Champions League

Schiffbruch in Turin: Kroos und Real gehen unter

James droht vor dem Rückspiel - Tevez und Morata furios

Schiffbruch in Turin: Kroos und Real gehen unter

In der Zuschauerrolle: Toni Kroos hechelt Carlos Tevez hinterher, bleibt aber zweiter Sieger.

In der Zuschauerrolle: Toni Kroos hechelt Carlos Tevez hinterher, bleibt aber zweiter Sieger. imago

In großen gelben und weißen Lettern titelte die Tuttosport: "Juve sei Real!" - "Juve, du bist Real!" Daneben prangte das Konterfei von Carlos Tevez mit weit aufgerissenem Mund und geballter Faust. Gewiss, das Sportblatt aus Turin neigt zu Extremen, mal kritisiert es die Mannschaften harsch, mal huldigt es sie. Und doch war diese Schlagzeile auf Seite eins nicht gänzlich unangebracht: Juventus brillierte mit forschem Offensivfußball, Real ernüchterte mit auffällig anfälliger Abwehr, tempolosem Ballgeschiebe und wenig Esprit.

Trainer Massimiliano Allegri verblüffte seinen Gegenüber Carlo Ancelotti, indem er seine Mannschaft von Anfang an mutig nach vorne spielen ließ. Die Bianconeri belohnten sich früh für den schwungvollen Beginn: Ex-Madrilene Alvaro Morata versetzte seinen Ex-Kollegen auf Vorarbeit seines glänzend aufgelegten Sturmpartners Tevez einen Stich ins Herz - 1:0 (8.).

Wir müssen uns auf jeden Fall steigern.

Toni Kroos

Und Real? Die Königlichen waren sichtlich beeindruckt und wussten zunächst gar nicht wie ihnen geschah. Auch Toni Kroos konnte der Partie seinen Stempel nicht aufdrücken. Der Weltmeister hatte nach Marcelo (96) zwar mit 83 Ballkontakten die zweitmeisten beim Titelverteidiger, auch seine Passquote von 94 Prozent zeugte einmal mehr von seiner imponierenden Ballsicherheit. Und doch gelang es ihm kaum, im Mittelfeld das Spiel zu dirigieren.

Sergio Ramos und Bale bekommen ihr Fett weg

Noch mehr als Kroos enttäuschte aber Sergio Ramos. Ancelotti experimentierte erneut mit dem Abwehrspieler und beorderte ihn an Kroos' Seite. Dort erlitt er "Schiffbruch", wie die Marca schonungslos urteilte. Der 29-Jährige geriet in den spanischen Medien ins Kreuzfeuer der Kritik, doch James Rodriguez nahm ihn in Schutz: "Wir dürfen nicht einen für die Niederlage verantwortlich machen, sondern müssen zusammenstehen." Und doch leistete sich Ramos bisweilen desolate Ballverluste und war ebenso wenig ein Faktor im Spiel wie Totalausfall Gareth Bale, der von Roy Keane (früher Manchester United) im englischen Fernsehen harsch kritisiert wurde: "Es war, als wenn Real mit zehn Mann spielen würde. Bale war nicht zu sehen."

Spielbericht

So muss sich Real erhebliche Sorgen machen, das Endspiel in Berlin zu erreichen. Der zwischenzeitliche Ausgleich von Cristiano Ronaldo (27.) macht dem Titelverteidiger zwar Mut. James Rodriguez hatte gar die Führung auf dem Kopf, scheiterte aber aus kürzester Distanz am Querbalken (41.). Doch im Rückspiel werden sich die Madrilenen strecken und erheblich steigern müssen, um den 1:2-Rückstand noch wettzumachen.

James Rodriguez bleibt zuversichtlich

Mannschaft und Tifosi im Freudentaumel: Juventus bejubelt das 2:1 durch Carlos Tevez - die Fans sind in Ekstase.

Mannschaft und Tifosi im Freudentaumel: Juventus bejubelt das 2:1 durch Carlos Tevez - die Fans sind in Ekstase. imago

Die desillusionierende Niederlage tat der Zuversicht von James Rodriguez jedoch keinen Abbruch: "Schlecht ist das Ergebnis nicht. Wir müssen an uns glauben und Vertrauen haben, wir spielen in unserem Stadion, vor unseren Leuten." Und Kroos mahnte: "Wir müssen Geduld haben. Ein 1:0 würde theoretisch reichen." Auch der Ex-Bayer wusste aber: "Wir müssen uns auf jeden Fall steigern."

Juve hingegen kann auf der überzeugenden Vorstellung vom Dienstagabend aufbauen und dem Rückspiel in einer Woche im Santiago Bernabeu optimistisch entgegengehen. Zumal die Allegri-Elf auch den Catenaccio beherrscht (erst sechs Gegentore in elf CL-Spielen) und mit Morata und Tevez ein stets gefährliches und kongeniales Angriffsduo in seinen Reihen weiß.

Auch dies veranlasste Tuttosport zu Lobeshymnen: "Morata und Tevez versenken die Königlichen." Und der Corriere dello Sport legte überschwänglich nach: "Ein galaktisches Juve! Ein verrücktes Juve, nahe an der Perfektion." Nun bedarf es aber eines zweiten großen Champions-League-Abends, um den Titelverteidiger aus dem Wettbewerb zu kegeln und erstmals seit 2003 ins Finale einzuziehen.

lei