Der erhellt sich nach dem Wiedereinstieg ins Mannschaftstraining nach der schweren Verletzung (Syndesmoseriss, Anbruch des Wadenbeines) mit jeder Einheit. "So etwa bei 95 Prozent" sieht sich der Nationalspieler, der am Mittwoch einen Großteil des Trainingsprogramms absolvierte: Passübungen, Spielformen, Schüsse, Sprints, Drehungen, sogar ein paar verhalten geführte Zweikämpfe. "Abends schwillt der Fuß leicht an, am anderen Morgen ist das aber weg", so Kießling, Schmerzen verspürt er überhaupt nicht. Nur Lust, unbändige Lust!
Die Möglichkeit, noch in dieser Hinrunde zumindest auf der Bank zu sitzen, ist gegeben. In Hamburg noch nicht, "es ist sinnvoller, wenn er in der BayArena trainiert", sagt Jupp Heynckes (65). Doch der Trainer will nicht ausschließen, dass Kießling im abschließenden Europa-League-Heimspiel gegen Atletico Madrid (16. Dezember) oder zum Hinrunden-Ausklang gegen den SC Freiburg auf der Bank sitzt. "Das wäre ja schon sensationell", sagt Kießling, "einfach dabei sein, im Hotel, in der Kabine. Es geht mir gar nicht darum, direkt zu spielen. Da wird der Trainer schon entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ziel ist der 14. Januar, der Rückrundenstart gegen Dortmund!"
Ab Montag will der Blondschopf die 100 Prozent angehen, dann steigt er richtig ein ins Mannschaftstraining. Heynckes sieht das Treiben mit Freuden: "Der hat Ehrgeiz, das ist schön!"
Ein wenig mehr Dampf in vorderster Front könnte Bayer gut gebrauchen. Weder Eren Derdiyok (22, drei Saisontore, vier Assists) noch Patrick Helmes (26, vier Tore, ein Assist) können bislang zufrieden sein mit der Ausbeute. Am treffsichersten ist mit Arturo Vidal (22, sechs Treffer, fünf Assists) ein defensiver Mittelfeldspieler, immerhin hat Bayer mit zwölf (!) Torschützen die meisten der Liga. "So sind wir schwer auszurechnen", sagt Heynckes, der gegen ein paar Stürmertore aber sicherlich nichts einzuwenden hätte.
Am Samstag in Hamburg kann sich der laufstärkere Derdiyok wieder Hoffnung auf einen Einsatz machen, gegen Köln saß der Schweizer erstmals seit Dienstantritt in Leverkusen 90 Minuten auf der Bank. Heynckes' erklärtes Ziel in der imtech-Arena sind drei Punkte: "Wir können aus einer guten Hinrunde eine sehr gute werden lassen. Wenn wir noch zweimal gewinnen!"
Frank Lußem