Champions League

FC Bayern: Konter-Kontroll-Komplex statt Kreativität

Spielweise hemmt die Kombinationskunst

FC Bayern: Konter-Kontroll-Komplex statt Kreativität

Kein Tempodribbling in Lwiw: Franck Ribery und den Bayern droht die Kreativität verlorenzugehen.

Kein Tempodribbling in Lwiw: Franck Ribery und den Bayern droht die Kreativität verlorenzugehen. imago

Als Wunschergebnis feierten die Bayern-Bosse dieses torlose Unentschieden in Lviv gegen Schachtar Donezk nicht . Karl-Heinz Rummenigge wie Sportvorstand Matthias Sammer bedauerten, dass die allerdings raren und nicht sonderlich hochwertigen Torchancen nicht zu einem Auswärtstor oder gar zum Sieg veredelt worden waren. So richtig zufrieden ordneten sie die Vorstellung ihrer prominenten Vereinigung aus Weltstars und Weltmeistern nicht ein. Die Bayern können es besser und haben gegen einen schwachen Kontrahenten bessere Aussichten für das zweite Spiel verpasst. Pep Guardiola, der Trainer, hingegen fand das Lernziel dieser Exkursion ins Westukrainische erreicht: Es gab keine böse Überraschungen nach Tempogegenstößen.

Allmählich müssen die Bayern und ihr Trainer aufpassen, dass ihnen nicht ein Konter-Kontroll-Komplex erwächst und ihnen dabei ihre oft großartige Kreativität und Kombinationskunst verschüttgehen. Mit permanentem Ballbesitz und eher selten zielführenden Ballpassagen wird - so die Guardiola-Doktrin - die Oberhoheit auf dem Platz angestrebt.

Wenn aber Franck Ribery zu keinem Tempodribbling loslegt oder Arjen Robben nicht den Ball ins Netz schlenzt, verkommt diese Spielweise zum Selbstzweck. Oder sie wird sogar von an diesem Dienstag, 17. Februar 2015, eher limitierten Darstellern wie der Schachtar-Mannschaft erstickt. Selber schuld, wenn man nicht gezielter den Torerfolg sucht und zu wenig auf seine eigene Topqualität setzt.

Guardiola redet die Gegner viel zu oft viel zu stark. Wie soll diese Donezk-Vertretung, die nicht einmal in 25-minütiger Überzahl einen einzigen Torschuss, geschweige denn eine wirkliche Torchance zustande brachte, den FC Bayern in der heimischen Allianz-Arena gefährden? Selbst ein frühes Gegentor, das bei der Erörterung der Rückspiel-Perspektiven noch vor Ort in Lviv warnend angeführt wurde, würde da nichts ändern.

Gegen diese Donezker Defensive muss diese Münchner Offensive den Anspruch haben, nicht nur einen Treffer zu erzielen. Die Klasse dazu haben Robben, Ribery und Kollegen allemal. Mehr von der einstigen Mia-san-mia-Mentalität und mehr Spontaneität, dafür ein bisschen weniger Ehrfurcht vor Gegneranalysen und weniger dirigistische Einflussnahme aus der Coaching Zone wären da womöglich hilfreich.

Karlheinz Wild