Bundesliga

Für immer nur Mittelmaß?

Hertha: Nur Lucio schlug ein

Für immer nur Mittelmaß?

Tobias Grahn

Wirkt wie ein Fremdkörper: Der Schwede Tobias Grahn kommt in Berlin noch nicht auf die Füße. dpa

Dieter Hoeneß, der Vorsitzende der Geschäftsführung, und Finanzchef Ingo Schiller werden gegen Mittag erwartet. Am Nachmittag folgen Michael Preetz, der Leiter der Lizenzspielerabteilung, und Co-Trainer Harry Gämperle, am Abend Trainer Lucien Favre und Torhüter Jaroslav Drobny. Hertha macht mobil - und veranstaltet zur Rettung der vom Einsturz bedrohten Berliner Gedächtniskirche am heutigen Donnerstag im Fanshop im benachbarten Europacenter einen Aktionstag.

Ein marodes Gebilde zu sanieren, dazu werden die Klub-Verantwortlichen auch über den heutigen Tag hinaus noch genügend Gelegenheit bekommen - im eigenen Team. Die spielerischen Ansätze und die Kompaktheit, die die Berliner am sechsten Spieltag nach einem atemberaubend schönen 3:2-Sieg gegen Dortmund für eine Nacht an die Tabellenspitze katapultierten, sind wie weggewischt. Seitdem präsentiert sich Hertha wie ein Abstiegskandidat. "Oft reagieren wir nur, statt selbst zu agieren", beklagt Favre. Der Schweizer muss einen im Sommer eilig zusammengeschusterten Kader anleiten, der weder taktisch noch spielerisch seinen Ansprüchen genügt. Hertha steckt im Mittelmaß fest - für immer? Die zur Verfügung stehenden drei Millionen Euro reichen nicht für eine Generalüberholung im Winter, zumal Favre mit Ausnahme der Torhüter-Position überall Bedarf sieht.

Zum Thema

Klar ist: Hertha muss mehr Treffer landen als im Sommer. Von den sieben Neuen überzeugte nur Lucio restlos (1,75 Mio. Euro Ablöse). Steve von Bergen (1,5 Mio. Euro), Fabian Lustenberger (1,5 Mio. Euro) und André Lima (3,5 Mio. Euro) kosteten vergleichsweise viel - und brachten wenig. Ex-Herthaner glänzen derweil andernorts: Christopher Samba ist bei Blackburn Rovers Stammkraft, Jerome Boateng beim HSV, Hakan Balta (2000 mit Hertha Deutscher B-Jugend-Meister, 2003 zu Manisaspor gewechselt, seit Sommer bei Galatasaray) inzwischen türkischer Nationalspieler. Alexander Madlung schaffte es von Wolfsburg aus ins Nationalteam, beim VfL spielt Ashkan Dejagah eine starke Saison und traf schon fünfmal. "Bei Hertha", bemerkt Dejagah, "hörte ich, dass ich nicht torgefährlich bin. Gerade wir Jungen wurden da sehr kritisch beäugt." Der frühere Berliner Oliver Schröder (Bochum) sagt: "Die, die gegangen sind oder gehen mussten, würden eine schlagkräftige Elf ergeben." Hertha habe "nicht alles neu, aber vieles anders machen wollen", erklärt derweil Hoeneß. PS: Der im April geschasste Falko Götz hatte vor einem Jahr nach 15 Spielen 24Punkte - fünf mehr als Favre jetzt.

Steffen Rohr