Champions League

Die Champions League braucht Reformen gegen die Langeweile

Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Die Champions League braucht Reformen gegen die Langeweile

Fairer Verlierer: Gianluigi Buffon.

Fairer Verlierer: Gianluigi Buffon. imago

Diese Reaktion Gianluigi Buffons verblüffte und beeindruckte. Souverän und mit einem Lächeln im schon faltigen Gesicht gratulierte der Juve-Torhüter nach dem Schlusspfiff den Bayern-Spielern. Den 38 Jahre alten Weltmeister und viermaligen Welttorhüter hatten diese 120 Minuten in der Münchner Allianz Arena sichtlich erfreut, weil er eben einen großen Fußballabend hatte miterleben dürfen. Buffon wirkte keineswegs verstimmt, obwohl seine Mannschaft verloren hatte und nun nicht mehr mitspielen darf in der aktuellen Champions League. Der Finalist 2015 ist ein Jahr später schon nach dem Achtelfinale raus mit Applaus.

Karl-Heinz Rummenigge bedauerte bald nach dem Schlusspfiff dieses denkwürdigen 4:2-Duells dieses frühe Aus des italienischen Kontrahenten, lobte dessen vorzügliche Qualität und regte eine Diskussion über den Auslosungsmodus an. Konkret empfiehlt er Setzlisten wie im Tennis, um alsbald auch in den K.-o.-Runden den Zufall der Gegner-Ziehung zu umdribbeln.

Selektion beim Achtelfinale besteht bereits

Nun ist ein gewisses Mitleid mit der unglücklich unterlegenen Juve-Delegation durchaus nachvollziehbar und ehrenwert, aber Niederlagen, auch große, gehören zum Reiz dieses Spiels. Außerdem hatte der italienische Traditionsverein sehr wohl die Chance, einen Giganten wie den FC Bayern, den FC Barcelona oder Real Madrid in dieser Wettkampfphase zu umgehen: Weil gemäß dem Reglement die Gruppensieger in der ersten K.-o.-Runde gesichert auf einen Zweiten treffen (außer aus dem eigenen Land) und das Achtelfinal-Hinspiel auswärts austragen dürfen, hätte Juve also Platz 1 in der Gruppe D gereicht. Doch eine 0:1-Niederlage in Sevilla am letzten Gruppen-Spieltag erhob Manchester City zum Primus, Juve musste gegen einen Gruppenersten ran, den FC Bayern. Wie bei der Auslosung der Gruppen mit der Zuteilung von Gruppenköpfen besteht also auch bei der Ermittlung der Paarungen der Achtelfinals eine gewisse Selektion. Erst vom Viertelfinale an erfolgt eine absolut freie Auslosung.

Karlheinz Wild

Karlheinz Wild kicker

Ohne Großtaten gibt es keinen Titel

Sollte da an diesem Freitag ein Viertelfinale zwischen dem FC Bayern und dem FC Barcelona gezogen werden, wäre damit ein gut mögliches Finale verhindert. Die beiden FCB-Teams gelten als Topfavoriten. Aber daraus muss doch nicht die Selbstverständlichkeit abgeleitet werden, dass beide Klubs immer das Halbfinale oder gar Finale erreichen. In den K.-o.-Spielen setzen sich doch ohnehin in der Regel die üblichen Verdächtigen durch, in den vergangenen fünf Jahren qualifizierte sich Real Madrid fünfmal für die letzten Vier der europäischen Premiumliga, der FC Barcelona und der FC Bayern viermal. Diese drei Klubs zählen auch in dieser Saison wieder zu den ersten Anwärtern auf die bedeutendste Trophäe im kontinentalen und globalen Klub-Fußball, aber ein paar Großtaten auf dem Königsweg zum Titel in der Königsklasse müssen sie schon vollbringen.

210 Minuten Fußball pur

Den Bayern ist das gegen Juventus Turin in einer mitreißenden Auseinandersetzung in zwei Teilen gelungen. Diese 210 Minuten zwischen dem deutschen und italienischen Rekordmeister servierten Fußball pur, Spannung, Power, Action, taktische Kniffe, tolle Tricks und viele Tore. Diese zwei Superspiele werden den Zuschauern und Bayern-Fans länger in Erinnerung bleiben als die einseitigen und deshalb im Vergleich zum diesjährigen Achtelfinale eher langweiligen K.-o.-Runden 2015 gegen Donezk und Porto, zwei Vertreter aus der europäischen Zweitklassigkeit. Macht Fußball auf Dauer Spaß, wenn der Sieger zumeist vorher feststeht? Sicher nicht. Selbst Hard-Core-Fans mögen es ab und zu prickelnd.

Bei allem Verständnis für finanzielle Planungssicherheit, die die Großklubs mit ihren restlos überbezahlten Stars brauchen, muss die sportliche Attraktivität ebenfalls noch eine Hauptrolle spielen. Zäh ist die Champions League schon in der Gruppenphase. Reformen gegen diese zunehmende Langeweile wären dringlicher.