Es soll ja sogar schon BVB-Fans gegeben haben, die international für Schalke waren, Bayern-Anhänger, die Dortmunder Europapokalsiege beklatschen - und umgekehrt: Alles für die Bundesliga, alles für die Fünfjahreswertung!
Und es stimmt ja erst einmal: Jedes Remis, jeder Sieg verbessert die Lage der Bundesliga in diesem UEFA-Ranking, das maßgeblich dafür ist, wie viele Mannschaften sich überhaupt über die Liga für den Europapokal qualifizieren können. Je besser Deutschland in der Fünfjahreswertung dasteht, desto mehr deutsche Teilnehmer gibt es in Champions und Europa League.
Champions League - Vorrunde, 2. Spieltag
Und doch ist die hiesige Hysterie um die Fünfjahreswertung, diese reflexartige Angst um den Abstieg in der Rangliste nach jeder Niederlage auf europäischer Ebene genau das: nichts als Hysterie. Denn Sorgen machen muss sich die Bundesliga überhaupt nicht. England hat Deutschland überholt? Frankreich punktet fleißig? Es hat keine Relevanz, und das bleibt wohl noch eine ganze Weile so.
15 Punkte Vorsprung auf Frankreich? Das ist eine Menge
Fakt ist schließlich: Ab dieser Saison erhalten die ersten vier Verbände der Fünfjahreswertung vier feste Champions-League-Plätze. Ob Deutschland - derzeit hinter Spanien und England, aber vor Italien Dritter - Erster oder Vierter ist, hat keinerlei Einfluss darauf. Und weil der Vorsprung auf das fünftplatzierte Frankreich satte 15,5 Punkte beträgt, wird sich die Bundesliga so schnell auch nicht aus den Top Vier verabschieden; auch nicht wenn Dortmund und Leipzig in der Champions League früh scheitern und sich die jahrelange Europa-League-Misere der deutschen Klubs fortsetzen sollte.
In den letzten vier Jahren holten Bayern & Co. jedes Jahr mindestens 14,5 Punkte, Spanien, das teilweise den Champions- und Europa-League-Sieger gleichzeitig stellte, kam bestenfalls auf 23,9 (2015/16). Das zeigt: 15 Punkte sind ein echtes Polster. Zwar fällt bei Frankreich nächste Saison das schwache Jahr 2013/14 aus der Wertung, kurz danach verliert aber beispielsweise Italien seine starke Spielzeit 2014/15. Bei der Bundesliga gab es in den vergangenen Jahren keine großen Ausreißer nach oben und unten, was große Sprünge in den nächsten Jahren noch unwahrscheinlicher macht.
In England oder Italien ist die Fünfjahreswertung kein großes Thema
Und: Während Spanien, England, Deutschland und Italien ab 2018/19 eben vier sichere Champions-League-Tickets erhalten (dazu zwei für die Europa League und eines für die EL-Qualifikation), muss Frankreich mit nur deren zwei (dazu eines für die CL-Quali, zwei für die EL und eines für die EL-Quali) versuchen, den Rückstand wettzumachen.
Kurzum: Ja, Siege in Europa tun der Bundesliga und ihrem Image natürlich immer gut; aber nein, es ist auch keine Überraschung, dass man aus England oder Italien so gut wie nie Sorgen vernimmt, wie sich die neuerlichen Niederlagen in Europa wohl auf die Fünfjahreswertung auswirken werden. Die Bundesliga kann sich diese Gelassenheit ebenfalls erlauben.
Die momentane Spitze der UEFA-Fünfjahreswertung:
1. Spanien 91.855 (23.000 - 20.214 - 23.928 - 20.142 - 4.571)
2. England 64.748 (16.785 - 13.571 - 14.250 - 14.928 - 5.214)
3. Deutschland 63.998 (14.714 - 15.857 - 16.428 - 14.571 - 2.428)
4. Italien 63.082 (14.166 - 19.000 - 11.500 - 14.250 - 4.166)
5. Frankreich 48.415 (8.500 - 10.916 - 11.083 - 14.416 - 3.500)
6. Russland 45.382 (10.416 - 9.666 - 11.500 - 9.200 - 4.600)
(Die Werte in Klammern entsprechen den jeweiligen Koeffizienten der derzeit maßgeblichen Saisons 2013/14, 2014/15, 2015/16, 2016/17 und 2017/18)
