden, danach hatte er sich die Aufgaben mit Konkurrent Simon Mignolet geteilt.

Stammkeeper bei einem Premier-League-Topklub - nun ist Karius da, wohin er schon mit 16 wollte, als er den VfB Stuttgart gen England verließ, gen Manchester City: Zwei Jahre lang spielte er für die U 18 und U 21 des Klubs, zu dem er heute Abend erstmals zurückkehrt. "Es ist toll, in dem Stadion zu spielen, in dem ich damals kein Spiel für die erste Mannschaft machen durfte. Wenigstens darf ich es jetzt!" Er blicke "ohne Ärger" auf die Zeit bei City zurück, kenne dort ohnehin bestenfalls noch ein paar Betreuer, sagte er dem "Liverpool Echo". "Ich lebe meinen Traum in Liverpool. Es ist perfekt. Die Reise ist noch nicht beendet."

Muss Karius zittern? Alisson Becker bleibt im Fokus

Sie könnte aber wieder beschwerlicher werden für ihn. Dass Liverpool schon länger den Torhütermarkt sondiert, ist kein Geheimnis mehr, vor allem Brasiliens Nummer eins Alisson Becker (AS Rom) soll dabei im Fokus stehen. Mignolet erwägt bereits seinen Abschied , Karius ist noch bis 2021 gebunden. Seit er 2016 aus Mainz gekommen war, begleiteten ihn Zweifel in Anfield, jetzt zweifeln sie in Liverpool wieder: Brauchen wir überhaupt einen Neuen?

jpe