Bundesliga

Kommentar von kicker-Reporter Toni Lieto: Schalkes Kapitän Ralf Fährmann denkt gar nicht an Flucht - richtig so!

Kommentar zur Degradierung des S04-Kapitäns

Fährmann denkt gar nicht an Flucht - richtig so!

Er will den Bankplatz schnellstmöglich wieder abgeben: S04-Kapitän Ralf Fährmann.

Er will den Bankplatz schnellstmöglich wieder abgeben: S04-Kapitän Ralf Fährmann. imago

Natürlich ist Ralf Fährmann über seine Degradierung vom Stammtorwart zum Reservisten sauer und tiefenttäuscht . Was soll er auch sonst sein? Sogar mit den Tränen kämpfte der zwar stattliche und kräftige, aber als durchaus sensibel geltende Schlussmann des FC Schalke nach dem Rückrundenstart gegen den VfL Wolfsburg (2:1) , als er vor den Fans der Nordkurve stand, die seinen Namen riefen.

An einen Abschied denkt Fährmann trotz der Enttäuschung aber nicht. Und am allerwenigsten an eine Flucht noch in diesem Monat. "Mein Wunsch ist es, meine Karriere auf Schalke zu beenden", sagte Fährmann im August im kicker-Interview. An diesem Standpunkt hat sich beim dienstältesten Knappen (mit kurzer Unterbrechung seit 2003 im Verein) auch durch die neuen Entwicklungen nichts geändert. Und das ist richtig so.

Sauer ist er, enttäuscht, tieftraurig - und gewillt, Alexander Nübel den Kampf anzusagen. Fährmann galt auch schon vor dem Verlust seines Stammplatzes als extrem ehrgeiziger Trainingsbesessener, nun ist davon auszugehen, dass er noch eine Schippe drauflegt. Er werde zwar "definitiv unser Kapitän bleiben", betonte Tedesco, aber Fährmann reicht das nicht. Er will zurück ins Tor.

kicker-Reporter Toni Lieto

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Dazu muss er seinen Trainer weniger von seinen sportlichen Fähigkeiten überzeugen, sondern ihm vielmehr durch entsprechende Trainingsauftritte beweisen, dass seine Nerven nicht (mehr) flattern. Denn das ist bisher Fährmanns Problem gewesen: Er macht sich, wie er gegenüber dem kicker kürzlich selbst sagte, "manchmal einfach einen zu großen Kopf". Das kann zu Verunsicherung führen - und damit letztlich zu Fehlern, wie speziell zum Ende der Hinrunde, als Fährmann in drei Spielen in Folge schlecht aussah.

Nicht zuletzt wegen dieser Unsicherheiten sah sich Tedesco zum Torwartwechsel gezwungen. Ob die Entscheidung richtig oder falsch ist, steht auf einem anderen Blatt - es gibt gute Argumente dafür und dagegen. Zumindest aber hat die Entscheidung zur Folge, dass Fährmann die zuletzt arg gewachsene Angst vor Fehlern nun erstmal los ist. Er kann in seinem Kopf den Resetknopf drücken. Wer seinen Platz wiederhaben will, kann befreiter, bissiger und damit auch nervenstärker agieren, als wenn ihm ständig die Knie schlottern, weil er um seinen Platz bangt.