Bundesliga

Neustädter: "Ich habe keine Selbstzweifel"

Schalkes Mittelfeldspieler im kicker-Interview

Neustädter: "Ich habe keine Selbstzweifel"

Musste viel Kritik einstecken: Schalkes Roman Neustädter.

Musste viel Kritik einstecken: Schalkes Roman Neustädter. imago

In Nürnberg fehlten Sie wegen einer Schulterprellung, davon unabhängig wollte Ihnen Trainer Jens Keller ohnehin eine Pause geben. Tat diese gut, Herr Neustädter?

Roman Neustädter: Ich denke schon. Klar war es ein komisches Gefühl, das Spiel zu Hause vorm Fernseher zu verfolgen. Aber ich habe in letzter Zeit selbst gemerkt, dass ich für den Kopf mal eine Pause benötigte. In mein Spiel haben sich relativ viele kleine Fehler eingeschlichen. Das war man eigentlich nicht gewohnt von mir, ich selbst auch nicht.

Obwohl es mit Schalke aufwärts ging, blieben Sie in der Krise.

Neustädter: Ich weiß, dass ich es besser kann, keine Frage. Aber: In der ersten Zeit auf Schalke habe ich doch so gut wie überhaupt keine Fehler gemacht. Deshalb wird es jetzt vielleicht überhöht, wenn mir zwei, drei kleinere Fehler unterlaufen. Für mich ist das keine Krise, sondern ein neuer Lernprozess. Ich habe inzwischen über 30 Spiele gemacht, so viele wie in der gesamten vergangenen Saison in Gladbach. Ich muss lernen, diese Belastung wegzustecken, körperlich und mental. Fehler gehören dazu, wenn man ganz nach oben will.

Im Herbst schienen Sie ganz oben - Zufall, dass Ihr Abwärtstrend just nach der Berufung zur Nationalelf begann?

Neustädter: Ohne mich selbst loben zu wollen: Die Nominierung war zum damaligen Zeitpunkt gerechtfertigt. Die Messlatte wurde aber natürlich durch meine Leistung für mich immer höher gelegt, bei Außenstehenden und bei mir selbst. Vielleicht habe ich mir unterbewusst danach zu viel Druck gemacht, vielleicht wollte ich zu viel.

Ist Ihr Stammplatz nun erst mal an Jones bzw. Höger vergeben?

Neustädter: Das müssen Sie den Trainer fragen. Aber ich fühle mich dank der Pause körperlich viel besser. Es war wichtig, mal abzuschalten. Ich versuche, im Training zu zeigen, dass ich wieder voll da bin, physisch und vom Kopf her. Trainer und Mannschaft wissen, dass ich ein sehr wichtiger Spieler bin.

Ein Fehler, schon zählt der Rest nicht mehr.

Roman Neustädter über seinen Fehlpass gegen Galatasaray

Sie haben also keine Selbstzweifel?

Neustädter: Nein. Ich weiß, was ich kann. Auch zuletzt war nicht alles schlecht. Gegen Dortmund habe ich eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. Danach haben mich zwei, drei Konzentrationsschwächen wieder aus dem Rhythmus gebracht. Vielleicht, weil ich es nach einem Fehler besonders gut machen will, noch mehr Risiko eingehe. Gegen Galatasaray habe ich ein Tor geschossen, noch zwei, drei wirklich gute Bälle nach vorne gespielt.

Aber dann sprachen alle nur noch von Ihrem Fehlpass vorm 1:2.

Neustädter: Das meine ich: Ein Fehler, schon zählt der Rest nicht mehr.

Aber Ihr Fehler war nun mal völlig unnötig - und letztlich entscheidend.

Neustädter: Klar habe ich den Ball einfach schlecht gespielt. Aber wir gewinnen und verlieren als Team.

Fühlten Sie sich in der Öffentlichkeit als Sündenbock? Auch Kapitän Höwedes kritisierte Sie.

Neustädter: Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, dazu stehe ich. Wenn mich Außenstehende zum Sündenbock stempeln, sollen sie es ruhig tun. Ich kann das einschätzen. Als Mannschaft halten wir zusammen: Weder von Mitspielern noch vom Trainerteam bin ich als Schuldiger herausgepickt worden. Und ich sage: Wenn wir nächste Saison wieder so ein Spiel bekommen wie gegen Galatasaray, werden wir gewinnen. Weil wir dann wieder ein Stück erfahrener und reifer sind.

Die erneute Quali zur Königsklasse steht auf Messers Schneide. Ist Schalke aktuell dafür reif?

Neustädter: Ich sage: ja. Jeder hat Blut geleckt. Wir müssen jetzt jedes Spiel wie ein Endspiel angehen. Wie wir es gegen Düsseldorf, Wolfsburg und Dortmund geschafft haben. Dann brauchen wir gar nicht zu schauen, wie die Konkurrenz spielt.