Leverkusens Trainer Roger Schmidt musste im Vergleich zum furiosen 3:2 auf Schalke, als seine Schützlinge in einer atemberaubenden zweiten Hälfte ein 0:2 gänzlich drehten , eine komplett neue Viererkette aufstellen: Wendell (Riss der Syndesmose), Tah (Magenvirus), Toprak (noch nicht fit genug) und Jedvaj (Mittelfuß) fehlten allesamt. Dafür rückten Calhanoglu, Kramer, Ramalho und Henrichs in die Startelf.
Hertha-Coach Pal Dardai nahm im Vergleich zum 0:2 gegen Bayern München drei Wechsel vor: Jarstein, Skjelbred und Kalou begannen anstelle von Kraft, Mittelstädt und Stocker (allesamt Bank).
Blitzstart durch Brandt - Bender legt nach
Es war zudem eine Art Endspiel für beide Klubs: Leverkusen konnte mit einem Sieg Rang drei und damit die sichere Champions-League-Teilnahme unter Dach und Fach bringen, Hertha mit einem Sieg wieder an der Königsklasse anklopfen. Doch die Hausherren sollten sich trotz der komplett umformierten Defensive - Kapitän Bender zum Beispiel agierte als Rechtsverteidiger - vom Anpfiff weg die Kontrolle aneignen und die Berliner dominieren. Der Führungstreffer ließ nicht lange auf sich warten: Nach Calhanoglu-Zuspiel verlängerte Aranguiz den Ball in den Strafraum, wo Pekarik nicht gut aussah und Brandt somit ins Spiel brachte. Der Angreifer schloss eiskalt mit links ab und verbuchte damit im sechsten Bundesliga-Spiel in Folge einen Treffer (2.). Pech für die Herthaner, dass dieser ganzen Stafette ein falscher Einwurf von Bellarabi vorausgegangen war - der Offensivspieler stand mit einem Bein deutlich im Feld.
Ausgelassene Stimmung im Lager von Bayer 04 Leverkusen. Getty Images
Zwar gestalteten die Berliner das Spiel in der Folge ausgeglichener, dennoch folgte das 0:2 aus Hertha-Sicht: Calhanoglus Freistoß aus dem rechten Halbfeld flog direkt vor den Fünfmeterraum in die Gefahrenzone, wo Langkamp und Lustenberger nicht gut aussahen. Am Ende stocherte Torschütze Bender mit dem rechten Fuß dazwischen (16.).
Bundesliga, 32. Spieltag
Ohne Maske: Ibisevic trifft
Die Vorentscheidung war damit aber noch nicht gefallen, denn mit der ersten Gästechance im Spiel meldete sich die Alte Dame plötzlich zurück: Ibisevic, der zuletzt noch aufgrund eines Bruchs der Kieferhöhle mit Maske gespielt hatte, verwertete eine Pekarik-Flanke präzise per Kopf (21.). Der 1:2-Anschluss glückte somit, der der Werkself etwas den Schwung nahm. Dann plätscherte das Duell der beiden Top-Klubs in dieser Bundesliga-Saison etwas vor sich hin, ehe Calhanoglu abschließend mit zwei direkten Freistößen für Gefahr sorgte (39. und 45.+2). Doch beide Male parierte Jarstein.
Bellarabi enteilt und scheitert
Jarstein geriet auch direkt nach Wiederbeginn in den Fokus, als er nach einem famosen Bellarabi-Sprint und -Abschluss stark parierte und das Leder an den Pfosten lenkte (52.). Auf der anderen Seite verzog Stark aus bester Position (55.). Ansonsten blieb vieles Stückwerk, obwohl Tempo, Ballsicherheit und Präzision auf beiden Seiten hoch war. Doch in beiden Angriffsdritteln fehlten schlichtweg die genauen Zuspiele. Chancen waren demnach lange Zeit Mangelware.
Jarstein hält Berlin vergebens im Spiel
Erst in der 80. Minute wurde es wieder brenzlig - und wieder stand ein gewisser Herr Jarstein im Mittelpunkt: Nach einem perfekten Steilpass von Chicharito war Bellarabi durch, doch sein guter Abschluss wurde gerade noch vom abermals glänzenden Hertha-Keeper entschärft. Somit lebte Berlin noch an diesem Abend. Gelingen sollte aber nichts mehr, zu planlos wurden lange Bälle geschlagen, die die groß gewachsenen Kießling, Kramer, Bender & Co. allesamt bereinigten.
Durch den 2:1-Erfolg hielt die Werkself eine beeindruckende Statistik am Laufen: In den vergangenen 52 Bundesliga-Spielen mit Halbzeitführung verlor Bayer nur eines (46 Siege, fünf Remis).
Leverkusen gastiert am kommenden Samstag (15.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach, hat nach diesem Sieg aber nicht mehr den ganz großen Druck. Die Teilnahme an der Champions League 2016/17 ist sicher. Berlin empfängt am 33. Spieltag das wieder dick im Abstiegskampf steckende Darmstadt 98.