Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim, 1. Bundesliga: Die Bosse fordern weiter Risiko

Rosen: "Klare Aufforderung: Weitermachen!"

Hoffenheims Bosse fordern weiter Risiko

Der risikobehaftete Stil zahlt sich aus: Hoffenheims Spieler haben viel Grund zum Jubeln.

Der risikobehaftete Stil zahlt sich aus: Hoffenheims Spieler haben viel Grund zum Jubeln. imago

Geht es gut, kann mit einem Pass die halbe Mannschaft des aufgerückten Gegners überspielt werden, und es bieten sich der Offensive fruchtbare Räume. Geht es schief, brennt es unmittelbar vor dem eigenen Tor lichterloh, und dann sind Gegentore kaum noch zu vermeiden.

Etwa wie bei 2:2 der Gladbacher am Samstag. Da lockte Baumann den Gegner bis auf wenige Meter, der klärende Ball wurde allerdings von Jonas Hofmann regelwidrig mit der Hand geblockt. Doch der fällige Pfiff blieb aus, ein Querpass, und Stindl vollendete ins leere Tor. Auch in Leipzig (1:2) resultierte im Grunde der Ausgleich der Hausherren aus einem (zu) spät geklärten und unglücklichen Abpraller, als Kevin Vogt den pressenden Yussuf Poulsen anschoss.

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Wenn du in ein Konzert gehst, willst du ja auch nicht die langweiligste Musik hören.

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann

Für Trainer Julian Nagelsmann allerdings kein Grund, die Strategie zu ändern. "Es ist schon ein bisschen mit Risiko verbunden", erkennt auch der 29-Jährige, der das aber bewusst und gerne eingeht: "Ich habe meinen Spielern vor der Saison ein Versprechen gegeben. Wenn daraus mal ein Fehler resultiert, werden sie niemals von mir einen Vorwurf bekommen. Ich verlange das, das gehört dazu, das ist mutig und gehört zu unserem Stil, das werden wir uns auch nicht nehmen lassen." Schließlich haben die auch technisch starken Abwehrspieler der TSG das größtenteils gut im Griff, zu groß sind die Vorteile, die sich aus dieser Spielweise ergeben.

"Das macht uns schon die ganze Saison stark. Dass wir in einer Ruhe den Spielaufbau betreiben und die Bälle nicht schlagen", erklärt auch Manager Alexander Rosen, "dass es manchmal auch knapp erscheint und die Dreierkette immer wieder weiterspielt auch nach Fehlpässen, das ist die klare Vorgabe, deswegen verstehe ich die Unruhe nicht, auch wenn es mal schiefgeht. Das ist ein wesentliches Element, warum wir unseren Spielvortrag so ruhig und so stabil hinkriegen, warum wir den Gegner in die Länge ziehen und dann über unsere Sechser und Achter nach vorne kommen. Klare Aufforderung: Weitermachen!"

Nagelsmann: "Wir wollen auch ein bisschen Unterhaltung bieten"

Den Gegner locken, um dann zielstrebig die entstehenden Räume zu nutzen, das soll auch gerade nach einer Führung weiter die richtige Marschroute sein. Die TSG verspielte beim 5:3 zwar einen Zwei-Tore-Vorsprung, hatte ihn am Ende aber dennoch. "Mir ist so ein Spiel tausendmal lieber, als wenn alles nur verhindert wird. Wir wollen auch ein bisschen Unterhaltung bieten, das gehört sich so", findet Nagelsmann, "wenn du in ein Konzert gehst, willst du ja auch nicht die langweiligste Musik hören." Und fordert seine Mannen weiter auf, "Mut haben, Fehler zu machen".

Nagelsmann: "Ich habe immer eher den offensiveren Gedanken"

Die defensive Variante passe nicht zu seiner Mannschaft. "Du kannst versuchen, alles einzumauern und das 4:3 über die Zeit zu kriegen, aber damit haben wir in Hoffenheim in den letzten Jahren keine guten Erfahrungen gemacht", erinnert Nagelsmann an viele in der Schlussphase vergeigte Punkte, "du kannst aber auch versuchen, die Räume nach vorne zu nutzen, noch einen Stürmer zu bringen und aufs fünfte Tor gehen. Ich habe immer eher den offensiveren Gedanken. Was da der richtige ist, hängt ein bisschen von der Mannschaft ab. Bei meiner habe ich das Gefühl, es ist besser, auf ein weiteres Tor zu gehen." Bislang rechtfertigt der außerordentliche Ertrag jedenfalls das Risiko allemal.

Michael Pfeifer

Bilder zur Partie TSG Hoffenheim - Bor. Mönchengladbach