Bundesliga

Vertagt! Die Entscheidung fällt am Montag

Urteilsverkündigung für 15 Uhr angesetzt

Vertagt! Die Entscheidung fällt am Montag

"Die Berliner wollten die Kabine stürmen": Wolfgang Stark belastete Hertha am Freitag schwer. Links Berlins Manager Michael Preetz.

"Die Berliner wollten die Kabine stürmen": Wolfgang Stark belastete Hertha am Freitag schwer. Links Berlins Manager Michael Preetz. picture alliance

Besonders schwer belastete Stark den Hertha-Kapitän. "Der Spieler Levan Kobiashvili hat mit ausgestreckter Faust in meine Richtung geschlagen. Ich habe mich weggeduckt, bin dann am Hinterkopf getroffen worden. Einzig das Treppengeländer verhinderte einen Sturz, und das wären fünf bis sechs Meter gewesen", sagte der Referee aus Ergolding. Medienberichten zufolge hatte Stark den Georgier noch in der Kabine wegen Körperverletzung angezeigt. Dazu äußerte sich Stark zunächst nicht.

Auch von Christian Lell sei er "aufs Schärfste attackiert und am Arm gepackt worden", sagte Stark. "Die Beleidigung, die dabei gefallen ist, war: 'Du feiges Schwein'!" Auf dem Weg zur Schiedsrichterkabine seien die Unparteiischen dann von weiteren Spielern von Hertha BSC abgefangen worden. Andre Mijatovic habe ihn als 'Wichser' bezeichnet.

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Ich hatte Angst und war den Tränen nahe und musste mir auf die Lippen beißen. So etwas habe ich noch nicht erlebt.

FIFA-Referee Wolfgang Stark

Die Berliner hätten außerdem "die Kabine stürmen" wollen. "Wir mussten die Türen immer wieder zudrücken. Ich konnte Mijatovic und Kraft (Torhüter Thomas Kraft, d. Red.) erkennen. Dabei fielen weitere Beleidigungen: 'Stark, Du Arschloch'. Ich hatte Angst und war den Tränen nahe und musste mir auf die Lippen beißen. So etwas habe ich noch nicht erlebt", erklärte der 42-jährige FIFA-Referee weiter.

Er habe, sagte Stark, nach einer 20-minütigen Unterbrechung wegen des verfrühten Platzsturms der Düsseldorfer Fans von der Polizei grünes Licht für die Fortsetzung bekommen. Daraufhin habe er Hertha-Manager Michael Preetz, dem Fortuna-Trainer Norbert Meier und den beiden Spielführern mitgeteilt, dass "noch eineinhalb Minuten" zu spielen seien. "Ich habe das Spiel nicht abgepfiffen, sondern lediglich unterbrochen", sagte Stark.

Kraft: "In jedem Kopf war die Angst da"

Von der kolportierten "Todesangst" der Hertha-Spieler wollte Stark nichts wissen. "Wenn man unmittelbar nach dem Schlusspfiff so massiv und gezielt auf das Schiedsrichter-Team losgehen kann, stellt sich die Frage nicht, ob die Spieler Todesängste ausgestanden haben." Das sehen die Berliner hingegen ganz anders. "Speziell Raffael und Ronny hatten Tränen in den Augen. Das waren keine Abstiegstränen. Da war die Angst vieler, was mit ihren Kindern auf der Tribüne passiert", erklärte Keeper Kraft. "In jedem Kopf war die Angst da. Es wäre kein Eckball mehr möglich gewesen, ohne dass einer einen angepackt hätte. Ich hatte den Gedanken: Was passiert mir in dem Stadion?" Kapitän Andre Mijatovic ergänzte: "Keiner von uns hat mehr an Fußball gedacht. Das war eine neue Situation im Fußball. Das hatte nichts mit Fußball zu tun."

Ende der Sportgerichtsverhandlung nicht absehbar

Am Freitag wird vor dem Sportgericht nur verhandelt, ob es ein Wiederholungsspiel geben wird oder nicht. Persönliche Strafen sollen später ausgesprochen werden. Der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz erklärte inzwischen, dass man versuche, die Verhandlung beenden zu können. Er konnte dies nicht zusichern, es bestehe aber "Eilbedürftigkeit".

Nach mehr als sechs Stunden: Das Urteil wird vertagt

Es schien allerdings, als würden sich die Parteien auf Montag vertagen. Sowohl Schiedsrichter und Hauptzeuge Wolfgang Stark als auch Richter Hans E. Lorenz und DFB-Chefankläger Anton Nachreiner wollten nach dem Verhandlungsmarathon in Frankfurt/Main am Freitag noch ein Flugzeug nach München bekommen. Die letzte Maschine gehe um 20.25 Uhr, wusste die Protokollführerin, mahnte rund vier Stunden vor Abflug aber zur Eile bei der Buchung: "Sonst ist das Reisebüro nicht mehr besetzt."

Proteste von Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt, bei einer so wichtigen Verhandlung nicht auf Flugzeiten zu schauen, ließ Richter Lorenz gekonnt ins Leere laufen: "Wir sind uns beide einig, dass man diesen Fall nicht übers Knie brechen kann", sagte er. "Montag ist auch noch ein Tag." Allerdings fanden sich für Lorenz und Nachreiner noch Sitze in einem Flug für 21.30 Uhr. Stark sollte sogar den früheren Flieger um 19.00 Uhr bekommen.

Es gab kontroverse Anträge. Wir wollten nichts übers Knie brechen. Das muss in Ruhe entschieden werden

Hans E. Lorenz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts

Trotz der Bemühungen aller Beteiligten konnte die Verhandlung am Freitagabend nicht zu ihrem Ende geführt werden. Nach insgesamt mehr als siebenstündiger Beweisaufnahme und der teilweise emotionalen Vernehmung von zehn Zeugen vertagte sich das DFB-Sportgericht auf den Montag. Die Urteilsverkündung soll gegen 15:00 Uhr vorgenommen werden.