Bundesliga

BVB-Keeper Roman Bürki: "Ich habe noch immer Schlafprobleme"

BVB-Keeper über den Anschlag und die Folgen

Bürki: "Ich habe noch immer Schlafprobleme"

"Das war doch kein Zeichen, das war nur ein Ignorieren der Tatsachen": BVB-Keeper Roman Bürki.

"Das war doch kein Zeichen, das war nur ein Ignorieren der Tatsachen": BVB-Keeper Roman Bürki. picture alliance

Niko Kovac nahm nach Eintracht Frankfurts 1:3-Niederlage am Samstag in Dortmund "Normalität im Spiel" wahr, für das Drumherum konnte das aber nicht gelten. Wie sehr die BVB-Profis weiterhin unter dem Anschlag und den Folgen leiden, sagen sie gerade heraus. "Es ist auf jeden Fall nicht besser geworden", erklärte Kapitän Marcel Schmelzer vier Tage später, und auch Keeper Roman Bürki spricht nun offen über sein Seelenleben.

"Ich habe noch immer Probleme, schlafen zu können", berichtete er gegenüber der Schweizer "SonntagsZeitung". "Im Unterbewusstsein zucke ich zusammen und schrecke darum auf. Das ist das Schlimmste: dass ich keine Nacht durchschlafen kann. Wenn ich dann aufwache, bin ich froh, dass ich daheim im Bett liege. Und dass die Familie bei mir ist, so finde ich etwas Ablenkung."

"Ich rufe den Physiotherapeuten, aber der liegt selbst auf dem Boden"

Die dramatischen Ereignisse vom Dienstagabend verfolgen ihn nach wie vor gnadenlos. "Wir sitzen im Bus wie immer, fahren vor dem Mannschaftshotel los. Und dann gibt es einen Riesenknall. Alle Köpfe wirft es vom Druck zur Seite. Dann ist es einen Moment lang ruhig, und plötzlich schreit einer, also Marc (Bartra, d.Red.)", beschreibt Bürki den Moment des Sprengstoffanschlags. "Alle werfen sich auf den Boden, ich rufe den Physiotherapeuten, damit er sich um Marc kümmern kann, aber der liegt selbst auch auf dem Boden und schützt sich."

Und dann muss der BVB schon am folgenden Abend wieder in der Champions League gegen Monaco spielen. "Für mich war das schlimm", so Bürki, "ich konnte mich gar nicht darauf konzentrieren. Ich nahm auf dem Platz alles immer etwas später wahr - als hätte ich einen Schleier vor den Augen. Nach dem Spiel kamen dann die Emotionen richtig raus. Da gab es Tränen bei jedem Spieler."

"Also, das ist doch wohl die größte Frechheit, die es gibt"

Schon unmittelbar vor dem Anstoß habe er Tränen in den Augen gehabt. "Ich hoffte schon vorher, dass es nachher ist", sagt er. "Du musst raus, Millionen Leute schauen wieder auf dich, du musst wieder deine Leistung bringen. Wenn wir hätten wählen können, von uns hätte keiner gespielt." Entsprechend deutlich kritisiert er die Entscheidung der schnellen Neuansetzung.

Der UEFA gehe es nur "ums Geld und nicht ums Menschliche. Wenn ich dann am nächsten Tag von irgendeinem Sprecher der UEFA oder der FIFA eine Aussage höre, das Spiel wäre abgesagt worden, wenn jemand ums Leben gekommen wäre ( der designierte FIFA-Sicherheitschef , d.Red.)... Also, das ist doch wohl die größte Frechheit, die es gibt. Muss immer zuerst etwas Gravierendes passieren, bevor man handelt? Alle sagen nun, es sei ein Zeichen gegen den Terrorismus gewesen, dass wir gespielt hätten. Das war doch kein Zeichen, das war nur ein Ignorieren der Tatsachen."

jpe