Bundesliga

Büskens-Nachfolger Preis und die "unerklärliche Nische"

Fürth: Kein Feuerwehrmann gesucht - Hasenhüttl ein Kandidat

Büskens-Nachfolger Preis und die "unerklärliche Nische"

Fürths Präsident Helmut Hack erklärt die Büskens-Entlassung und stellt Interims-Nachfolger Ludwig Preis vor.

Fürths Präsident Helmut Hack erklärt die Büskens-Entlassung und stellt Interims-Nachfolger Ludwig Preis vor. imago

Der 41-jährige Preis trainierte zuletzt die Amateure der SpVgg in der Regionalliga Bayern. Der Inhaber der A-Lizenz, dem vom Sportlichen Leiter Rouven Schröder assistiert wird und der auch keine Fußball-Lehrer-Lizenz besitzt, kann maximal zwei Wochen Bundesliga-Luft schnuppern, eine längere Beschäftigung erlauben die Statuten der DFL ohne die entsprechende Qualifikation nicht.

Preis hatte Ende Dezember 2012 die Fürther Amateure übernommen, zuvor beendete er sein Engagement als Trainer beim unter ihm in die Regionalliga Bayern aufgestiegenen SC Eltersdorf (bei Erlangen). Als Begründung gab er an, dass sich sein Beruf und das Engagement als Viertliga-Trainer nicht vereinbaren ließen. Pikant dabei: Preis arbeitet in der Firma, deren Geschäftsführer Helmut Hack, der Fürther Präsident und wesentlicher Entscheidungsträger, ist. Seine Sporen verdiente sich der zweifache Familienvater bislang ausschließlich im Amateurbereich (seit 2003 bis 2005 SC Feucht/dritte Liga, Februar 2006 bis 2010 Landesligist Neustadt Aisch, ab 2010 SC Eltersdorf vierte Liga und Aufstieg in die Regionalliga). Ein rasanter Aufstieg also, der wohl nur in dieser Konstellation und sicherlich nur für das Spiel gegen Bayer Leverkusen (Sonntag, 17.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) denkbar ist.

zum Thema

Preis reichte für Donnerstag und Freitag ordnungsgemäß Urlaub ein und wurde am Donnerstagmittag dann vorgestellt. "So eine Phase geht nicht spurlos an einer Mannschaft vorbei", sagte Preis, der den Spielern "Spaß, Leichtigkeit und Leidenschaft" vermitteln will. Nach ein paar Stunden Bedenkzeit am Mittwochnachmittag sagte er Hack zu, weil "ich dem Verein in dieser schwierigen Situation helfen muss". Für das Spiel gegen Leverkusen hofft Preis, dass seine Mannschaft "eine Nische erwischt, die man im Fußball nicht erklären kann".

Hack sucht seit spätestens Dienstag einen neuen Trainer, der auch im Abstiegsfall bleiben soll. Kein Feuerwehrmann, sondern "einer, der sich mit der SpVgg identifiziert", wie der Sportliche Leiter und Kurzzeit-Assistent Schröder sagt. Eine verlockende Aussicht? In der Vergangenheit ging diese Kalkulation nicht oft auf, ein Abstieg bleibt ein Abstieg - und der bleibt in der Regel haften. Ralph Hasenhüttl, derzeit Trainer des Zweitliga-Aufsteigers VfR Aalen und als Spieler in Fürth bestens bekannt (2000 bis 2002), gilt als ernsthafter Kandidat. "Wir müssen überzeugt sein, dass er zu uns passt", sagt der Vereinschef.

Nein, das ist ja immer der gleiche Gag.

Rouven Schröder auf die Frage, ob Lothar Matthäus ein Kandidat ist

So wie damals Mike Büskens, der im Winter 2009 zu den Fürthern stieß, wie die Faust auf das Auge passte. Der im Mannschaftskreis beliebte Motivator, der bei Spielen an der Seitenlinie Schwerstarbeit verrichtete, riss speziell die vielen jungen Akteure im Kader der SpVgg mit. Unvergessen sind seine Sprintläufe nach wichtigen Torerfolgen – wie beim Last-Minute-Remis in Hoffenheim (3:3) oder zuletzt beim 2:1 auf Schalke – an deren Ende er sich in die auf dem Boden jubelnde Spielertraube hechtete.

Viel zu Jubeln gab es bislang nicht für die Fürther, aber wenn, dann ließ es vor allem Mike Büskens richtig krachen.

Viel zu Jubeln gab es bislang nicht für die Fürther, aber wenn, dann ließ es vor allem Mike Büskens richtig krachen. imago

Einer, der nach dem Pokalsieg im Derby in Nürnberg in einer Fürther Kneipe mit den Spielern auf den Tischen tanzte. Einer, der, trotz seiner emotionalen Bindung an den FC Schalke, in Fürth rund um die Aufstiegsfeier ganz neue Gefühlswelten erlebte und entfachte. Laut Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung wird es keine Mike-Büskens-Allee geben, bei vielen Fans hatte Büskens dennoch längst ein Denkmal im Herzen.

Hack, der viele Jahre kämpfte, um aus dem Fusionsverein (SpVgg Fürth und TSV Vestenbergsgreuth, 1996) eine für die Stadt Identität stiftende Angelegenheit zu machen, spürte die Strahlkraft von Büskens und bot dem Coach schon mal salopp an, für immer bleiben zu können. Am Mittwoch endete dieses Vertrauen. Angesichts der sportlichen Ausweglosigkeit ein mehr als vertretbarer Schritt. Die SpVgg Greuther Fürth ist nun auch ein ganz normaler Bundesligist, der wohl einfach wieder absteigt.