Bundesliga

Mutiger Marlon Frey über seine Rückkehr zu Bundesligist Bayer Leverkusen: "Ganz oder gar nicht"

Nach unglücklicher FCK-Leihe möchte Frey sich durchsetzen

Mutiger Frey: "Ganz oder gar nicht"

Will sich durchbeißen: Bayers Marlon Frey.

Will sich durchbeißen: Bayers Marlon Frey. picture alliance

Das Datum seines Bundesligadebüts hat Marlon Frey auf seinem rechten Ellenbogen verewigen lassen. Am 12.12.2015 spielte der Mittelfeldakteur erstmals im Oberhaus. "Gott sei Dank, war es nicht mein einziges Bundesligaspiel." Insgesamt neun stehen für ihn zu Buche, ehe sich der Youngster vergangene Saison nach Kaiserslautern ausliehen ließ, um dort Spielpraxis zu sammeln. Was nur bedingt gelang. "Für ihn war das Jahr in Kaiserslautern nicht so glücklich. Er hatte nicht so viele Einsätze, wie er es sich vorgestellt hat", weiß Trainer Heiko Herrlich, dass die Idee des Wechsels nicht aufging wie gewünscht. Frey spielte zwölfmal (elfmal in der 2. Liga, einmal im DFB-Pokal).

Mit dieser Bilanz wäre er in Leverkusen in dieser Saison wohl schon zufrieden. Aber bitte, wie soll das klappen? "Hier hat er es natürlich auch schwer auf der Sechs, sich durchzusetzen", erklärt sein Trainer. Im ersten Testspiel durfte Frey als Rechtsverteidiger ran. Dort herrscht bei Bayer durch die Abwesenheit von Stammkraft Benjamin Henrichs (Urlaub nach Confed Cup) und Tin Jedvaj (Haarriss im Schienbein) akuter Personalnotstand. Zentral ist die Konkurrenz nicht nur zahlenmäßig groß. Also sagt Herrlich: "Ich denke, schon, dass Marlon als Sechser besser aufgebhoben ist, aber da ist es halt sehr dicht."

Namhafte Konkurrenz im Kampf um den Stammplatz

In der Tat gibt es um die Plätze in der Doppelsechs ein Hauen und Stechen. Lars Bender, Charles Aranguiz, Julian Baumgartlinger, Dominik Kohr, Vladlen Yurchenko und Kevin Kampl heißen Stand jetzt Freys Rivalen. Ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen. Doch der 21-Jährige gibt sich kämpferisch: "Ich bin selbstbewusster geworden und habe gemerkt, dass ich mutiger werden muss und nicht nur das machen muss, was der Trainer will. Klar ist das wichtig. Aber man steht selbst auf den Platz und muss seine eigenen Entscheidungen treffen und dadurch Präsenz zeigen. Das möchte ich umsetzen, um mich hier durchzusetzen."

Dass er der absolute Außenseiter in diesem Rennen ist, ist ihm bewusst. "Ich habe nichts zu verlieren. Weil keiner denkt, Marlon wird direkt in der Startelf stehen", erklärt er seine Sicht der Dinge. Die Konkurrenz erschrickt ihn nicht. "Es sind fast alles Nationalspieler", stellt er anerkennend fest, doch er fügt an: "Aber ich sag es mal so: Wenn du Stammspieler auf der Sechs bist, dann kriegt man viele Spielminuten, weil auf dieser Position nicht so viel gewechselt wird. Wenn du anfängst, spielst du auch meist durch. Da heißt es ganz oder gar nicht."

Es ist klar, dass man, wenn die Confed-Cup-Spieler zurückkommen, für den einen oder anderen eine Entscheidung trifft, dass es besser ist ausgeliehen zu werden

Bayer-Coach Heiko Herrlich über die Situation einzelner Spieler

Ganz oder gar nicht. Das passende Motto für seinen zweiten Anlauf bei Bayer 04. Scheitert dieser Versuch frühzeitig, was keine Überraschung und keine Schande wäre, steht ein erneuter Tapetenwechsel noch in diesem Sommer im Raum. Erst nach dem Trainingslager Anfang August möchte Herrlich ein erstes Zwischenfazit zum Kader ziehen. Nun sagt er zur Zukunft von Spielern, denen kaum Einsatzzeit winkt: "Das wollen wir nicht jetzt entscheiden. Aber es ist klar, dass man, wenn die Confed-Cup-Spieler zurückkommen, für den einen oder anderen eine Entscheidung trifft, dass es besser ist ausgeliehen zu werden."

Position ist für Frey nebensächlich

Frey selbst denkt nur positiv, sagt: "Wenn der Trainer irgendwann sagt, dass es nicht wahrscheinlich bist, dass ich viel Spielzeit kriege, dann kann man darüber reden, was passiert. Doch darüber möchte ich mir keine Gedanken machen." Der Mittelfeldspieler ("Ich spiele auch gerne etwas offensiver als Achter oder Zehner") möchte sich durchbeißen, egal wo. "Wenn es Außenverteidiger ist - warum nicht? Davon haben wir im Moment nicht so viele. Wenn ich mich da durchsetzen kann oder der Backup bin, ist das auch eine gute Option." Aber auch dort wäre es nicht einfach. Denn Bayer 04 sucht noch einen polyvalenten Abwehrspieler, der auch außen verteidigen kann. Zudem bewies auch Kapitän Bender dort bereits wiederholt seine Fähigkeiten.

Egal, wo: Chancen räumt Frey bei Bayer 04 momentan kaum einer ein. Sollte er sich dennoch in dieser Saison in Leverkusen durchbeißen und zu seinem 10. Bundesligaeinsatz kommen, wäre dies bei der Schwierigkeit seines Vorhabens ein weiteres Tattoo wert.

Stephan von Nocks