Champions League

Watzke: "Das ist der Wahnsinn!"

Dortmund: Eine Explosion der Emotionen im Stade Velodrome

Watzke: "Das ist der Wahnsinn!"

Völlig losgelöst: Die Dortmunder Spieler waren nach dem Schlusspfiff in Marseille außer Rand und Band.

Völlig losgelöst: Die Dortmunder Spieler waren nach dem Schlusspfiff in Marseille außer Rand und Band. Getty Images

Aus Marseille berichtet Thomas Hennecke

Wie in der verhexten Vorrunde mit all ihren Rückschlägen und Verletzungen entwickelte sich auch in Marseille eine unheilvolle Chronologie, die zum größten anzunehmenden Unglücksfall zu führen schien - dem Aus nach der Gruppenphase. Der regelwidrige Ausgleich der Franzosen aus klarer Abseitsposition, die Flut der vergebenen eigenen Torchancen und die späten Treffer des SSC Neapel im Parallelspiel gegen den FC Arsenal (2:0) hätten den stolzen Vorjahresfinalisten fast zu einer Trostrunde in der Europa League gezwungen.

Borussia Dortmund - Die letzten Spiele
1. FSV Mainz 05 Mainz (A)
3
:
0
Paris St. Germain Paris SG (A)
0
:
1
Spielersteckbrief Großkreutz
Großkreutz

Großkreutz Kevin

Spielersteckbrief M. Sarr
M. Sarr

Sarr Marian

Champions League - Vorrunde, 6. Spieltag
mehr Infos
Champions League - Tabelle - Gruppe F
Pl. Verein Punkte
1
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
12
2
FC Arsenal FC Arsenal
12
3
SSC Neapel SSC Neapel
12

Dann kam die 87. Minute, Kevin Großkreutz, der sogar wegrutschte bei der finalen Aktion, die Dortmund doch noch in die nächste Runde schubste, und Jubel. Grenzenloser Jubel auf dem Rasen, der mehr ein Kartoffelacker war, und eine Explosion der Emotionen unter den 2500 mitgereisten Fans. "Wir haben immer daran geglaubt", beteuerte Großkreutz, "was unsere Mannschaft für einen Charakter hat, ist einfach genial." Oder "mega super", wie Kapitän Sebastian Kehl kaum weniger glücklich ergänzte.

Spielbericht

Mit jeder vertanen Möglichkeit, von denen Robert Lewandowski die größte verdattert liegen ließ, mit jeder Umdrehung, die der Sekundenzeiger machte, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Weg der Dortmunder Notelf in Europas Premium-Liga am Mittwochabend eigentlich zu Ende war. "Ich habe gezweifelt", gestand Präsident Dr. Reinhard Rauball, "ja, das habe ich." Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wird angesichts von Extremsituationen wie in Marseille möglicherweise die nächste Kontrolluntersuchung bei seinem Hausarzt vorziehen. "Lange", verriet er, "halte ich so etwas nicht mehr durch. So ein Spiel kostet mich viele Jahre meines Lebens."

Dabei wissen Watzke und Rauball doch spätestens seit dem unvergesslichen Viertelfinal-Aufreger gegen den FC Malaga (3:2), dass das Repertoire der Dortmunder Elf Resignation nicht vorsieht. "Jürgen Klopp hat der Mannschaft über Jahre implementiert, dass sie bis zuletzt daran glaubt, etwas reißen zu können", sagte Watzke. Mit dem Gruppensieg hat sie sogar noch viel mehr gerissen, als nach der 0:1-Heimniederlage gegen den FC Arsenal vor ein paar Wochen zu erwarten war. "Das ist der Wahnsinn", strahlte Watzke.

Sarr beim Debüt mit der Nervenstärke eines alten Hasen

Später, bei einer kleinen, spontanen Feier im Hotel Interconti, holten sich außer Großkreutz auch Nuri Sahin und Marian Sarr noch ein paar Streicheleinheiten ihrer Bosse ab. Nur vier Tage nach seinem Außenbandteilanriss im rechten Knöchel bot der zuvor fast im Akkord behandelte Sahin im defensiven Mittelfeld eine Klasseleistung. Und Sarr, der als erst 18-jähriger Dortmunder Drittligaspieler zuvor noch nicht eine (!) Minute Profi-Erfahrung vorweisen konnte, verteidigte mit der Selbstverständlichkeit und Nervenstärke eines alten Hasen.

"Man muss mutig sein", betonte Boss Watzke, "und unser Trainer war mutig. Dafür ist er belohnt worden." Sogar mit der Aussicht auf einen der Papierform nach leichteren Gegner im Achtelfinale. Welchen die Borussia am kommenden Montag ziehen wird, ist Kevin Großkreutz glatt egal, solange eine Grundvoraussetzung erfüllt wird: "Da muss Stimmung sein."