Der Paradiesvogel flattert davon. Pierre-Emerick Aubameyang setzt seine Karriere in London fort und verlässt Borussia Dortmund. Der Bundesligist lässt sich die Einwilligung zu diesem Transfer teuer bezahlen.
Die Versuchung ist groß, Aubameyangs Abschied allein unter dem Eindruck der vergangenen Wochen zu bewerten. Der schrille, bunte, extrovertierte Gabuner mit den wie Flugzeugtriebwerke röhrenden Autos und seinen blinkenden Schuhen inszenierte sich als Prototyp des anderen Profis, ein bisschen verrückt, aber pflegeleicht. Weil er Tore wie am Fließband schoss, sah man in Dortmund großzügig über seine Schwächen und Eigenheiten hinweg. Doch am Ende verärgerte Aubameyang Teamkollegen, Trainer und Offizielle des BVB zunehmend mit unentschuldbaren Eskapaden; sein Verhalten schmerzte die Kollegen mehr als rüde Fouls ihrer Gegenspieler.
An dem Gabuner ein Exempel zu statuieren, ihn zur Strafe für schlechtes Benehmen auf die Tribüne zu verfrachten und dort bis zum ersten ehrlichen Zeichen von Einsicht zwischenzulagern, bediente den Empörungsreflex der Basis - und wirkte doch populistisch, weil das nach Kapitalvernichtung klang. Andererseits: Zuzulassen, dass sich Spieler einfach wegekeln und auf diese Weise gefährlich viel Substanz aus dem Kader rausgekauft wird, entzieht Dortmund auf Dauer jede Erfolgsgrundlage.
Die Drei von der Zankstelle
Aubameyang nahm sich ein (schlechtes) Beispiel an Henrikh Mkhitaryan (zu Manchester United) und Ousmane Dembelé (zum FC Barcelona), die sich vor ihm schon auf unanständige Weise verabschiedet hatten. Für die Drei von der Zankstelle insgesamt eine Viertelmilliarde Euro zu kassieren, poliert die Bilanz des börsennotierten Klubs gewaltig auf und mag das Binnenklima reinigen - den sportlichen Qualitätsverlust wiegt das bei weitem nicht auf.
Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc werden ihre Gründe gehabt haben, Aubameyangs Transfer zuzustimmen. Dieses eine, dieses letzte Mal noch. Doch wenn Lustlosigkeit von Spielern zur Methode wird, wenn hemmungslose Egoisten in ihrer Maßlosigkeit weiter auf gültige, schon mit traumhaften Gehältern ausgestattete Verträge pfeifen, dann müssen Grenzen gezogen und knallharte Konsequenzen aufgezeigt werden.
Es wird Zeit, auf die Bremse zu treten und Auswüchse wie zuletzt von Aubameyang zu blockieren.
kicker-Reporter Thomas Hennecke kicker