Bei Leon Goretzka hatten die Schalker alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihren Nationalspieler von einem Verbleib beim FC Schalke zu überzeugen. Auch ein persönliches Treffen mit dem mächtigen Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies gehörte seinerzeit zum Umstimmungsversuch. Tönnies sei häufiger mal der "Joker", wie er seine Rolle in derlei Härtefällen selbst bezeichnet.
Auch im Fall Max Meyer sollte und wollte Tönnies ein "Joker" sein. Für die Zeit um den Jahreswechsel soll ein Termin mit Meyer beziehungsweise dessen Berater Roger Wittmann vereinbart worden sein, erläuterte Tönnies nun in Dortmund im Rahmen der Eröffnung der Sonderausstellung "Schichtwechsel – FußballLebenRuhrgebiet" im Deutschen Fußballmuseum. Und Tönnies ergänzte: "Dieser Termin ist vom Berater abgesagt worden."
Spielersteckbrief M. Meyer
FC Schalke 04 - Die letzten Spiele
FC Schalke 04 - Vereinsdaten
Gründungsdatum
04.05.1904
Vereinsfarben
Blau-Weiß
Insofern dürfte sich Tönnies sehr geärgert haben über den von Wittmann öffentlich geäußerten Vorwurf in Richtung Schalke 04, zwei Emails würden nicht "ausreichen, um einen Schalker Jung vom Verbleib zu überzeugen".
Nach Goretzka, der zum FC Bayern wechselt, wird wohl auch Meyer den Verein im Sommer verlassen, da sein Vertrag endet. Mit Meyer würde Schalke wieder einmal ein Eigengewächs verlieren, wobei Tönnies die Dramatik bei diesem Thema insgesamt relativiert. Die meisten Klubs müssten stets den Verlust ihrer eigenen Talente fürchten, auch Schalke. Die Hoffnung, dass solche Spieler ewig im Verein bleiben, könne man sich "abschminken", sagt Tönnies. Schalke trifft es schon seit Jahren hart und regelmäßig, weil die hochgelobte Knappenschmiede es ständig schafft, neue Vorzeige-Talente in den Profikader abzugeben. Beispiel: Max Meyer.
Tönnies denkt wirtschaftlich
Beim Blick auf die momentane Gesamtsituation zeigt sich Tönnies derweil überaus zufrieden. "Jetzt arbeiten wir daran, dass wir da bleiben, wo wir stehen", sagt er. Ob Domenico Tedesco dies mit seiner Mannschaft durch attraktive Leistungen hinbekommt oder - wie zuletzt häufiger geschehen - mit weniger attraktiven, ist Tönnies herzlich egal. "Mich interessiert in erster Linie der Tabellenplatz, weil ich wirtschaftlich denke", meinte Tönnies in Dortmund und garnierte sein Statement mit einem für ihn typischen Satz, der den Erfolgsdruck auf Tedesco und das Team zumindest nicht verringert: "Wenn man sich intelligent genug anstellt, dann kann man das auch schaffen, diesen Platz erfolgreich zu verteidigen."
