Für die Melodik war es wohl von Vorteil, dass sich einige Schüler 1897 auf Juventus einigten. Denn als sie auf einer Bank nahe ihres Turiner Gymnasiums über den Namen eines Klubs diskutierten, standen auch "Verein Via Fort" und, in Anlehnung an ihre Schule, "Sportverein Massimo D'Azeglio" zur Wahl. Die Burschen ahnten kaum, über einen der in der Folge weltweit populärsten Vereine zu beraten - die legendäre "Geburts"-Bank steht übrigens im Klub-Museum. Als weitere glückliche Eingebung wechselte man in den 1930ern die Farben vom ursprünglichen Rosa in für das Auge angenehmere Weiß-Schwarz. Seit der Gründung holten die Turiner 53 Titel und triumphierten als erste in allen drei Europapokalen.
Ab 1923 wuchs Juventus zu einer Institution. Damals übernahm Fiat-Besitzer Edoardo Agnelli den Verein, der inzwischen 28 Scudetti einfuhr. Ein Drittel des nationalen Fanaufkommens hat sich Juve verschrieben. Der Manipulationsskandal 2006 führte nicht nur zum dunkelsten Moment der Klub-Historie, sondern auch ersten Fall in die zweite Liga.
Unter dem vierten Agnelli-Präsidenten, dem 37-jährigen Andrea, und Coach Antonio Conte etablierte sich der Klub wieder zum Nonplusultra Italiens. Keeper Buffon ist in der laufenden Champions League seit 491 Minuten ohne Gegentor, die Elf im Europapokal seit 13 Partien ungeschlagen. Contes offensives 3-5-2-System stellt mit dem Ex-Wolfsburger Andrea Barzagli die beste Liga-Abwehr, das Mittelfeld eine Mixtur aus Spielwitz und Abräumern. Neben Regisseur Andrea Pirlo ragen Stephan Lichtsteiner auf der rechten Bahn, Nationalspieler Claudio Marchisio und Arturo Vidal heraus. Der ehemalige Leverkusen-Profi gehört zu den unumstrittenen Top-Spielern der Serie A und bilanziert bereits zehn Saisontreffer, drei in der Königsklasse. Einzige Schwachstelle bleibt der Sturm, der sich keineswegs durch eiskalte Tormaschinen auszeichnet.
"Wir haben einen der härtesten Brocken erwischt", stöhnte Conte nach der Auslosung. Vielleicht vertraut er aber der Serie, denn seit 1973 erreichte man in jedem Jahr, das mit einer drei endete, ein europäisches Endspiel. Die Bayern aber fügten Juve die letzte europäische Heimniederlage zu - im Dezember 2009 siegten sie 4:1 und kamen später ins Finale.
Bayern gegen Italiener
Nur in drei von neun Europapokalduellen mit Hin- und Rückspiel setzten sich die Bayern durch. In Cham- pions-League-Runden setzte sich der Rekordmeister nur einmal durch, dreimal schieden die Münchner aus. Hinzu kommt noch die Niederlage im CL-Finale 2010 gegen Inter Mailand.
Oliver Birkner