Das Zahlenwerk wird optisch aufgehübscht durch zwei eher zufällige Torbeteiligungen: In Paderborn tickte Müller den Ball vor Marcell Jansens Treffer kurz per Kopf weiter, gegen Hannover stolperte er das Leder nach einem gewonnenen Zweikampf von Petr Jiracek im vollen Lauf erneut Richtung Torschütze Jansen. Die Statistiker erfassen damit die Assists Nummer zwei und drei für den Ex-Mainzer, den Trend stoppen können diese Zahlen bislang nicht: Müller steckt unverändert im Tief, sein Rückrundenstart geriet leistungsmäßig ebenso daneben wie das enttäuschende erste Halbjahr in Hamburg.
Peter Knäbel macht daraus gar kein Hehl, führt aber auch Gründe an. "Nicolai konnte wie schon im Sommer wieder nicht die komplette Vorbereitung mitmachen", sagt der Direktor Profifußball, "da holt man sich die Basics." Außerdem deutet er an, was hinter vorgehaltener Hand schon länger ein Thema ist: Müller passt noch nicht ins Hamburger System, vor allem nicht in das aktuell auf die Defensive ausgerichtete. "Er ist ein Typ, der natürlich auch davon profitiert, wenn wir den Ball haben und ihn im Lauf anspielen." Gegen Hannover hatte der HSV nur 36 Prozent Ballbesitz, selbst in Paderborn hatte Joe Zinnbauer seiner Elf verordnet, dem Gegner das Spiel zu überlassen. Der Zweck - und derzeit auch der Erfolg - heiligt im Abstiegskampf die Mittel.
Ich weiß, dass meine Leistung steigerungsfähig ist.
HSV-Stürmer Nicolai Müller
Und Müller? Sein kicker-Notenschnitt liegt bei 4,44, die im Sommer gezahlten 4,5 Millionen Ablöse haben sich noch nicht bezahlt gemacht. Der 27-Jährige geht selbstkritisch mit der Situation um. "Ich muss jetzt zurückzahlen", sagt er, "ich weiß, dass meine Leistung steigerungsfähig ist." An seiner Laufbereitschaft und dem Einsatzwillen machen die Verantwortlichen das Tief nicht fest, führen fast beschwörend an, wie energisch er Jiracek vor dem 2:0 am Samstag beim Pressing unterstützt habe. "Das Engagement", betont Knäbel, "ist ihm nicht abzusprechen." Eine Auszeit hält der 48-Jährige deshalb nicht für den richtigen Ansatz, dem Ex-Nationalspieler wieder in die Spur zu verhelfen. "Nicolai hat natürlich keine Einsatzgarantie, aber ich denke nicht, dass ihm eine Pause gut tun würde." Der Rat des Ex-Profis ist dieser: "Er muss jetzt durchziehen!" Die kosmetische Verbesserung seiner Saisonstatistik kann als Starthilfe dienen.