Bundesliga

"Dass wir zu oft zurückspielen, finde ich nicht"

Schalke: Keller wehrt sich gegen Kritik

"Dass wir zu oft zurückspielen, finde ich nicht"

Nicht ganz einig: Timo Hildebrand bemängelte zu viele Rückpässe, Jens Keller sieht das anders.

Nicht ganz einig: Timo Hildebrand bemängelte zu viele Rückpässe, Jens Keller sieht das anders. imago

kicker: Sie sagen: Wenn Sie alle unsachliche Kritik an sich heranließen, könnten Sie sich gleich aus dem Fenster stürzen. Was ärgert Sie am meisten, Herr Keller?
Jens Keller (42): Da gibt es einiges. Zum Beispiel, wenn es nach dem Derby gegen den BVB als schwerer taktischer Fehler gewertet wird, Kevin-Prince Boateng im Sturmzentrum aufgestellt zu haben. Dabei haben wir kurz zuvor noch in Basel und Hoffenheim genauso gespielt - da war die Maßnahme erfolgreich. Deshalb erschließt sich mir der Sinn einer solchen Kritik nicht.

kicker: Gegen Werder wurde Boateng als Mittelstürmer zum Matchwinner, da wurden auch Sie für die Entscheidung gelobt.
Keller: Sehen Sie: Wenn wir gewinnen, ist alles gut. Verlieren wir, sind genau dieselben Dinge schlecht. Genau das meine ich mit unsachlich.

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FC Schalke 04

Gründungsdatum

04.05.1904

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Blau-Weiß

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kicker: Denken Sie, es hängt mit Ihrer nach wie vor nicht sonderlich hohen öffentlichen Reputation zusammen, dass Ihnen normale Entscheidungen wie im Fall Boateng schnell als Fehler ausgelegt werden?
Keller: Nein. Ich denke eher, das hängt mit dem fehlenden Wissen der jeweiligen Fachleute zusammen. Aber wie gesagt: Ich lebe damit und nehme es nicht persönlich.

kicker: Dann bewerten Sie doch mal, ganz sachlich, die Entwicklung Ihres Teams.
Keller: Ich bin sehr zufrieden - bis auf die ersten drei Spiele. Danach haben wir 19 Punkte aus neun Partien geholt, außer gegen Dortmund und Bayern gegen keinen mehr in der Liga verloren. In der Champions League sind wir Zweiter, können aus eigener Kraft das Achtelfinale erreichen. Gegen Chelsea haben wir zu viele Tore kassiert - und dennoch zweimal ordentlich gespielt.

Wir hatten über 60 Prozent Ballbesitz und sieben, acht klare Chancen. Die bekommen wir doch nicht, weil wir die Bälle planlos durch die Gegend hauen.

Jens Keller zum 3:1-Sieg gegen Bremen

kicker: Trotzdem: Wirklich begeisternd tritt Ihr Team selten auf. Das jüngste 3:1 gegen Werder war zwar verdient, aber spielerisch doch nicht voll überzeugend.
Keller: Nicht? Wir hatten über 60 Prozent Ballbesitz und sieben, acht klare Chancen. Die bekommen wir doch nicht, weil wir die Bälle planlos durch die Gegend hauen, sondern weil wir mit einer Idee ins Spiel gehen. Konkret haben wir unsere Aktionen immer wieder schnell auf die Außen verlagert, weil Werder mit Raute gespielt hat. Das hat auch Robin Dutt in der Pressekonferenz genauso analysiert und anerkannt.

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kicker: Ihr Torwart Timo Hildebrand allerdings bemängelt, dass seine Vorderleute zu häufig zu ihm zurückspielen. Er sagt: "Wir haben zu wenig Lösungen." Das stützt das kicker-Urteil vom unbeholfenen Aufbau über Viererkette und Sechser.
Keller: Timo hat insofern recht, als gegen Bremen ein, zwei Bälle zurückgespielt wurden, die ihn unnötig in die Bredouille brachten. Aber da geht es allein um die Art und Weise, wie und in welchen Situationen das passiert. Dass wir grundsätzlich zu oft zurückspielen, finde ich nicht. Der Torwart gehört heute zum Spiel dazu. Dass Timo am Samstag lieber ein paar Rückpässe weniger gehabt hätte, ist nach seinem Fehler in Chelsea verständlich.

Warum Keller Schalke als eine "gute Schule" für sich bezeichnet, was er von erbosten Anrufen seines Chefs hält und wieso er die Statistik der Laufleistung manchmal für trügerisch hält, lesen Sie im kicker-Interview in der Donnerstagsausgabe.