Bundesliga

Europa-Schwäche: Bayern-Transfers als Problem für die Liga?

Wie stark ist der deutsche Fußball wirklich?

Europa-Schwäche: Bayern-Transfers als Problem für die Liga?

Mussten zuletzt international die Segel streichen: Bayern mit Hummels, Dortmund mit Guerreiro, Schalke mit Höwedes.

Mussten zuletzt international die Segel streichen: Bayern mit Hummels, Dortmund mit Guerreiro, Schalke mit Höwedes. imago

Wenn diese Woche in Madrid und Turin die Finalisten der Champions League ermittelt werden, schaut alle Welt zu. Die Bundesliga auch. Nur vier Jahre nach dem Wembley-Finale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund im Mai 2013 wirkt das ernüchternd. Weder der deutsche WM-Triumph 2014 noch die großen Trainernamen Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti konnten daran etwas ändern. Wer noch ein bisschen weiter zurückschaut, muss feststellen: Seit 1997 Borussia Dortmund die Champions League gewann und Schalke den UEFA-Pokal, haben spanische Klubs 18 europäische Titel abgeräumt, deutsche vier.

Steckt der deutsche Fußball demnach in einer Krise? Man kann es entspannt sehen, wie etwa die italienische Fußballlegende Giuseppe Bergomi. "Die Bundesliga war beim Wembley-Finale womöglich nicht die stärkste der Welt, steckt nun aber auch nicht in der großen Sinnkrise." Dafür spricht, dass sich der FC Bayern gegen Real Madrid nur unter äußerst unglücklichen Umständen im Viertelfinale aus der Königsklasse verabschieden musste. Gegen eine der besten Klubmannschaften der Welt. Und ob das Ausscheiden der Dortmunder Borussia angesichts des Anschlags vor dem Hinspiel gegen AS Monaco mit normalen Maßstäben gemessen werden kann, sei dahingestellt.

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Man kann es aber auch so sehen wie Willy Sagnol, der 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewann. "Die Münchner Mannschaft ist zu alt, im heutigen Fußball ist mehr Intensität gefordert, die Spieler müssen mehr laufen, noch mehr im Spurt", analysiert der Franzose. "Dieses Tempo können die Bayern nicht mehr gehen, darin bestand ihr Problem."

Der FC Bayern kann seine nationalen Gegner schwächen, wann immer er möchte.

Santiago Canizares

Und es gibt noch weitere Wahrheiten, auch darüber, was im Ausland als Grundübel der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga angesehen wird. Eine davon hat José Mourinho, Startrainer von Manchester United, unlängst beschrieben. "Wissen Sie, wie die Bayern den Titel jedes Jahr gewinnen?", fragte der Coach in "France Football" und lieferte seine Antwort gleich mit: "Im Sommer kaufen sie den besten Spieler von Dortmund. Erst Götze, dann Lewandowski, zuletzt Hummels." In England hingegen könne kein Klub über Jahre dominieren, dort sei "die Macht verteilt", betont Mourinho. Ein interessanter Ansatz, der aus Spanien gestützt wird. "Der FC Bayern kann seine nationalen Gegner schwächen, wann immer er möchte", sagt der ehemalige Nationaltorhüter Santiago Canizares. "Dadurch verlieren diese Gegner auch international an Wettbewerbsfähigkeit."

Vergleich der Top-Ligen: So laufen die direkten Duelle

Titelstory des kicker (Montagsausgabe): "Das Jubeln der Anderen".

In der großen Titelstory des kicker (Montagsausgabe) "Das Jubeln der Anderen" finden sich viele vergleichende Statistiken zu den fünf großen Ligen in Europa. Darüber hinaus kommen zahlreiche Experten zu Wort und beurteilen, wie stark die Liga wirklich ist. Hans-Joachim Watzke verrät im Interview, warum ihm die Europa League Sorgen macht, Weltmeister Per Mertesacker erzählt, wie er die deutschen Trainer erlebt, Olaf Thon weiß, wer Schalke "das Herz herausgerissen hat", und Gladbachs Sportdirektor Max Eberl erklärt, warum sich die Bundesliga vor England nicht verstecken muss. In kicker.tv - Der Talk diskutieren am Montagabend Timo Hildebrand, Erik Meijer, Michael Rummenigge sowie Jörg Jakob das Thema.