Bundesliga

"Entzauberter" Nagelsmann als Vorbild für Korkut und Tedesco - Kommentar zur Bundesliga-Saison 2017/18

Kommentar zur Saison 2017/18

"Entzauberter" Nagelsmann als Vorbild für Korkut und Tedesco

Nur nach dem Erreichen des dritten Platzes ein Lautsprecher: Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann.

Nur nach dem Erreichen des dritten Platzes ein Lautsprecher: Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann. imago

Die Schwaben hatten im Kampf um Platz sieben gegenüber Frankfurt und Gladbach die vermeintlich schwerste Aufgabe– und mit einem sensationellen 4:1 bei Meister FC Bayern triumphierten sie, während die Eintracht und Borussia auf Schalke bzw. in Hamburg verloren.

Grandioser Schlusspunkt des VfB und Korkut

Für den VfB der grandiose Schlusspunkt einer beeindruckenden Serie seit der Amtsübernahme von Trainer Tayfun Korkut. Dabei hatte der Nachfolger von Hannes Wolf eigentlich nur den Abstieg verhindern sollen, wobei ihm die Mehrheit der Fans und professionellen Beobachter selbst das nicht unbedingt zugetraut hatte.

Nun darf sich der unscheinbare Korkut, der in Hannover, Lautern und Leverkusen keine breite Masse von sich überzeugen konnte, als Cinderella der hiesigen Trainergilde feiern lassen. Die Geschichte vom einst Geschmähten, der letztlich als strahlender Sieger dasteht, findet sogar die Konkurrenz sympathisch. So erklärte Gladbachs Manager Max Eberl im Moment des eigenen Scheiterns in Hamburg spontan: "Innerhalb der Fußballfamilie müssen wir uns bei aller Rivalität auch ein Stück Solidarität bewahren. Deshalb freut es mich für Tayfun Korkut."

Wolfsburgs Aufbruchsstimmung noch rechtzeitig?

Ob Bruno Labbadia in Wolfsburg noch ein ähnliches Happy-End beschieden sein wird, bleibt abzuwarten. Auch er war - zumindest von einem laut hörbaren Teil der VfL-Fans - früh abgelehnt worden, wirkte gleichwohl stets hoch engagiert, aber zwischenzeitlich auch rat- und machtlos.

Immerhin packten die seit Wochen vor sich hinvegetierenden Wölfe jetzt gegen Köln die allerletzte Chance beim Schopf, sich aus eigener Kraft noch auf dem Relegationsplatz festzubeißen. Die Aufbruchsstimmung könnte gerade noch rechtzeitig kommen, um sich wie im Vorjahr gegen Braunschweig jetzt auch gegen Holstein Kiel in den Entscheidungsspielen durchzusetzen.

Klassenerhalt dank Kontinuität auf der Bank

Eine mehrteilige Serie zum Abstieg des HSV lesen Sie in den kommenden Ausgaben des kicker.

Eine mehrteilige Serie zum Abstieg des HSV lesen Sie in den kommenden Ausgaben des kicker.

In Hamburg kam der fußballerische und atmosphärische Umschwung dank Neu-Coach Christian Titz derweil einen Tick zu spät. Dabei zeigt gerade das Beispiel HSV, für dessen Abstieg mit Markus Gisdol, Bernd Hollerbach und eben Titz gleich drei Fußballlehrer in dieser Saison zu unterschiedlichen Anteilen verantwortlich zeichnen: Trainerwechsel sind in schwierigen Situationen nicht per se gut oder schlecht. Vielmehr kommt es auf die jeweils richtige Entscheidung an. Mainz und Freiburg dürfen sich wieder einmal bestätigt fühlen, an Sandro Schwarz bzw. dem ohnehin unantastbaren Christian Streich festgehalten zu haben.

Symptomatischer Erfolg für Verlierer Dortmund

kicker-Redakteur Thiemo Müller

kicker-Redakteur Thiemo Müller

Borussia Dortmund unterdessen erreichte sogar die Champions League, obwohl der Klub mit Peter Bosz und Peter Stöger gleich zweimal auf Trainer setzte, die den Ansprüchen dieses Klubs unterm Strich nicht genügten. Dass am Ende nach einer Niederlage in Hoffenheim gejubelt werden durfte, ist symptomatisch.

Bayer Leverkusen dagegen muss sich trotz eines Sieges gegen Hannover als Fünfter mit der Europa League begnügen und kann nun nicht mehr leugnen: Am vergangenen Wochenende wurde beim 0:0 in Bremen der Big Point vergeben, auch wenn das bei Bayer damals viele noch als Erfolg verkaufen wollten. Dennoch bleibt Platz fünf für die Werkself natürlich der Lohn für eine gute Saison, ebenso wie der sechste Rang für Leipzig im ersten Jahr mit internationaler "Doppelbelastung".

Nagelsmann und Hoffenheim toppen sich selbst

Noch imponierender fällt jedoch die Liga-Bilanz der TSG Hoffenheim aus, die den vierten Platz der Vorsaison nochmals steigerte und sich diesmal direkt für die Königsklasse qualifiziert hat, nachdem die Kraichgauer im Sommer 2017 am heutigen Champions-League-Finalisten Liverpool in den Play-Offs scheiterten.  

Der junge Trainer Julian Nagelsmann, den manche zwischenzeitlich schon für "entzaubert" hielten, hat also nachgewiesen, eine Mannschaft nicht nur auf hohes Niveau führen, sondern sie dort auch halten zu können. Diese Bewährungsprobe steht Korkut oder auch Schalkes Domenico Tedesco in der kommenden Saison erst noch bevor.

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