Am Montag vor zwei Wochen war Trainingsauftakt in Stuttgart. Während die Kollegen schon mächtig Spaß mit dem Ball hatten, lief Serdar Tasci damals mit Fitnesscoach Christos Papadopoulos endlose Runden. Grund war keine akute Verletzung. Sie wollten den Kapitän nur von Anfang an richtig aufbauen, damit er sich langfristig nicht wieder mit Fersen- und Achillessehnenproblemen durch die Saison quälen muss.
Am Samstag fand ein weiteres Testspiel statt. In Heidenheim. Auf der einen Seite ein Drittligist, der kurz vor dem ersten Saisonspiel steht, andererseits der VfB nach seiner kräftezehrenden Intensivwoche. In der Tat war es wohl den unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen geschuldet, dass sich ein Spiel über weite Strecken fast auf Augenhöhe entwickelte. Klitzekleiner Unterschied nach einer knappen halben Stunde: Ecke Torun, Kopfball Tasci, Tor. Am Ende also ein Stuttgarter 1:0-Erfolg, der vierte Zu-null-Sieg im vierten Spiel.
Standard-Training mit Erfolg
Für den Abwehrchef war es erst der zweite Einsatz, aber der zweite in Folge. Es geht deutlich aufwärts. Offenbar wirkt sich der behutsame Aufbau tatsächlich positiv aus. "Die Stabilisationsübungen bringen mich weiter", bestätigt der 26-Jährige. Immerhin stand er in Heidenheim 63 Minuten schmerzfrei durch, keiner spielte länger.
Tasci glänzte in der Defensive und brachte seinen Trainer mit dem Tor zum Schmunzeln. "Wir haben trotz des Grundlagentrainings bereits dreimal Standards trainiert. Heute hat es schon geklappt", freute sich Bruno Labbadia, der die Entwicklung seines Spielführers mit großem Wohlwollen verfolgt. "In der ersten Woche wechselten sich die Einheiten mit der Mannschaft und die Läufe noch ab. In der Intensivwoche war täglich dreimal Training. Und ich habe alles mitgemacht", berichtet Tasci über seine körperlichen Fortschritte.
Die fetten Angebote kamen im Sommer nicht
Sein angeschlagener Körper mag auch ein Grund dafür gewesen sein, dass die richtig fetten Angebote nicht kamen. Sein Vertrag in Stuttgart läuft 2014 aus, an einer Verlängerung wird längst gearbeitet. Er, so Tasci, habe ohnehin immer gesagt, dass er sich einen Verbleib in Stuttgart sehr gut vorstellen könne. "Wir haben zu Beginn des Urlaubs schon erste Gespräche geführt", sagt Tasci. Mal sein Berater mit Fredi Bobic, dann er selbst mit dem Vorstand Sport. Der kam am gestrigen Montag aus dem USA-Urlaub zurück. "Mal schauen, was er in Amerika vorbereitet hat", scherzt der seit 14 Jahren beim VfB Stuttgart kickende Profi. Um dann aber ganz ernsthaft hinzuzufügen: "Wenn er da ist, wird es weitergehen."
Wo landet der VfB Stuttgart?
Er meint das Thema Vertragsverlängerung. Jochen Schneider will nicht mutmaßen, ob es schnell gehen kann oder sich ziehen wird wie Kaugummi. "Es muss für beide Parteien alles passen", sagt der VfB-Sportdirektor. Man werde sich nun zusammensetzen und nicht über Absichten, sondern über Fakten sprechen.
Martin Messerer
