Bundesliga

Völler und Schade teilen Schmidts Einschätzung nicht

Saisonaus für Boenisch - Kramer fehlt gegen den HSV

Völler und Schade teilen Schmidts Einschätzung nicht

"Wir müssen nicht immer Champions League spielen": Leverkusens Trainer Roger Schmidt, hier mit Karim Bellarabi.

"Wir müssen nicht immer Champions League spielen": Leverkusens Trainer Roger Schmidt, hier mit Karim Bellarabi. picture alliance

"Wir stoßen an die Grenzen der Belastbarkeit", klagte Trainer Roger Schmidt am Freitag, jedes Spiel sei - vor allen Dingen für die jungen Spieler - eine "riesige Herausforderung". Es war viel über die verletzten Profis zu hören. Deutlich mehr als über die, die in Villarreal 0:2 verloren hatten.

Hält der Trainer dieses Ergebnis im Heimspiel am kommenden Donnerstag durchaus noch für korrigierbar ("Wir sind davon überzeugt, Außergewöhnliches schaffen zu können. Daran glaube ich ganz fest!"), scheint der Glaube an das Erreichen der Champions League tief erschüttert. Dies aber hat offenbar nur am Rande mit dem großen personellen Aderlass zu tun, denn Schmidt sagte auch: "Wir müssen nicht immer Champions League spielen. Auch wenn alle Spieler fit sind." Dazu, so der Trainer, bräuchte man eine Saison mit "günstigen Fügungen".

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In den vergangenen Jahren gab es die offensichtlich, nun erlebt Bayer das Gegenteil: Es fügt sich alles eher unglücklich. Die Spielzeit 2015/2016 wird langsam, aber sicher, und Spiel für Spiel abgehakt. Sprach Schmidt nach dem Pokal-Aus gegen Werder Bremen noch davon, "man könne noch Großartiges erreichen in dieser Saison", ist mittlerweile ein paar Pleiten, eine Trainer-Sperre und viele Verletzte später Mitleid heischende Tristesse unter dem Bayer-Kreuz eingezogen - zumal Leverkusen nun auch noch das Saison-Aus für Boenisch verkünden musste. Der Abwehrspieler zog sich einen Teilriss der Rektussehne des linken Oberschenkels zu und wird in der laufenden Spielzeit nicht mehr eingreifen können.

Bayer läuft wieder einem Rückstand hinterher

Spielbericht

"Mannschaftliche Geschlossenheit und taktische Disziplin" sollen es nun am Sonntag richten. Was spricht dagegen? Vielleicht die Tatsache, dass Bayer in Spanien zum 22. Mal in dieser Saison 0:1 in Rückstand geriet und fortan völlig chancenlos blieb. Immerhin: Selbst unter den erwähnten erschwerten Bedingungen hatte Schmidt in Villarreal "ein ausgeglichenes Spiel gesehen", dazu "viele Dinge sehr positiv". Einschätzungen, die der Trainer durchaus exklusiv hatte.

Auch im eigenen Verein sahen andere Entscheidungsträger dies anders: "Das war über weite Strecken eine nicht überzeugende Leistung. Fürs Rückspiel wird das sehr schwer", kritisierte Geschäftsführer Michael Schade, der auch forderte: "Wir wollen nichts schönreden." Rudi Völler hieb in die gleiche Kerbe: "Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumreden. Was wir gezeigt haben, war zu wenig. Im Moment fällt es schwer, noch ans Weiterkommen zu glauben. Das ist ein negatives Pfund."

Muss Leverkusen seine Vereinspolitik überdenken?

Die aktuelle Lage, kritisch wie lange nicht, sollte Anlass sein, die Vereinspolitik zu überdenken. In Villarreal standen immerhin noch eine Menge Spieler mit großer internationaler Erfahrung auf dem Platz, hoch bezahlte Profis, die sich ja dort nicht zufällig zum Strandkick getroffen hatten, sondern in dieser Konstellation seit vielen Monaten zusammen spielen. Dass davon nichts zu sehen war, könnte die Verantwortlichen zu der Überlegung bringen, in Zukunft auf junge und entwicklungsfähige Spieler zu bauen. Die kämen billiger, würden es auch nicht schlechter machen und wären vom Trainer – an dem man ja auf jeden Fall festhalten will - möglicherweise besser formbar.

Frank Lußem