Auf dem Weg ins Halbfinale musste Juventus Turin in der K.-o.-Runde Borussia Dortmund und die AS Monaco aus dem Wettbewerb kegeln. Die bis dato nun härteste Aufgabe Real Madrid ging Trainer Massimiliano Allegri mit folgendem Personal an: Im Vergleich zum 1:0 bei Sampdoria Genua, mit dem Juve den vierten Scudetto in Folge und die 31. Meisterschaft insgesamt eingefahren hatte, kehrten die geschonten Kräfte Pirlo und Chiellini zurück. Ansonsten gab es keine großen Überraschungen. Im Sturm begann somit erneut Ex-Madrilene Morata.
Real-Coach Carlo Ancelotti, der einst die "Alte Dame" zwischen 1999 und 2001 trainiert hatte, begann nach dem 3:2 beim FC Sevilla (Dreierpack Cristiano Ronaldo) wie erwartet: Bale kehrte in die Startelf zurück, im Mittelfeld begann schon wie im Viertelfinale Ramos. Dafür rückte erneut der robuste Pepe in die Innenverteidigung. Schmerzlich vermisst wurde vor allem Benzema (Knie), wenngleich die Königlichen bis dato in den zehn Pflichtspielen ohne den Franzosen stets gewonnen hatten und "CR7" in der Mittelstürmerrolle zuletzt geglänzt hatte.
Power-Fußball von der "Alten Dame"
Doch zu Offensivaktionen sollte es für das dieses Mal in schwarz gekleidete Ensemble zunächst nicht kommen, denn der Gastgeber überraschte: Tevez, Morata und Vidal machten von Beginn an Druck auf Pepe & Co., eroberten dank sichtbarer Lauffreude zahlreiche Bälle und generierten damit viele Strafraumannäherungen. Darunter natürlich auch erste Chancen durch Vidal (1.) und Sturaro (4.). Die verdiente Belohnung folgte ebenso: Tevez schloss rechts im Strafraum ohne Gegendruck flach ab. Casillas wischte das Leder in Richtung seines rechten Pfostens, wo Morata vor Pepe abstaubte. Der Portugiese hatte hier nicht allzu gut aufgepasst und ausgesehen, da er obendrein fälschlicherweise den Arm gehoben hatte. Mit dem 1:0 im Rücken blieb die "Alte Dame" ihrer Marschroute folglich treu. Auffällig zudem, wie sicher die aufgebotene Viererkette stand und Cristiano Ronaldo und seine Weggefährten bis zur 27. Minute nicht einmal in den Sechzehner passieren ließ.
CR7 ist zur Stelle - James verzweifelt
Gib Küsschen: Daniel Carvajal küsst Torschütze Cristiano Ronaldo nach dessen 1:1, während James (links) die Jubelfaust zeigt. Getty Images
Das einzige Mittel, was die Spanier bis dato fanden, waren Fernschüsse: Ein saftiger von Weltmeister Kroos kam dabei am gefährlichsten, doch Routinier Buffon parierte stark (12.). Doch in eben jener 27. Minute sollte es nach dem ersten Vordringen in den Strafraum direkt knallen: Evra wurde ausgespielt, sodass James den Ball in die Mitte zum freien Cristiano Ronaldo heben konnte. Der Portugiese stand bei der Ballabgabe nicht im Abseits und nickte aus kürzester Distanz ein - sein 76. Treffer in der Königsklasse, mit dem er Lionel Messi (75) vom FC Barcelona wieder um ein Tor distanzierte.
In der Folge ebbte das Niveau deutlich ab: Juve wirkte etwas geschockt, während die Königlichen besser zurechtkamen. Das führte zu zahlreichen Zweikämpfen im Mittelfeld und haufenweise Fehlpässen. Ein Highlight gab es allerdings noch: Isco huschte über links in den Strafraum und spielte scharf quer zu James, der das Leder aus kürzester Distanz jedoch an die Querlatte setzte - Glück für Juve (41.).
Das Halbfinale im Überblick
Zum Konter eingeladen - Tevez bedankt sich
Der zweite Durchgang begann ohne personelle Veränderungen, dafür aber mit deutlich mehr Härte. Juve hatte sich scheinbar vorgenommen, Real mit vielen Zweikämpfen zu frustrieren. Tevez handelte sich hier schnell die Gelbe Karte ein (46.). Torchancen? Bis auf einen Fernschuss von Tevez, den Casillas sicher fing (48.), Fehlanzeige.
Doch plötzlich wurde es turbulent, da Real erstaunlicherweise die Schotten öffnete und einen fatalen Juve-Konter ermöglichte: An dessen Ende traf Carvajal Gegenspieler Tevez klar am Fuß - Elfmeter. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte sicher zur erneuten Führung in die Mitte - 2:1 (57.). Das verlieh den Bianconeri neues Selbstvertrauen, die fortan das Spiel wieder mehr kontrollierten. Eine erste Antwort von Real ließ derweil bis zur 64. auf sich warten, als Cristiano Ronaldo ein Hacken-Zuspiel von James nur hauchdünn verpasste.
Jubelsprung: Die Spieler von Juventus Turin freuen sich nach dem 2:1 mit den Fans. Getty Images
Llorente hat das 3:1 auf dem Fuß und Kopf
Für die Schlussphase brachte Juve-Coach Allegri nun Barzagli, womit klar war: Die "Alte Dame" agiert wieder mit dem bekannten System mit einer Dreier- bzw. Fünferkette. Und dieser Riegel sollte bis zum Schluss halten - Cristiano Ronaldo, der sehr unauffällige Bale oder Joker Hernandez bissen sich reihenweise die Zähne aus. Vor allem gegen Chiellini, der sich vor nichts scheute und deswegen am Ende mit Gelb und Turban jubelnd vom Feld marschierte. Es blieb also beim verdienten 2:1 für die Italiener, die sich beinahe noch mit dem 3:1 belohnten: Der eingewechselte Llorente umkurvte zwar Casillas, doch fand er aus spitzem Winkel keine Möglichkeit zum Abschluss (87.) und reagierte bei einem Kopfball aus der Nahdistanz zu überrascht (90.+2).
Das Rückspiel im Santiago Bernabeu findet am nächsten Mittwoch, den 13. Mai 2015 (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de), statt.