Bundesliga

Watzke sieht "erhebliche Wachstumspotenziale" für den BVB

Dortmunds Geschäftsführer stichelt gegen Schalke und Leipzig

Watzke sieht "erhebliche Wachstumspotenziale" für den BVB

Der BVB ist unter Europas Topklubs Siebter - aber wohl nicht mehr lang: Hans-Joachim Watzke am Montag in Dortmund.

Der BVB ist unter Europas Topklubs Siebter - aber wohl nicht mehr lang: Hans-Joachim Watzke am Montag in Dortmund. picture alliance

Wie wichtig es in wirtschaftlicher Hinsicht ist, zu den zehn besten Klubs Europas zu gehören, hat Hans-Joachim Watzke am Montag unterstrichen. Unter den Top 10 zu bleiben, mache jährlich 50 Millionen Euro an Umsatz und Ertrag aus, verriet Dortmunds Geschäftsführer bei der Aktionärsversammlung. Warum das so ist? "Das Sponsoring orientiert sich immer mehr in Richtung der Großen."

Aktuell wird der BVB im UEFA-Ranking auf Platz 7 geführt, verliert in dieser Fünfjahres-Wertung aber bald die in der Saison 2012/13 (Finalteilnahme in der Champions League) eroberten Punkte. "Es wird schwer, unter den zehn Besten zu bleiben", betonte Watzke in der Westfalenhalle 3 b.

"Die anderen kaufen Weltstars, wir machen sie"

Weil die Finanzkraft der Borussia trotz liquider Mittel von mehr als 50 Millionen Euro im Vergleich mit Europas Branchenriesen begrenzt ist, schlägt Dortmund seinen eigenen Weg ein - mit jungen, hoch veranlagten Spielern. "Wir müssen kreativer als andere sein. Die anderen kaufen Weltstars, wir machen sie", erklärte Watzke. Die schon in diesem Sommer umgesetzte Strategie (acht Neue mit einem Durchschnittsalter von gut 22 Jahren) bezeichnete er erneut als alternativlos.

Angesichts des größten Umbruches seit zehn Jahren stellen den BVB-Boss Platz 3 in der Bundesliga, die vorzeitige Achtelfinal-Qualifikation in der Champions League und das Überwintern im DFB-Pokal mehr als zufrieden. "Das lässt sich gut an", sagte Watzke. Noch besser könnte er nach einem Drittel der Saison damit leben, wenn die aktuelle Nr. 1 einer an Spannung deutlich aufgeladenen Bundesliga nicht RB Leipzig hieße. "Diesen Tabellenführer brauchen wir nicht zwingend", äußerte Watzke, "ich ziehe aber trotzdem den Hut vor der sportlichen Leistung in Leipzig."

Von der neuen Champions League werde der BVB "erheblich" profitieren

Mit 145.207 Mitgliedern ist der BVB inzwischen zum zweitgrößten deutschen Verein nach Bayern München und zum viertgrößten Verein der Welt aufgestiegen. "Wir haben die Blauen (Schalke 04, die Redaktion) abgehängt", sagte Watzke mit unverhohlener Freude und versprach: "Sie werden uns nie wieder erreichen."

Ähnlich wie bei den Mitgliederzahlen, die Borussia Dortmund jetzt sogar auf Platz 2 in der Welt (vor Barcelona und Benfica Lissabon) führen sollen, sieht Watzke noch "erhebliche Wachstumspotenziale". Vor allem vom neuen Fernsehvertrag ab 2017 und vom neuen Champions-League-Format ab 2018 werde der BVB "erheblich profitieren". In der Königsklasse nach seinen Berechnungen allein in einer Größenordnung von jährlich 30 Millionen Euro.

Schon jetzt steht der schuldenfreie Konzern mit einem Gewinn von 29,4 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2015/16 wirtschaftlich glänzend da, wie Finanzgeschäftsführer Thomas Treß ausführte. Zuletzt kletterte der Umsatz auf 376,3 Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung von 36,3 Prozent.

Größte Umsatzposition: die Transfers. Im Wesentlichen aus den Verkäufen von Mats Hummels (zu Bayern München), Ilkay Gündogan (Manchester City), Ciro Immobile (FC Sevilla), Jonas Hofmann (Mönchengladbach) und Kevin Großkreutz (Galatasaray Istanbul) nahm der BVB fast 95 Millionen Euro ein. Die 42,5 Millionen Euro für Henrikh Mkhitaryan (Manchester United) wurden noch nicht bilanziert.

Die Merchandising-Produkte bringen knapp 40 Millionen Euro Umsatz

22,5 Prozent des Gesamtumsatzes oder 84,6 Millionen Euro erwirtschaftete Borussia aus Werbung, das sind fast neun Millionen Euro mehr als in der Saison 2014/15. Nahezu unverändert im Vergleich mit dem Vorjahr blieben die Einnahmen aus der TV-Vermarktung (82,6 Millionen Euro). Zuwächse aus der nationalen Fernsehvermarktung (+ 17,2 Millionen Euro) wurden durch einen Rückgang in der internationalen Fernsehvermarktung (- 15,3 Millionen Euro) fast in vollem Umfang wieder aufgebraucht.

Knapp 40 Millionen Euro erlöste der Vizemeister und Pokalfinalist mit seinen Merchandising-Produkten - mehr als ein Drittel davon (14,5 Millionen) in seinen sechs Fanshops und in den Stadion-Verkaufsstellen. Im Versandhandel setzte der BVB 13,1 Millionen Euro um.

Thomas Hennecke