Bundesliga

Philipp Lahm über seinen Rücktritt im Wortlaut: "Ab Sommer Privatier"

So begründet der Bayern-Kapitän seinen Rücktritt

Lahm im Wortlaut: "Ab Sommer Privatier"

"Das Ende wollte ich selbst bestimmen": Philipp Lahm wird im Sommer seine Karriere beenden.

"Das Ende wollte ich selbst bestimmen": Philipp Lahm wird im Sommer seine Karriere beenden. imago

Herr Lahm, können Sie uns heute schon etwas zu den Spekulationen um ihr Karriereende sagen?

Kann ich. Gestern war noch eine Aufsichtsratssitzung, die wollte ich abwarten, dass alle Bescheid wissen. Ich habe den Verantwortlichen Bescheid gesagt, dass ich am Ende der Saison aufhören werde, Fußball zu spielen. Ich habe auch häufiger schon erklärt, was die Gründe sind: Ich sehe meinen Führungsstil in der Art, dass ich jeden Tag immer das Beste gebe, jedes Training, jedes Spiel. Ich glaube, dass ich fähig bin, das bis zum Ende der Saison noch abzuliefern, aber nicht darüber hinaus. Deswegen ist dann für mich einfach klar, dass ich am Ende der Saison aufhören werde.

Wann ist die Entscheidung gereift?

Ich habe das ja schon vor über einem Jahr angestoßen, dass man sich immer wieder prüfen muss, sich immer wieder hinterfragen muss, Tag für Tag, Woche für Woche. Wie ist man auf dem Trainingsplatz? Wie ist das Gefühl, das man hat? Und ich bin mir sicher, dass ich bis zum Ende der Saison meine Topleistung abrufen kann, auch für die jungen Spieler ein Vorbild sein kann auf dem Trainingsplatz. Das bekomme ich hin, es sind ja nur noch ein paar Monate - aber eben nicht darüber hinaus.

Ich will keine Details von unseren Gesprächen preisgeben. Eins war klar: Ich hätte nicht sofort angefangen.

Neben dem Karriereende steht auch fest, dass Sie nicht Sportmanager oder Sportvorstand werden. Warum haben Sie sich da gegen den Wunsch des Vereins entschieden?

Erstmal ist es so, dass es Gespräche gab. Am Ende der Gespräche habe ich für mich beschlossen, dass es für mich jetzt nicht der beste Zeitpunkt ist, beim FC Bayern danach einzusteigen.

Ist es vielleicht zu gefährlich, wenn man gerade noch gespielt hat, drei Wochen später den alten Mitspieler dann Ansagen zu machen?

Ich will keine Details von unseren Gesprächen preisgeben. Eins war klar: Ich hätte nicht sofort angefangen. Es hätte einen kleinen Break gegeben, das hätte ich auch gebraucht, um mich vorzubereiten. Aber so wie ich es gesagt haben: Die Gespräche waren absolut in Ordnung. Ich habe einfach für mich entschieden, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist.

Aufgehoben ist ja nicht aufgeschoben. Gibt es denn schon Pläne für einen späteren Einstieg? Zum Beispiel als Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge (Vertrag endet 2019, d.Red.)?

Nein, es gibt gar keine Planung. Für mich steht fest, dass ich ab Sommer sozusagen Privatier bin. Ich kann mich noch mehr um andere Dinge kümmern, ich kann mich selbst ein bisschen umschauen, umhören, mich mit anderen Leuten treffen. Das will ich auch. Dann wird man weitersehen. Ich bin so lange in dem Verein, man wird sehen, was dann in Zukunft passiert.

Guardiola vermissen? Überhaupt nicht.

Sich als auf der rechten Seite als 33-Jähriger gegen 18-jährige Sprinter zu duellieren, ist ja kein Spaß. Im Mittelfeld sehen Sie viele lange noch mit einer Weltklasse-Leistung, aber die Bayern haben Ihnen nicht den Wunsch erfüllt, einen hervorragenden Rechtsverteidiger zu holen. War das als Mitgrund auch im Hinterkopf?

