Das Wetter schlug am ersten Tag des Trainingslagers von Hannover 96 in der Türkei schlimme Kapriolen. Ergiebiger Regen aus tief hängenden Wolken, dazu ein heftiger Wind – und dennoch nichts, was den auch in Sachen Belek erfahrenen Thomas Schaaf erschüttern könnte. "Eigentlich hat man in jeder Hinsicht gute Verhältnisse. Es kommt schon mal vor, dass hier einmal Sturm und Land unter ist. Jetzt ist nach unseren Informationen nicht so viel Wasser auf dem Platz wie ich es hier schon erlebt habe", so der neue Trainer, der lieber nach vorne schaut.
Nicht nur wegen der angekündigten Wetterbesserung, sondern weil er das Verhältnis zu der Mannschaft, die er vor dem Abstieg retten soll, in Belek weiter entwickeln kann. "Hier haben wir bessere Voraussetzungen, sind 24 Stunden am Tag zusammen und können das eine oder andere thematisieren. Wir müssen uns ja zuerst einmal näher kommen, um zu wissen, was der eine vom anderen verlangt."
Einen Plan mit festen Zeitvorgaben macht sich der Coach dabei nicht. "Über die Arbeit kommt man dahin. Ich brauche das Team, die einzelnen Mannschaftsteile, um zu sehen: Was wollen wir, was können wir umsetzen? Ich komme da auch mal auf den einzelnen zu, aber so eine Woche reicht nicht aus, um sich mit jedem zusammenzusetzen."
Gespräch mit Hoffmann - Wolf im Anflug
Auf eigenen Wunsch des Spielers dürfte dies jedoch mit Andre Hoffmann geschehen. Der von seiner Kreuzbandverletzung seit einiger Zeit genesene Innenverteidiger sucht das Gespräch, um seinen künftigen Stellenwert bei Schaaf auszuloten. Kurz zuvor hatte der 22-Jährige abgelehnt, gegen den von Hannover umworbenen Marius Wolf (1860 München) getauscht zu werden und sich damit wie zuvor Mevlüt Erdinc (ausgeliehen an EA Guingamp) zu verabschieden. Löwen-Trainer Benno Möhlmann hatte zuvor sein Interesse an Hoffmann im Rahmen eines Leihgeschäfts signalisiert.
Löwe Wolf zum Check
Offensivmann Wolf absolvierte unterdessen am Donnerstag den Medizin-Check bei 96 und soll an diesem Freitag nachreisen, offizielle Bestätigungen standen allerdings zunächst noch aus. "Ungelegte Eier", hielt sich Schaaf am Nachmittag entsprechend bedeckt, zumal da der Vertrag mit dem 20-jährigen Juniorennationalspieler noch nicht unterschrieben war. "Jetzt geht es vor allem darum, mit denen, die da sind, das Optimale herauszuholen."
Was der 54-Jährige bisher in den Einheiten sah, stimmt ihn einerseits zuversichtlich, andererseits gebe es auch noch Luft nach oben. "Ich habe versucht, alle mitzunehmen, zu wecken. Es ist viel Bewegung da, aber noch nicht die Ruhe und Klarheit im Spiel. Wir müssen über den Einsatz und die Begeisterung Stück für Stück das eine oder andere dazubekommen."
Tests gegen Hertha und Wehen Wiesbaden
Hannovers Mission Klassenerhalt beginnt in Belek in der Regel mit einer frühen Laufeinheit schon kurz nach sieben Uhr, gefolgt von täglich zwei Einheiten. Eine zusätzliche Gelegenheit, die Vorstellungen des neuen Trainers umzusetzen, erhalten die Spieler in einem weiteren, kurzfristig vereinbarten Testspiel. Am Montag um 12 Uhr MEZ, unmittelbar vor der schon länger feststehenden Partie gegen Hertha BSC (16.30 Uhr), tritt eine weitere 96-Formation gegen Drittligist SV Wehen Wiesbaden an. Es geht um Spielpraxis und Wettkampfverhalten. Schaaf: "Wir wollen im Trainingslager möglichst alle zum Einsatz bringen."