Bundesliga

Zorniger: "Werner war noch mit Küsschen beschäftigt"

VfB-Trainer ärgert vergebener Sieg in Hoffenheim

Zorniger: "Werner war noch mit Küsschen beschäftigt"

Timo Werner jubelt - nach seinem 2:2 in letzter, vor seiner vergebenen Großchance in allerletzter Minute.

Timo Werner jubelt - nach seinem 2:2 in letzter, vor seiner vergebenen Großchance in allerletzter Minute. picture alliance

Der Flügelflitzer? Muskelfaserriss. Der Kapitän? Achillessehnenprobleme. Der Torjäger? Bandscheibenvorfall - Hinrundenaus wahrscheinlich. Die Aussichten für den VfB Stuttgart, am Samstag in Hoffenheim zu punkten, waren noch schlechter, als sie für einen Tabellen-17. für gewöhnlich schon sind. Ohne Filip Kostic, Christian Gentner und Daniel Ginczek drohte die siebte Niederlage im achten Saisonspiel. Der Verlauf der ersten Halbzeit bestätigte diese Sorge noch. Doch dann wurde es, immerhin, ein erkämpfter Punkt für die Moral , der in dreifacher Hinsicht ein wenig Hoffnung macht. Und zwar...

... erstens Alexander Zorniger: Dass der VfB-Trainer die Möglichkeiten, die der Fußball bietet, kreativ auszunutzen weiß, ist schon bekannt. Gegen Schalke (0:1) postierte er zum Beispiel beim eigenen Anstoß sieben Spieler, auch die Innenverteidiger, an der Mittellinie und ließ sie dann zum gegnerischen Strafraum rennen; in Sinsheim überraschte er mit einem Dreifachwechsel.

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Schon in der 63. Minute brachte er ungeachtet möglicher Verletzungsausfälle Daniel Schwaab, Jan Kliment und Arianit Ferati - und wurde belohnt: Der 22-jährige Kliment erzielte eine Minute später per Kopf mit seinem ersten Bundesliga-Tor das 1:1, der 18-jährige Ferati bereitete mit einer akkuraten Flanke das 2:2 vor. Hatte er sich zu Beginn der Saison noch öffentlich über die fehlende Breite in seinem Kader beschwert , zeigte die zweite Reihe Zorniger, dass auch sie Qualität zu bieten hat.

Den konnte er nicht reinmachen. Der war noch so mit Küsschen, Küsschen verteilen beschäftigt vom 2:2, dass der Fokus halt nicht auf dem 3:2 war.

Alexander Zorniger über das vergebene 3:2 durch Timo Werner

... zweitens Timo Werner: Das Stuttgarter Eigengewächs hat sich aus seinem Tief gearbeitet, in den letzten drei Spielen nun zwei Tore und einen Assist gesammelt. Zornigers verbale ("Ich bin nicht sein Kindermädchen") und konkrete Anstachelungen (kein Kaderplatz in Berlin) haben bei Werner die gewünschte Reaktion hervorgerufen. Ein Sonderlob hatte Zorniger für seinen Angreifer nach dessen 2:2-Ausgleich in der 90. Minute gegen Hoffenheim dennoch nicht übrig - sondern erneute Kritik.

Denn den Sieg, den Werner nach dem 2:2 noch auf dem Fuß hatte, als er einen Querpass von Martin Harnik allein vor Oliver Baumann nicht aufs Tor lenken konnte, hätte Zorniger "auch mitgenommen" - "wahrscheinlich wäre auch der nicht ganz unverdient gewesen", sagte er bei "Sky". Doch die Riesenchance, behauptete der VfB-Coach, "konnte er nicht reinmachen". Begründung: "Der war noch so mit Küsschen, Küsschen verteilen beschäftigt vom 2:2, dass der Fokus halt nicht auf dem 3:2 war. Aber das ist das Recht von jungen Spielern", so Zorniger, "fertig." Ob auch das wieder entsprechende Wirkung bei Werner zeigt?

Werner, Kliment, Harnik: Auch ohne Ginczek geht die VfB-Welt nicht unter

... drittens den Angreifern: Ein "Schock" sei Ginczeks Diagnose am Freitagabend gewesen, das verhehlte auch Zorniger nicht. Für den Rest der Hinrunde droht der VfB ohne seinen Toptorjäger auskommen zu müssen . Und jetzt? Scheint die Welt trotzdem nicht unter zu gehen: Werner im Aufwind, Kliment mit der Tor-Premiere, auch Ersatzkapitän Harnik zeigte trotz Abschlussproblemen brauchbare Ansätze. Zorniger, der am Samstag mit Daniel Didavi als hängende Spitze hinter Werner begann, hat Optionen, auch wenn es nicht viele sind.

Am Ende stand also eine paradoxe Situation: Stuttgart erkämpfte sich einen wertvollen Zähler - und ist trotzdem erstmals in dieser Saison Letzter. Sportvorstand Robin Dutt fasste es präzise zusammen: "Dieser Punkt hilft in der Tabelle nicht viel weiter, ist aber für die Moral sehr wichtig." Und auch diese hat schon manche Abstiegskämpfe entschieden.

jpe

Bilder zur Partie TSG Hoffenheim - VfB Stuttgart