Bundesliga

Petersen: "Die Liga ist verrückt"

Freiburgs Edeljoker jagt Zickler und analysiert den Abstiegskampf

Petersen: "Die Liga ist verrückt"

Kollektive Erleichterung nach dem wichtigen Sieg gegen Darmstadt - vornedran: Siegtorschütze Nils Petersen.

Kollektive Erleichterung nach dem wichtigen Sieg gegen Darmstadt - vornedran: Siegtorschütze Nils Petersen. imago

"Das war speziell in der ersten Halbzeit kein schöner Kick von uns. Am Ende hätten wir uns nicht beschweren dürfen, wenn es 0:0 ausgeht. Mit dem Elfmeter hatten wir das Glück auf unserer Seite. Andererseits haben wir etwa in Hoffenheim auch schon einen Elfmeter gegen uns bekommen, wo wir nicht hätten verlieren dürfen. Das gleicht sich irgendwann aus", resümiert Petersen den schmeichelhaften Sieg gegen griffige Darmstädter, die ein Chancenplus verzeichneten (7:4). Letztlich war jedoch wieder der Freiburger Torjäger vom Dienst zur Stelle, wurde kurz vor Schluss von Artem Fedetskyy im Strafraum gefoult und verwandelte den fälligen Elfmeter eiskalt.

Ungewohnter Favoritenstatus gegen Darmstadt

Warum sich der SC gegen Underdog Darmstadt so schwer tat, weiß Petersen: "Es war eine komische Situation, Favorit zu sein und das Spiel machen zu müssen. Darmstadt hat nach dem Trainerwechsel völlig befreit aufgespielt. Es war nicht einfach, auch vom Kopf her. Wir haben zu viele Chancen zugelassen und uns selbst zu wenige erspielt. Der Trainer wird das analysieren."

Spielersteckbrief Petersen
Petersen

Petersen Nils

Davon ist auszugehen. Am Dienstag hat die Trainingswoche in Vorbereitung auf das Spiel auf Schalke (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) begonnen, wo sich der SC nicht mit Favoritenstellung plagen muss. Christian Streich wird mit seinen Assistenten die Unzulänglichkeiten seiner Elf klar ansprechen, kann das aber auf Basis einer positiven Grundstimmung tun. Das liegt in der Natur des Fußballs. Dass es keinen Ersatz für Siege gibt, ist zwar eine abgedroschene Phrase, sie stimmt aber. "Nach guten Auftritten, wie zum Beispiel in Mainz, haben wir verloren. Dreimal 1:0 bisher zu Hause ist auch eine neue Qualität hier in Freiburg. Letztlich geht es nur um Punkte", sagt Petersen.

Spielbericht

Davon hat der Aufsteiger durch den sechsten Dreier der Saison nun schon respektable 19 angehäuft. "Das ist erstmal schön. Jetzt gilt es die 20-Punkte-Marke so schnell wie möglich zu knacken. Das wird schwer genug mit den beiden Auswärtsspielen auf Schalke und in Ingolstadt", meint Petersen. In der Fremde läuft es für den Sportclub bisher tatsächlich noch nicht rund. Mit nur vier Zählern steht er in der Auswärtstabelle nur wegen der mehr erzielten Tore auf Platz 15 vor dem Trio Ingolstadt (4), Gladbach (1) und Darmstadt (0).

Petersen traut dem HSV viel zu

Für die Breisgauer wird es trotz des guten Grundstocks noch ein langer und beschwerlicher Ritt zum Ligaverbleib. Dessen ist sich Petersen bewusst und stellt eine interessante Analyse an: "Die Liga ist verrückt. Teams wie Köln, Frankfurt, Hertha und Hoffenheim, bei denen man vor der Saison nicht genau wusste, wo die Reise hingeht, sind erstmal raus aus dem Abstiegskampf. Dazu kommt mit Leipzig ein Aufsteiger. Da kann man sich ausrechnen, wie viele andere Mannschaften darunter leiden. Wir auch. Natürlich distanzieren wir uns bisher ganz gut, vor allem mit der Heimstärke. Es wird trotzdem eine schwierige Geschichte." Besonders den HSV und Ingolstadt hat der Stürmer auf der Rechnung: "Die werden noch ordentlich punkten."

Mindestens dreimal darf mich der Trainer noch auf die Bank setzen.

Nils Petersen

Neben dem Klassenerhalt hat Petersen noch ein persönliches Ziel im Auge. Den inoffiziellen Titel des besten Bundesligajokers. Mit seinem fünften Saisontreffer - alle nach Einwechslung - hat er sein Konto diesbezüglich auf 15 aufgestockt und damit Claudio Pizarro eingeholt. Nur noch Alexander Zickler (18) liegt vor ihm und komplettiert damit das Trio der Ex-Bayern-Angreifer. "Das sind große Namen und ist eine schöne Geschichte. Ich würde lügen, wenn ich sage, das interessiert mich nicht", sagt Petersen, der sich gegenüber Streich großzügig gibt. "Mein Vertrag läuft ja noch lange (bis 2019, Anm. d. Red.), mindestens dreimal darf mich der Trainer also noch auf die Bank setzen."

Carsten Schröter