Champions League

Die Analyse: Warum Chelsea ausschied

Die Blues am Tropf von Diego Costa

Die Analyse: Warum Chelsea ausschied

Frust: Eden Hazard und Co. scheitern wieder an Paris St. Germain.

Frust: Eden Hazard und Co. scheitern wieder an Paris St. Germain. imago

Aus London berichtet Thomas Böker

Genau zwischen Block 13 und 14 hängt an der Stamford Bridge immer noch dieser lange blaue Banner. "Super Frankie Lampard" ist darauf zu lesen. Auch wenn die Chelsea-Legende nun schon mehr als eineinhalb Jahre weg ist, erst bei ManCity und mittlerweile in der MLS, werden sie ihn hier im Westen Londons nie vergessen. Aus gutem Grund. Es gibt im aktuellen Kader zu wenig Lampards und zu viel Durchschnitt. Zum zweiten Mal in Folge fanden die Blues ihren Meister in Paris, und erneut wird das Viertelfinale der Champions League ohne sie stattfinden.

Es ist sicher jetzt nicht alles schlecht bei Chelsea. Man war in beiden Spielen nah dran, aber Fakt ist auch, dass PSG zweimal verdient gewann. Und nah dran waren die Engländer nur, weil sie einen Diego Costa hatten. Er verbuchte im Hin- und Rückspiel zusammen vier Großchancen, nur eine nutzte er am Mittwoch zum 1:1, das Hoffnung aufkeimen ließ. Doch es ist nicht nur die Präsenz des Spaniers vorm Tor, es ist sein Einsatz, seine Laufbereitschaft, sein großes Kämpferherz. Viele Teams möchten nicht gegen ihn agieren, und das ist ungeachtet seiner zuweilen fiesen Spielweise ein Kompliment. Doch Chelsea hängt an seinem Tropf. Als er beim Stand von 1:1 angeschlagen raus musste, war klar, dass nach vorne nicht mehr viel gehen würde.

Europas Thron ist eine Nummer zu groß

Pedro, Cesc Fabregas, Eden Hazard (der in der Pause sein Trikot mit di Maria tauschte und so eine Welle der Empörung bei Chelseas Fans lostrat) - feine Fußballer, aber keine, mit denen man PSG letztlich ernsthaft gefährden kann. Und auch nicht Barca, Real oder Bayern. Soll heißen: Vorne ist verdammt weit weg für Chelsea derzeit. In England ohnehin, aber auch Europas Thron ist eine Nummer zu groß. Treffen bei den genannten Teams Messi, Ronaldo oder Lewandowski nicht, netzen eben Suarez, Benzema oder Müller ein.

Chelseas Abwehr braucht dringend eine Blutauffrischung, und selbst wenn Ivanovic, Cahill oder auch Azpilicueta oder Zouma gut spielen, haben sie so viel mit sich selbst zu tun, dass sie die anderen nicht führen können. Kapitän John Terry, diesmal verletzt fehlend, kann das, aber der ist wohl bald weg und wird nebenbei auch nicht jünger.

Der Einsatz stimmte gegen PSG, aber die Klasse reichte schlicht nicht aus.

Und Guus Hiddink, den Trainer, in allen Ehren. Aber taktische Innovation, große Impulse und viel Neues war und ist von ihm nicht mehr zu erwarten. Er war der richtige Mann, um den Klub und die Mannschaft nach Turbulenzen um José Mourinho wieder zu beruhigen. Doch der Gentleman aus den Niederlanden ist keiner mehr für große Ziele.

Chelsea droht den Anschluss zu verlieren

Die aber will und muss Chelsea nach eigenem Selbstverständnis wieder anpeilen. Kommende Saison blüht ihnen wohl eine ohne internationales Geschäft, mit Glück reicht es noch zur Europa League. Schnell kann dann eine Abwärtsspirale wie bei Manchester United einsetzen, denn die ganz großen Stars könnten trotz des Geldes nicht kommen wollen. Da droht man schnell den Anschluss zu verlieren.

Und wie lange dann Roman Abramovich noch bleibt, ist die nächste Frage. Chelsea hat von den Großen, Cech, Drogba, Lampard, Mourinho und Terry nur noch Letztgenannten. Alle Gesichter, die diesen Klub in der vergangenen Dekade geprägt haben, sind (bald) weg.

Kein Wunder, dass die Lampard-Fahne noch tapfer hängt. Doch schöne Erinnerungen allein reichen nicht, um eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten. An der Stamford Bridge laufen rund ums Stadion Ordner mit Jacken herum mit der Aufschrift: "We are here to help you." Sie helfen gerne und wissen tatsächlich viel. Doch die Frage "Wo bitte geht's zurück zum Ruhm?" können Sie an diesem kalten Märzabend an der Themse auch nicht beantworten.