Überhaupt nicht. Für mich geht es um das Gefühl, jeden Tag auf dem Platz zu stehen. So wie ich es gesagt habe: Ich habe keine Sorge, dass ich die nächsten Monate noch hinbekomme, aber wir reden dann von über einem Jahr noch. Da glaube ich, dass ich das nicht auf dem Niveau, was meine Mitspieler und ich von mir gewohnt sind, zu leisten im Stande bin.

Wenn man auf das System und die Spielweise der Bayern blickt, vermissen Sie da Pep Guardiola?

Überhaupt nicht. So ist das im Fußball: Es ändern sich Dinge und es kommen neue Trainer, es gehen Trainer, es kommen Spieler, es gehen Spieler. Das ist ganz normal. Und ich denke, dass wir heute eine Reaktion auf die letzten Spiele gezeigt haben, wir hatten das absolut unter Kontrolle. Wir haben phasenweise ein bisschen zu leichte Fehler im eigenen Passspiel gemacht, ansonsten war die Mannschaft viel aggressiver, hat die Zweikämpfe viel besser angenommen. Nach dem Spiel heute, vielleicht bis auf die Schlussphase, habe ich ein sehr, sehr gutes Gefühl für die Zukunft.

Philipp Lahm

"Mit der Sache, dass ich aufhöre und sozusagen nichts mache, hat ja keiner gerechnet": Philipp Lahm. imago

Wäre Ihre Entscheidung vielleicht anders ausgefallen, wenn man Ihnen jetzt schon die Rolle des Sportvorstands angeboten hätte?

Es wurde ja viel geschrieben. Man hat vermutet, dass ich aufhöre und dann gleich etwas werde. Mit der Sache, dass ich aufhöre und sozusagen nichts mache, hat ja keiner gerechnet. Ich hatte vom Start weg gesagt: Die eine Entscheidung ist das, was auf dem Spielfeld passiert und das andere ist eine andere Entscheidung. Ich habe das immer unabhängig gemacht.

Es ist doch nicht meine Aufgabe, darüber zu sprechen, wie Uli Hoeneß reagiert!

Wie schwierig ist es, nach so einer langen Karriere zu so einer Entscheidung zu kommen?

So etwas reift einfach. Ich liebe den Fußball und der Fußball hat mir sehr, sehr viel gegeben. Trotzdem: Erstmal bin ich jetzt noch nicht am Ende, es geht noch ein paar Monate und ich hoffe, dass die sehr, sehr erfolgreich werden. Aber ansonsten ist es einfach irgendwann zu Ende und das Ende wollte ich selbst bestimmen.

Wie haben die Bosse auf ihre Entscheidung reagiert?

Das können die besser beantworten.

Die sprechen heute sehr wenig...

Da kann ich ja nichts für.

Und wie haben die Mitspieler reagiert?

Ich weiß noch nicht, ob es alle wissen.

Arjen Robben wusste es gerade nicht. Haben Sie das bekanntgegeben?

Ich wollte es ja jetzt gerade bekanntgeben.

Aber Sie kennen Uli Hoeneß ja schon lange, wie hat er denn reagiert?

Es ist doch nicht meine Aufgabe, darüber zu sprechen, wie Uli Hoeneß reagiert! Da muss man ihn selbst fragen.

Wollte er Sie nochmal umstimmen?

Das sind Gespräche, die wir hatten, die werde ich nicht preisgeben. Wenn es wer anders machen will, kann er es gerne tun.

Wann sehen wir Sie wieder beim FC Bayern?

Am Samstag spielen wir gegen Ingolstadt.

Und dann, wenn es vorbei ist?

Das weiß ich nicht, das ist noch so lange hin. Ich will jetzt erfolgreich Fußball spielen, wir werden es sehen.

Aufgezeichnet von Patrick Kleinmann

Bilder zur Partie Bayern München - VfL Wolfsburg