Champions League

Atletico: Hoffnung, Arbeit, Einsatz - Avantgarde!

Traditionsklub steht vor wichtigen Monaten

Atletico: Hoffnung, Arbeit, Einsatz - Avantgarde!

Dezember 2011, Beginn einer Ära: Atletico-Präsident Enrique Cerezo und Sportdirektor José Luis Caminero (re.) beim Dienstantritt von Diego Simeone.

Dezember 2011, Beginn einer Ära: Atletico-Präsident Enrique Cerezo und Sportdirektor José Luis Caminero (re.) beim Dienstantritt von Diego Simeone. Getty Images

Im Vergleich zu den Vorjahren lässt Atletico Madrid in dieser Saison etwas abreißen zu den beiden Platzhirschen in Spaniens Oberhaus. Stadtrivale Real hat sieben Zähler mehr (und zwei Spiele weniger), Barça sechs. Und selbst der FC Sevilla steht aktuell noch vier Punkte besser da als die viertplatzierten Rot-Weißen.

Hinzu kommt: Simeones Mannschaft hat häufig mehr Mühe, auch mit mittelmäßig talentierten Gegnern, als ihr lieb sein kann. Am Samstag bei Sporting Gijon (4:1) bedurfte es schon eines späten Fünf-Minuten-Tornados durch Kevin Gameiro, um am Ende die drei Punkte einzufahren. Lange Zeit hatte Atletico Mühe, wie zuletzt beispielsweise auch schon bei Deportivo Alaves (0:0) oder beim Last-Minute-Sieg gegen Celta Vigo (3:2).

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Atletico Madrid - Vereinsdaten
Atletico Madrid

Gründungsdatum

26.04.1903

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Caminero und die DNA

Atletico scheint verwundbarer als in den Jahren zuvor, nicht mehr so gnadenlos. Ist die Mannschaft vor den entscheidenden Wochen der Saison einfach nur platt? Oder zeigt der Trend nachhaltig nach unten? Verschwinden die Colchoneros allmählich gar wieder aus der Spitze des europäischen Klubfußballs, aus der zwischenzeitlich erreichten Augenhöhe von Real und Barça?

Antoine Griezmann und Fernando Torres (re.)

Jung und Alt: Antoine Griezmann und Fernando Torres (re.). Getty Images

Ihr Sportdirektor sieht keine Gefahr. José Luis Caminero, 1996 mit Atletico als Profi Doublesieger, weiß, worauf der Erfolg der vergangenen Jahre fußt. "Unsere DNA ist unverändert: Hoffnung, Arbeit, Einsatz. So war es, und so wird es immer sein", sagte der 49-Jährige im Interview mit dem kicker. Mentale Stärke und steter Fleiß - auf und neben dem Platz. Versinnbildlicht durch Spieler wie Diego Godin, Juanfran oder Kapitän Gabi.

Bisher zwei Duelle: Direktvergleich mit Bayer Leverkusen

Alles Leistungsträger aus der Ü-30-Fraktion wohlgemerkt, zu der auch Konterstürmer Fernando Torres zählt. Das Wort "Umbruch" macht die Runde, wenn von der aktuellen Mannschaft die Rede ist. Auch hier schränkt Caminero ein, nennt "hervorragende junge Spieler, die dafür sorgen, dass hier kein Zyklus zu Ende geht. Dafür haben wir zu viel Talent im Team." Die Jüngeren - wie beispielsweise Saul Niguez oder Yannick Ferreira-Carrasco - hätten die DNA längst verinnerlicht, täglich "hart und gut arbeiten" zu wollen.

Simeone und der drohende Abschied

Den Umbruch könnte es freilich auch auf der Trainer-Position geben. Simeone ist schließlich schon seit fünf Jahren im Amt. Nach der erneuten und wieder bitteren Finalniederlage in der Champions League gegen Real hatte der Argentinier gestanden, dass er nun überlegen müsse, "wie es jetzt für mich weitergeht". "El Cholo" wird immer wieder mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht, allen voran mit Ex-Klub Inter Mailand. Aber auch hier sieht der Sportdirektor keinen Umbruch bevorstehen. Simeones Vertrag laufe schließlich noch bis 2018. Und der Coach sei "100-prozentig auf Atletico fokussiert, da gab es nichts, weshalb wir Angst hätten haben müssen", verrät Caminero.

Calderón und der bevorstehende Umzug

La Peineta

Im Volksmund "La Peineta", der Kamm: Das "Wanda Metropolitano", neue Spieltätte Atleticos im Stadtteil San Blas. picture-alliance

Ein Umbruch, der sich nicht abwenden lässt, jedoch vom Verein auch angestrebt wird, ist der Wechsel vom bisherigen ins neue Stadion. Das altehrwürdige und stimmungsvolle Vicente Calderón weicht geplant zur kommenden Saison "La Peineta" (der Kamm), wegen des chinesischen Investors fortan "Wanda Metropolitano" genannt.

Ein großer wirtschaftlicher und struktureller Schritt nach vorn für Atletico, soviel ist klar. Doch was bedeutet der Wegzug vom Manzanares-Ufer nach San Blas in den Osten der Stadt aus emotionaler Sicht? "Natürlich werden wir alle nostalgisch, wenn wir an den Abschied denken", gesteht Caminero. Dass es künftig bei Heimspielen des Klubs eher unterkühlt zugehen könnte, erwartet er nicht: "Unsere Fans ziehen ja mit um, und die lassen Atletico nie im Stich." Heißblütige Fans in moderner Spielstätte - "fortan sind wir die Avantgarde", so die Meinung des Sportdirektors. Wobei ein Abschied als Champions-League-Sieger nicht nur in seinen Augen "die beste Hommage an unser altes Stadion" wäre. Caminero weiß jedoch, dass auf dem Weg zu einer abermaligen Endspiel-Teilnahme (am 3. Juni in Cardiff, Wales) erst noch Bayer Leverkusen im Weg steht. Er rechnet mit "engen Spielen mit wenigen Toren, so wie 2015". Die DNA soll den Ausschlag geben zu Gunsten der Rot-Weißen.

aho

Atletico - Flamenco, Tragödien und Wehwehchen