Bundesliga

Amerell zieht zurück und ist zufrieden

Ex-Schiedsrichterbeobachter erhielt Akteneinsicht

Amerell zieht zurück und ist zufrieden

Manfred Amerell mit seinen Anwälten Lutz Paproth (l.) und Jürgen Langer (r.) im Münchner Landgericht.

Manfred Amerell mit seinen Anwälten Lutz Paproth (l.) und Jürgen Langer (r.) im Münchner Landgericht. picture alliance

Über 100 Medienvertreter und Gäste warteten gespannt im Gebäude des Landgerichts in München auf die Verhandlung des Antrags von Manfred Amerell auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung gegen den DFB. Nach einer fast zweistündigen Verzögerung kam es schließlich zu einem kurzen öffentlichen Auftritt der beteiligten Parteien im Gerichtssaal. Dort wurde vom Vorsitzenden Richter Peter Lemmers schließlich eine außergerichtliche Einigung verkündet, die als Niederlage für Manfred Amerell gewertet werden muss. Der betrroffene selbst sieht das allerdings anders. "Ich bin zufrieden mit dem Tag. Der Sinn der Sache war, dass wir die Namen kriegen", sagte Amerell, der froh über das Ende des "Versteckspiels" war: "Ich weiß jetzt, wer das ist – und das ist gut so." Aus dem Umfeld seiner Anwälte wurde bekannt, dass Amerell womöglich Strafanzeige gegen die Belastungszeugen des DFB stellen könnte. Dies würde der Angelegenheit eine völlig neue Wendung geben.

Unter großem Blitzlichtgewitter betraten Amerell und seine Anwälte um 14.56 Uhr den Gerichtssaal, um anschließend zusammen mit den Anwälten der Gegenseite und den anwesenden Journalisten die Punkte der Einigung von Lemmers noch einmal anzuhören.

Demnach zog Amerell seinen Antrag auf eine Einstweilige Verfügung gegen den DFB zurück. Dem DFB ist gestattet, die in einer Pressemitteilung verbreiteten Vorwürfe, Amerell habe Schiedsrichter "bedrängt und/oder belästigt" aufrechtzuerhalten. Einen kleinen Sieg erreichte die Partei von Amerell immerhin doch: Die Originale der eidesstattlichen Versicherungen von Michael Kempter und der drei weiteren Schiedsrichter wurden mit den Namen der Beteiligten im Anschluss im Gerichtssaal und unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgelesen. Allerdings ist es den Beteiligten bei einer Vertragsstrafe von 25.000 Euro untersagt, Sachverhalte oder Namen (mit Ausnahme des Namens Michael Kempter) in der Öffentlichkeit zu verbreiten.

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"Es waren lange und intensive Verhandlungen. Beide Seiten waren bemüht, friedlich miteinander umzugehen", sagte Lemmers. Im Anschluss verließen beide Parteien ohne Kommentare den Gerichtssaal durch einen Hinterausgang.

Im Vorfeld der Anhörung hatte Amerell noch einmal schweres Geschütz gegen den Hauptbelastungszeugen Michael Kempter aufgefahren. "Kempter hat mich für seine eigenen Motive, für seine Karriere benutzt", sagte Amerell dem TV-Sender Sat.1: "Ich unterstelle Kempter, dass er in einer Dreistigkeit lügt, wie ich es in meinem Leben noch nicht gehört habe."

Für DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger stand viel auf dem Spiel, hat er doch gegenüber dem kicker seinen Rücktritt angekündigt, sollte der DFB "diesen Prozess verlieren". Mit der nun erfolgten Einigung dürfte er aber gut leben können. "Ich weiß, dass es keine heile Welt beim DFB gibt, aber ich habe alles im Griff. Wir haben den Fall transparent, aber mit der nötigen Vertraulichkeit gelöst. Das Ganze schadet uns nur, wenn wir Dinge unter den Teppich kehren würden. Das ist nicht der Fall", sagte der DFB-Boss in einer ersten Stellungnahme.